#102 Andreas Krebs, wie begeisterst du junge Menschen für einen Job im Handwerk?
Shownotes
Andreas Krebs hat vor zwei Jahren die Initiative „Unternehmen mit Klasse“ gestartet. Er hat die Patenschaft für eine Klasse der Berliner Schule am Tierpark übernommen. Seit der 7. Klasse begleitet er die Schülerinnen und Schüler und unterstützt sie u.a. bei der Berufswahl. Für diese Initiative ist Andreas im November mit dem „Ausbildungs-Ass“ ausgezeichnet worden! 🏆
Im Podcast „Handwerk erleben“ erzählt der Geschäftsführer der Module Spezial Gerüstbau GmbH, wie er auf die Idee der Initiative kam und welchen Wert diese Aktion für die Schülerinnen und Schüler hat. Max Herrmannsdörfer spricht mit ihm aber auch über das Gerüstbau-Handwerk und die Besonderheiten in Berlin.
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Transkript anzeigen
Max: Heute geht es bei uns im Podcast hoch hinaus. Auf, über und an den Fassaden Berlins arbeitet das Team meines heutigen Gesprächspartners. Und damit herzlich willkommen bei Handwerk erleben, dem Talk für Macher. Mein Name ist Max Hermannsdörfer und bei mir zu Gast ist Andreas Krebs. Er ist Geschäftsführer der Module Spezial Gerüstbau GmbH in Berlin. Herzlich willkommen Andreas.
Andreas Krebs: Ja, freu mich, dass ich da sein darf. Bin sehr gespannt.
Max: Ja, mich freut es auch, dass du hier zu Gast bist. Du bist nämlich der erste Gerüstbauer bei uns hier bei Handwerk erleben. Ich würde sagen, Zeit wird es, ne? Wir werden heute über dein Handwerk sprechen, über deinen Betrieb und wie das Ganze in Berlin, in der Großstadt Berlin funktioniert. Bin ich sehr gespannt. Bevor wir da aber konkret darauf eingehen, erstmal herzlichen Glückwunsch. Du bist nämlich erst vor wenigen Tagen Ende November ausgezeichnet worden.
Andreas Krebs: Witzige Zeit,
Max: mit dem Ausbildungsast 2024. Da geht es ein Projekt, das du an einer Berliner Schule umgesetzt hast und auch immer noch umsetzt. Andreas erklär das gern mal. Was habt ihr gemacht und was macht ihr auch jetzt noch an der Schule?
Andreas Krebs: Ja, wir haben den ersten Platz bekommen in der Rubrik Ausbildungsinitiativen, weil wir vor zwei Jahren Initiator eines Schulprojekts waren. Und zwar habe ich zusammen mit einem Vorstandsvorsitzenden aus einer Wohnungsgenossenschaft habe ein Projekt gestartet, das heißt Unternehmen mit Klasse. Und hier geht es langfristige Verantwortung. Wir haben uns gestellt und haben gesagt, wir wollen Verantwortung übernehmen für vier Jahre Schulzeit. Siebte Klasse ging es los, da ist unsere Patenschaft gestartet und wir begleiten unsere Schulklasse nun bis zur zehnten Klasse. Wir sind jetzt frisch vor kurzem in die neunte Klasse gekommen. Wir sind jetzt aktuell auch in der Berufsorientierung angekommen. Die ersten zwei Schuljahre waren bisschen geplänkelt, Vertrauen aufbauen, eine Beziehung aufbauen. Sachen zusammen erleben, aber auch schon ein bisschen über Berufe und Code zu reden. Ich bin regelmäßig in meiner Klasse. Für gewöhnlich versuche ich einmal im Monat meine Klasse zu besuchen für eine halbe Stunde. Und ich versuche jedes Mal auch zu fragen, was dann so die Intention ist, was sie jetzt machen wollen oder wo sie hin wollen und bekomme da auch immer die unterschiedlichsten Feedbacks. Muss sagen, ganz erfreulicherweise Keiner meiner Schüler oder Schülerinnen wollen Influencer werden, sondern die haben wirklich bodenständige Ziele. Ich glaube auch, dass es so ein kleines Ammenmärchen ist, dass wir den allen unterstellen, dass sie Influencer werden wollen. Ja, mit Sicherheit wird es junge Menschen geben, die das machen wollen. Und es wird auch Menschen geben, die damit mega erfolgreich sind. Aber es sind eben gar nicht alle, weil vielen ist nämlich bewusst, dass sie da ein Riesenbrett stemmen müssen, wenn sie das machen, dass da ein Riesenhaufen Arbeit hinter steckt.
Max: Mhm.
Max: Ja, okay. Also du gehst einmal im Monat in die Klasse. Du begleitest sie jetzt seit zwei Jahren. Siebte Klasse angefangen, jetzt geht's in die Neunte. Was machst du dann da vor Ort? Also führst du einfach Gespräche, wie gerade so, wie es in der Schule läuft, ob sie sich irgendwelche, ob sie Wünsche für ein Praktikum haben? Wie kann ich es mir vorstellen?
Andreas Krebs: Also das ist breit gefächert. Wir unterhalten uns natürlich über Alltagsthemen, auch über Schulthemen. Und es sind aber dann auch berufliche Themen. Was für Ziele, wo wollen wir hin? Ich habe in dieser Zeit, wo wir das jetzt machen, habe ich zwei Workshops entwickelt, eigentlich drei Workshops. Der erste Workshop handelt Zeitmanagement, weil ich denke schon, dass in der frühen Klassenstufe 7, 8 schon mal das Thema Zeitmanagement auf dem Tisch muss, weil die Schüler sind ja nicht willkürlich, dass sie sich mit Telefon und Ablenkung und so weiter aus dem Alltag ziehen lassen, sondern sie versumpfen regelrecht in ihrem TikTok und Co. Und ich sag mal so, wenn ich das im Business erlebe, dann hole ich mir jemanden, der mit mir zusammen Zeitmanagement übt, der zu mir sagt, es hat alles seine Zeit und ich muss nur anfangen, dass ich diese organisiere.
Max: Mhm.
Andreas Krebs: Und das kann man durchaus auch mit Jugendlichen machen oder das muss man auch mit Jugendlichen machen. Den zweiten Workshop, den wir zusammen gemeistert haben, war mit System erfolgreich werden. Ich versuche den Kindern in der neunten Klasse mitzugeben, dass sie Wissen aufbauen müssen. Erfolg ist basiert in der Regel immer auf einer Grundlage Wissen und Wenn Sie für sich selber beschlossen haben, dass Sie gerne erfolgreich sein möchten, dann müssen Sie mit dem Wissensaufbau anfangen. Das ist natürlich ganz leicht, wenn man effektiv zur Schule geht und nicht stört und nicht abgelenkt ist, sondern weiß, warum man sich dahinsetzt und die Zeit nutzt. Habe ich jetzt hier den Kindern auch. Also das Leben ist keine Einbahnstraße. Man kann auch noch mal 25, 35 oder 45 erfolgreich werden. Nur die Kinder haben jetzt Ziele und Träume. Und dann sage ich,
Max: Mmh.
Andreas Krebs: Na wie wäre es denn, wenn ihr an diesen Zielen und Räumen arbeitet und die nicht so vor euch her schiebt und eure Zeit so sinnlos verschenkt?
Max: Ich stelle es mir schon schwierig vor, einen richtigen Zugang zu kriegen. Ich meine, die Kinder sind dann oder waren, als ihr angefangen habt, so 12, 13 vermutlich, jetzt mitten in der Pubertät. Wie schafft man es da, einen guten Zugang zu kriegen, als jemand, der als Erwachsener in diese Klasse reinkommt und denen was erzählt? Also wie hat dieser Aufbau funktioniert?
Andreas Krebs: Also natürlich erreiche ich nicht alle Schüler gleichermaßen. Deswegen ist auch wichtig, dass ich vier Jahre Zeit habe. Aber im Großen und Ganzen ist da schon eine enorme Akzeptanz, weil die Kinder auch spüren, ich will da sein. Mich verpflichtet kein Gesetz oder keine Pflicht, da hinzugehen, sondern ich bin freiwillig da, weil mir die Kinder wichtig sind. Und ich merke auch in der Art, wie sie sich benehmen, wenn ich da bin, dass da eine Menge Respekt ist. das kann man kaum mit Worte fassen.
Max: Mhm.
Max: Weil du halt auch nochmal eine andere Ebene mitbringst als jetzt zum Beispiel einen Lehrer oder eine Lehrerin.
Andreas Krebs: Genau und das wirkt halt authentischer. Wenn ein Lehrer über wirtschaftlichen Erfolg redet oder über Ziele in Zukunft, dann ist das bisschen zahnlos. Also ich will jetzt nicht die Lehrer schlecht machen. Viele Lehrer leisten einen großartigen Job, aber die haben halt einen Bildungsauftrag. ich sage mal so Berufsorientierung ist zum großen Teil ein Erziehungsauftrag und ich unterstütze in erster Linie eigentlich die Eltern, indem ich eine zusätzliche Ebene schaffe.
Max: Mhm.
Andreas Krebs: Weil es ist heutzutage sehr schwer,
Max: Wie viele Schüler konntest du denn jetzt schon vom Beruf des Gerüstbauers begeistern? Konntest du da zumindest schon mal dieses Berufsbild in den Kopf rücken? Wenn du mich jetzt gefragt hättest als Zwölfjähriger, ob ich Bock auf Gerüstbau habe, hätte ich glaube ich erstmal gesagt, gar keine Ahnung. Wie ist es in der Praxis jetzt bei dir?
Andreas Krebs: Der Vorteil ist, in der Zwölften sind die noch so, dass die fast alle keine Ahnung haben. Ja, mit zwölf Jahren, Entschuldigung. Ja, das sind die alle noch, sag ich mal, noch auf Werkseinstellung. Und es war ja gar nicht das Ziel, die alle ins Gerüstboot zu holen, sondern meine meine große Vision da drin steckt. Wir brauchen eine Generation, die gerne zur Arbeit geht. Wir brauchen junge Menschen, die gerne bereit sind, auch eine extra Meile zu laufen. Und die werden wir nur schaffen.
Max: Wie mit zwölf Jahren.
Max: Ja.
Andreas Krebs: werden wir die Kinder, sage ich mal so, auf verschiedenen Ebenen abholen und nicht nur auf vermeintlich mit Geld verdienen. Ja, wenn ich mir einen Job suche, wo ich viel Geld verdiene und der mir aber keinen Spaß macht, werde ich mit Sicherheit nicht zu den Spitzenverdienern in dieser Branche gehören. Und deswegen habe ich auch versucht, mein Berufsbild ein Stück zurückzustellen. Natürlich wissen die Kinder, wo ich herkomme, was ich tue und was ich auch ausbilde. Aber
Max: Mhm.
Andreas Krebs: Ich möchte die Kinder gerne unterstützen, dahin zu kommen, wo sie sich wohlfühlen. Umso mehr freue ich mich, dass Schüler signalisiert haben, dass sie gerne bei mir im Praktikum machen wollen und auch in Erwägung ziehen, bei mir eine Ausbildung zu machen.
Max: Cool, das ist dann natürlich ein schöner Nebeneffekt, sag ich mal, dieses Projekt, oder?
Andreas Krebs: Ja, aber das zeigt wieder, Einfluss fördert, Einfluss bildet und letztendlich, wie gesagt, wenn Sie sich halt von meiner Leidenschaft zum Gerüstbau anstecken lassen, umso besser, weil das Schöne ist hier, die wollen wirklich Gerüstbauer werden. Ich muss dir nicht erzählen, dass es auch mal kalt ist und dass die Arbeit draußen ist, sondern die wissen alle schönen und auch alle vielleicht nicht so schönen Aspekte und sagen, ich würde es dennoch, weil es anscheinend ein cooler Job ist. Und das ist es nun mal.
Max: Na klar, klar.
Max: Ja.
Max: Mhm. Ja.
Andreas Krebs: für mich eigentlich das einzigste, was ich mir vorstellen kann.
Max: über diese Leidenschaft für Gerüstbau, über die sprechen wir gleich noch. Aber wie du sagst, das Ganze dann zu transportieren und dann bestimmt auch über diese persönliche Bindung und über den persönlichen Bezug zu dir als Person, aber auch dir als Gerüstbauer in der Funktion, als dein Beruf. Ich glaube, dadurch kann man relativ viel erreichen. Wie ist es denn jetzt mit diesem Projekt? Du hast gesagt, ihr habt das Ganze oder du warst mit einer der Initiatoren. Hat das Projekt schon Nachahmer gefunden? Gibt es da mittlerweile mehr Unternehmen, die sich für so eine Partnerschaft tatsächlich einsetzen?
Andreas Krebs: Ja, also das freut mich natürlich ganz besonders, dass da einige Firmen diesen Ball aufgenommen haben und das auch weiter spielen. Wir haben an unserer Schule für unseren Jahrgang haben wir alle Klassen mit einem Paten versorgen können, das spricht vier Klassen in diesem Jahrgang und vier Paten und auch gleich von Anfang an. Also das hat so ziemlich gepasst. Wir konnten die zwei ferne Klassen gleich in den ersten Wochen mit versorgen. Und in der Folgeklasse sind auch
Max: Cool.
Max: Mhm.
Andreas Krebs: Einige Paten, sind jetzt an dieser Schule insgesamt neun Patenfirmen. Aber darüber hinaus, ich konnte auch ein Gerüstbauunternehmen in Sachsen überzeugen, dieses Projekt zu starten da in Mecklenburg-Vorpommern gibt es nach Abener. Auch da hat eine Schule jetzt einige Paten durch, aber auch durch einen Gerüstbauer gestartet. Und durch mein Business Netzwerk konnte ich hier in Brandenburg, in südlichem Branden, also am südlichen Ende von Berlin konnte ich halt auch jemanden überzeugen, das Projekt zu starten und der ist jetzt gerade auf Partnersuche und hat sich da einem Gymnasium angenommen, was ich ja schön finde. Das ist nicht nur was für Ausbildung, sondern auch die Kinder, die planmäßig in Abitur machen, die werden da jetzt von der 9. bis zur 12. Klasse begleitet.
Max: Mhm.
Max: Ja, auch unfassbar wichtig. Ich persönlich habe damals auch ein Abitur gemacht. Ich habe aber auch nicht studiert. Ja, nein, es hätte bei mir gab es es damals nicht, dass Handwerksbetriebe in der Schule waren und ihren Beruf vorgestellt haben. Im Nachhinein, ich hätte mir gewünscht, dass da mehr Vielfalt da wäre. Und deshalb sind solche Projekte
Andreas Krebs: Ist ja nicht so schlimm, dass du in Abitur gemacht hast.
Max: wirklich absolut förderndes Wert und müssen ja bekannter gemacht werden, einfach auch die Möglichkeiten gezeigt werden und was es auch bringen kann.
Andreas Krebs: Naja, das Wichtige da drinnen ist jetzt gar nicht der explizite Berufswunsch. Das ist natürlich ein schöner Nebeneffekt, wenn der dabei rauskommt, ist, sondern eine Parallelbotschaft. Die Kinder, gehen jetzt in die Oberschule bei uns von der 7. bis zur 10. Klasse. Das sind vier Jahre. Und bislang, aus meiner Wahrnehmung ist das, die laufen bis dahin und dann kommt ein harter Cut und ab morgen sollen sie arbeiten gehen. Und das ist natürlich für so einen Jugendlichen ist das total schwierig.
Max: Ja.
Andreas Krebs: weil er überhaupt nicht da richtig darauf vorbereitet wird. So, denn ist ja der Begriff Arbeit momentan in der Gesellschaft sowieso noch bisschen verbrannt. Die ganze Welt redet über Work-Life-Balance, also unsere ganze Welt hier in Deutschland. Und eigentlich ist Arbeit nur ein Mittel zum Freizeitfinanzieren. Und viele haben vergessen, was eigentlich doch tolles auf Arbeit passiert. Also gerade so Wertschätzung oder auch den Platz in der Gesellschaft zu haben.
Max: Mhm.
Max: Ja.
Andreas Krebs: Ich denke, dass die Menschheit, also gerade die Menschen das ganz besonders brauchen. Und das muss den Kindern irgendjemand erzählen. Und wenn man da ein bisschen vorbereitet, dann gehen die mit einem ganz anderen Gefühlt in die Ausbildung, in die Berufswelt, als wenn das so ein harter Cut ist. Jetzt ist der Spaß des Lebens vorbei. Jetzt kommt der Ernst des Lebens. Jetzt musst du arbeiten gehen. Das finde ich so gruselig, wenn man die Kinder da so hintreibt. Das ist wie so ein Schlachthof.
Max: Mhm.
Max: Das stimmt, das stimmt. Ja, ich denke, geht auch ganz viel darum, einfach die Sinnhaftigkeit der Berufe rauszustellen, weil auch das, das höre ich zumindest von jungen Auszubildenden, dass sie etwas machen wollen, was einen Sinn gibt, für sich selbst eine sinnhafte Tätigkeit ist, aber schon auch für die Gesellschaft etwas, wo man einfach Gutes tun kann, wo man was bewirken kann, wo ja das Handwerk wirklich bestens für geeignet ist, wenn ich einfach sehen kann, was ich tue.
Andreas Krebs: Ja, das ist das Schöne im Handwerk, dass ich meine Arbeit sehen und anfassen Die anderen Berufe sind auch wichtig, aber es ist halt nicht so greifbar. Und die nächste Sache ist ein ganz großer Vorteil für mich als Handwerker. Ich bin immer Teil einer Familie. Jetzt sage ich, ich bin in der Industrie an irgendeiner Drehmaschine. Dann bin ich in der Industrie an irgendeiner Drehmaschine. Wenn ich in der Welt unterwegs bin und sage, ich bin Tischler, bin Gerüstbauer, ich bin Zimmermann, denn Dann habe ich überall auf der Welt, wie eine Familie, es ist mir auch schon wirklich im Ausland auch passiert, du bist Gerüstbauer, cool, ich habe das auch mal gemacht und man war gleich verbunden so.
Max: Cool. dieses Thema ein bisschen abzuschließen, jetzt durch die Würdigung mit dem Ausbildungs-Ass, ist ja auch schön, dass das jetzt auch überregional, auch wenn das Projekt ja überregional schon funktioniert, wie du sagst, in Sachsen oder in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern, wäre ja schön, wenn das jetzt auch durch diese Auszeichnung auch bundesweit wahrgenommen wird, dass es diese Möglichkeit gibt. Vielleicht sagt sich der eine oder andere Betrieb, ich habe da eine Schule mit, mit habe ich eh schon mal Kontakt gehabt. Vielleicht ergibt sich da ja auch so eine Patenschaft. Hast du da irgendeinen Tipp, wie man da rangehen kann?
Andreas Krebs: Ja, also starten heißt die Devise. Gar nicht so viel machen, weil das entwickelt sich auch, weil vieles hängt auch mit der Klasse und der Klassenlehrerin zusammen. Und da muss man gar nicht sich im Vorfeld so viel Gedanken machen, wie man das macht, wo man das macht, sondern man kann tagesaktuell die Klasse und die Schule begleiten. Das Schöne ist, man wird zwar Partner von einer Klasse. Aber irgendwo wird man natürlich auch Partner der Schule und auch andere Lehrer. Also ich bekomme regelmäßig hier Anrufe und auch die Frage, ob ich Praktikanten nehmen würde, auch aus den anderen Klassenstufen. Man ist halt einfach bekannt. Das ist halt einfach schön und das trägt auch insgesamt. So und deswegen einfach, wenn man eine Schule hat, eine Schulleiter oder ein Klassenlehrer, starten und den Kontakt suchen. Und dann ergeben sich ganz viele Dinge und ja, man findet mich im Netz. Man kann mich auch gerne ansprechen, vielleicht noch den einen oder anderen Tipp zu bekommen.
Max: Ja, cool. Nehme auch gerne mit in die Show Notes auf, also deine Kontaktdaten. Und wenn jemand Lust hat, sich damit in Verbindung zu setzen, in den Show Notes findet ihr die Infos zu dir. Womit wir doch jetzt schon bei dir sind und auch mal bleiben. Du bist leidenschaftlicher Gerüstbauer. Du hast es damals selbst gelernt. Kannst du ein bisschen was zu deinem Hintergrund erzählen? Warum Gerüstbau? War das die erste Wahl? Erzähl gerne mal, wie das bei dir in der Kindheit war.
Andreas Krebs: Also ich muss sagen, ich bin 16 gewesen, als ich aus der Schule rausgegangen bin. Und dann habe ich erst mal eine Maurer-Ausbildung gemacht. Und die fand ich blöd. Richtig blöd. Ich hatte in meiner Familie hatten wir zwei Maurer, die waren gerne Maurer, die haben das auch gut gemacht. Und meine Familie war der Meinung, ich wäre auch ein guter Maurer. Aber ich war kein guter Maurer. Das hat mir auch nie gefallen. Man hat immer mir die Schuld daran gegeben. Man hat immer gesagt, Mensch, Andreas, das ist ein toller Beruf. Der hat so für Zukunft und der muss Spaß machen. Warum macht der dir keinen Spaß? Aber mir keinen Spaß gemacht. Bis zum Schluss nicht. Also ich habe die Ausbildung auch abgeschlossen, nee, war nicht doof. Aber wir haben in dieser Ausbildung durften wir auch mal Gerüst bauen. Das hat mir gefallen. Und damals in den 90er Jahren, ich mal so, als ich gemerkt habe, dass ich als Maurer nicht so richtig glücklich werde, habe ich mich dann bei einer Gerüstbaufirma beworben. Und er hat gesagt, den würden wir nehmen, wenn der einen Gerüstbaufacharbeiter hat. Und dann habe ich eine Umschulung zum Gerüstbauer gemacht. Ja, und das war einfach von Anfang an schön.
Max: Okay.
Max: Was genau war denn daran so schön? Grüßt ihr zu, Pawn!
Andreas Krebs: Naja, auf der einen Seite sieht man zu Feierabend halt wirklich, was man gemacht hat. Ja, also ich sag mal so Maurer, macht 30 Quadratmeter am Tag. So ein Gerüstbauer 300. Also das ist schon ist schon cool und das ist einfach eine coole Gattung Handwerk, Menschen und kann man gar nicht so beschreiben. Also es ist halt ein Teamspiel. Als Maurer stehst du oft alleine an einer Wand, der Ecke ist vielleicht noch ein Kollege, aber Gerüstbau ist immer Hand in Hand. Man ist so 2, zu dritt, zu viert unterwegs.
Max: Mhm.
Andreas Krebs: Und es ist wie so eine kleine Mannschaft. Es ist wirklich großartig.
Max: Wie ging es dann weiter? Du hast dann als Gerüstbauer gearbeitet. ja, erzähl mal, warst du da ganz normal im Angestelltenverhältnis? Wie war das für dich?
Andreas Krebs: Genau, habe damals die Umschulung abgeschlossen, war dann noch mal bei der Bundeswehr, da habe ich glücklicherweise noch einen LKW-Führerschein gekriegt, da habe mich damals sehr gefreut und dann war ich dann erst mal sechs Jahre als Gerüstbauer tätig und dann war diese Zeit so, eigentlich war das schon Ende dieser Zeit, da haben sich die Gerüstbauer selbstständig gemacht als Nachunternehmer. Sie haben sich dann praktisch dann zusammengesucht mit drei, vier anderen Leuten.
Max: Praktisch.
Andreas Krebs: und waren dann selbstständig und haben nur die Lohnleistung angeboten. Und die Betriebe, für die sie gearbeitet hatten, die hatten dann die Aufträge und das Material dazu. So, und dann habe ich bei der Handwerkskammer gesagt, ich möchte gerne Gerüstbauer sein. Und dann haben die breit strahlend gegrünzt und gesagt, jetzt musst du Meister machen. Da habe ich erst gedacht, ich, was soll ich jetzt Meister machen? Ich bin der beste Gerüstbauer der Welt. Ja, und dann aber in der Meisterschule habe ich gemerkt, nach dem besten Gerüstbauer der Welt, da fehlt vielleicht noch ein bisschen.
Max: Okay.
Andreas Krebs: Ich sagen, ich habe in der Meisterschule auch viel drum herum gelernt. In der Ausbildung lernt man ja den Kern des Handwerks und in der Meisterschule eben auch noch so die Randbegriffe und ja, bin unheimlich gewachsen.
Max: Das heißt Meisterschule war dann auch eher betriebswirtschaftlich, was du da gelernt hast und jetzt vielleicht eher bisschen weniger Praxis. Ja, ich weiß nicht, wie die Meisterausbildung im Gerüstbau ist, aber ja, sag ja mal.
Andreas Krebs: Genau, also...
Andreas Krebs: Naja, das Technische ist halt sehr theoretisch. Also man lernt die ganzen Hintergründe als Geselle. Da baut man das so, weil man das so baut. Und in der Meisterschule lernt man halt noch diesen Background, diese statischen Bedingungen und so weiter und natürlich auch den kaufmännischen Part, den man ja, sag ich mal, in der Berufsausbildung noch gar nicht so hat. Und durch diese Meisterausbildung bin ich dann eben auch nach Berlin gekommen. Tag meiner Prüfung hat mich mein Statikdozent gefragt, magst nicht nach Berlin als Bauleiter? Ich ruhig für ihr Prüfung schreiben. Aber dann so ein knappes Jahr später hat mich dann mein Exchef angerufen und gefragt, wie sieht es aus? Ich suche einen Bauleiter, wird sie nach Berlin? Und dann bin ich für elf Jahre als Bauleiter für eine große Berliner Großbruchfirma gewesen.
Max: Mhm.
Andreas Krebs: Und dann ging es natürlich weiter. Dann habe ich dann halt bisschen Blut geleckt an der Schule. Also in der Schule damals hatte ich nicht so richtig Lust auf Schule als Jugendlicher, aber als junger Erwachsener dann so mit 30 hat mir das auf einmal doch recht gut gefallen. Und ich habe einen Betriebswirt gemacht über die Handwerkskammer. Und durch einen dummen Zufall bin ich in das Vortragende.
Max: Ja.
Andreas Krebs: in der vortragende Gewerbe dieser Branche übergegangen. durfte dann für die Bundesönung, durfte ich Vorträge halten. Zum Anfang undenkbar. Ja, hatten sie damals den Uwe Tisch, meinen damaligen Chef angesprochen. Er solle einen Vortrag über Werbegerüste halten. Und dann sagte er, ich kann hier nicht, ich PowerPoint, so was kann ich nicht. Und dann sagte dann sein Freund und auch mein Freund, mein Statikdozent, sagt Mensch, Uwe,
Max: Okay.
Andreas Krebs: Du hast doch den Andreas bei dir, der macht die Präsentation und du schreibst den Vortrag und der macht ja einen Co-Vortrag. War ich mega aufgeregt, dass waren damals 270 Leute im Raum. Ich hätte nie gedacht, dass ich sowas kann. Lief dann erstaunlicherweise aber doch ganz gut. Und ja, da bin ich dann reingewachsen. Dann habe ich über die Jahre dann Vorträge ausgearbeitet und Vorträge ausgehalten, was natürlich dazu führt, dass man noch tiefer in der ganzen Materie hängt.
Max: Mhm.
Max: Das waren dann schon eher fachliche Vorträge rund Gerüstbau.
Andreas Krebs: alles fachlich. So und ich sag mal so ein Beruf zu erlernen ist die eine Sache, aber einen Beruf zu unterrichten noch mal eine ganz andere. Man hängt dann doch ein ganzes Ende tiefer da drin. Zu der Zeit fing ich dann auch an tätig zu werden im Meisterprüfungsausschuss. Das heißt, ich habe dann angehenden Jungmeistern mit die Prüfung abgenommen, hab die zum Teil auch geschult. Ja und und darüber dann sind meine Gesellschaft. Gesellschaft auf mich aufmerksam geworden und ich habe hier mein Anstellungsverhältnis bekommen für die Geschäftsführung bei der Module.
Max: wann bist du bei Module?
Andreas Krebs: fast auf den Tag genau acht Jahre. Am 1.12.2016 hatte hier meinen ersten Arbeitstag, also quasi ich hatte gestern achtjähriges Jubiläum.
Max: Cool.
Max: Mensch, Glückwunsch! Ja, stimmt.
Andreas Krebs: Nee, doch ja, acht Jahre, jetzt muss ich kurz rechnen. Ja, aber wie gesagt, das versuche ich auch immer, meinen Jugendlichen zu erzählen. Du musst bereit sein, in die Extra-Meile zu gehen. Wenn du nur Standard machst, wenn ich nur Gerüste gebaut hätte und nie jetzt zum Beispiel den Drang gehabt hätte, vielleicht doch mal eine Zeichnung am Computer zu machen oder so, dann wäre ich auch nur Gerüstbauer, was ja nicht schlimm ist. Gerüstbauer sein ist ja toll. Manchmal schließen sich noch weitere Möglichkeiten, wenn man halt über den Tellerrand hinaus.
Max: offen sein für Anfragen, für mögliche Optionen. Einfach mal ausprobieren und vielleicht taugt es einem, vielleicht taugt es einem auch nicht, aber dadurch eröffnen sich vielleicht neue Perspektiven für den Einzelnen. Bleiben wir mal bei Module. Wie groß seid ihr? Wie viele Mitarbeiter arbeiten bei euch?
Andreas Krebs: Hm.
Andreas Krebs: Ich habe hier so circa 30 Mitarbeiter. Unser Kerngeschäft ist zum einen der Gerüstbau, aber zum anderen auch Vermietung von Hebetechnik, sprich Bauaufzüge, Transportmühlen und so weiter. Ein Thema, wo ich immer noch reinwachse, selbst nach acht Jahren. Ich finde das ein sehr spannendes und sehr wichtiges Thema für unsere Baustellen, weil der Gerüstbau hat sich dahingehend deutlich weiterentwickelt. Früher war alles Manpower und 1000 Volt in der Arme. Heutzutage ist doch viel technische Unterstützung. Das Material ist leichter geworden, auch durch die Aufzüge und so weiter hat man natürlich einen körperlich viel einfacheren Job, aber dadurch aber auch einen ganz anderen Anspruch. ein Aufzug, muss richtig aufgebaut werden. Früher hat man nur, sage ich mal, das ein Teil auf das andere Teil gesteckt und dann war das Gerüst fertig. Also der Anspruch ist gestiegen, aber dadurch ist die Arbeit halt auch deutlich körperlich einfacher geworden.
Max: Mhm.
Max: Okay, was ja sehr begrüßenswert ist, ich, in jedem Handwerk eigentlich, in jedem Handwerk, wo man eher mit Mitarbeitermangel zu kämpfen hat als mit einem Überangebot an Mitarbeitern, ist es ja umso wichtiger zu schauen, dass die bestehende Belegschaft fit bleibt, dass sie gesund bleibt. Und klar, ich würde jetzt das Gerüstbauerhandwerk schon auch eher noch mit einer anstrengenderen Tätigkeit verbinden. Aber du sagst, da hat sich auch was getan, Technik anbelangt, was Material anbelangt. Es ist leichter geworden über die Jahre.
Andreas Krebs: Es ist immer noch eine körperliche Arbeit, was ich auch sehr begrüße, ich sag mal so, man fühlt sich halt auch besser. Wenn ich jetzt mal an meine Zeit des aktiven Gerüstbaus zurückdenke, ich war fit wie ein Turnschuh und ich brauchte keinen Sport oder so treiben. ich konnte eine Familienpizza alleine essen und das hat man nie gesehen.
Max: Mhm.
Max: Der Gerüstbau war das Training.
Andreas Krebs: Ja, was ich mir natürlich heute wünschen würde, gerade weil der Job halt auch körperlich ein bisschen einfacher geworden ist, würde ich mir ein paar mehr Damen in unserer Branche wünschen. Ich würde auch sofort eine Darmkolonne starten. Also für die Damen, die uns hier hören, ne? Scheut euch nicht, das ist alles machbar. Und ich denke, dass so ein paar taffe Mädels zu manchen Jungs auch noch was vormachen.
Max: Ganz bestimmt. ich sehe es immer wieder auch in anderen Gewerken. Da ist es auf gar keinen Fall so, dass Frauen weniger leisten können. Ganz und gar nicht. Ja, das ist dann eher noch so eine Image-Sache, ich, dass man das einfach klar kommunizieren muss. Dass das Handwerk oder auch speziell der Gerüstbau für alle möglich ist. Jetzt bist du seit ... mehreren Jahren schon im Gerüstbau aktiv. bist auch aktiv seit fast 30 Jahren im Gerüstbau. bist in der Bundes-Innung aktiv. Was würdest du denn sagen? Was sind denn so aktuell die größten Themen im Gerüstbau? Womit habt ihr zu kämpfen? Was läuft gut? Gib uns doch mal so einen Kurzüberblick über diese Branche, dass wir mal ein bisschen einordnen können. Wo steht der Gerüstbau aktuell?
Andreas Krebs: 30.
Andreas Krebs: Naja, die Anforderungen werden immer schwerer für die Unternehmen als die Themen wie Gefährdungsbeurteilung und das man technisch vernünftig und das ist alles schon nicht ohne, sag ich mal so. Früher war das meiner Meinung nach alles ein bisschen hemmensehmlicher, ein bisschen einfacher, durch komplexere Gebäude, aber auch durch dieses hohe Tempo, das man praktisch anlegen muss. wir haben ja heutzutage alle keine Zeit mehr, ist das natürlich ganz anspruchsvoll geworden. Und da muss man natürlich als Unternehmen auch eine Menge leisten und immer am Ball bleiben. Also das ist gerade, wenn man dann halt in der Endung aktiv ist, hat man den großen Vorteil, dass man die Randbedingungen, die sich doch mitunter recht schnell ändern, immer auf dem Laufenden ist, weil Am Ende sag ich mal so und wissen halt, schütz nicht vor Strafe. Und man muss ja immer alles verantworten, was man tut. Und wiederum kann man natürlich, denn wenn man sich in dieser Branche engagiert, insbesondere über die Innung, kann man natürlich auch mitgestalten. Aktuell bin ich beteiligt an Projekten, wo man KI versucht einzusetzen in die Branche. Eine KI wird noch lange kein Gerüst bauen. Aber vielleicht kann ich darüber meinen Mitarbeitern das Leben einfacher machen, damit sie wieder mehr Handwerker sein können.
Max: Ja.
Andreas Krebs: und weniger Bürokraten.
Max: Okay, also da so paar administrative Tätigkeiten an den KI auslagern, möglicherweise.
Andreas Krebs: Zum Beispiel, Also ich sag, wie gesagt, eine Gefährdungsbeurteilung zum Beispiel, das wird immer so ein Leitthema. Ja, wenn ich das sag ich mal so mache, füllen sich die Leitsordner immer mehr und der Mitarbeiter sagt, was soll ich denn noch alles machen? Wenn ich das mir durchlese, dann brauche ich ja schon einen Tag, bevor ich anfange zu arbeiten. Weil man immer mehr drauf packt und immer mehr drauf packt und bei Gefährdungsbeurteilung bin ich zum Beispiel der Meinung, so viel wie nötig und nicht so viel wie möglich. Also
Max: Okay.
Andreas Krebs: Man muss den Mitarbeiter versuchen zu entlasten und nicht zusätzlich zu belasten. Und der psychische Druck mit diesem ganzen Rahmen wird immer größer. Also nicht von der Hand zu weisen.
Max: Ja, das sollte immer das Ziel sein,
Max: Okay, also die ganzen Anforderungen, die ganz rechtlichen Anforderungen, die sind in den vergangenen Jahren auch im Gerüstbau immer mehr geworden. Was Sicherheit zum einen anbelangt denke ich, was Statik anbelangt, es ist ja gut, also ein Gerüst muss ja sicher sein. Das ist ja die oberste Prämisse.
Andreas Krebs: Genau. Und es ist egal, wie schnell das alles geht. Also wie gesagt, wenn man jetzt so einen Prozess sieht, sieht man zum Beispiel, in der Baustelle wird mit unter fünf Jahre vorbereitet. Dann holt man sich ein Angebot für ein Gerüst und dann soll der Gerüstbauer in zwei Wochen starten. Bei einem Eigenheim klappt das alles noch. Das geht noch relativ gut. Aber wenn wir jetzt hier eine große komplexe Kirche haben, dann braucht man schon eine recht gute Idee, dass man das Gerüst im Grund richtig gründet.
Max: Ja.
Andreas Krebs: damit das oben am Ende auch noch alles passt. So und das ist natürlich, denn es macht wahnsinnig viel Spaß. Ja, das muss dazu sagen, das hört sich jetzt so jammend an. das ist genau das, was einem ja Freude macht. Aber wir als Unternehmer müssen viel mehr den Blick darauf haben, unsere Leute zu entlasten. ist nicht so viel Bürokratie, das ist.
Max: Ja, wenn du gerade von der Kirche zum Beispiel gesprochen hast, wie ist es in Berlin als Gerüstbauer zu arbeiten? Ich wohne hier im Allgäu. Bei uns ist kein Dorf größer als 5000 Einwohner. Da ist es relativ leicht mal ein Gerüst zu platzieren. Wenn da mal ein LKW auf der Straße steht, ja mein Gott, dann fahre ich halt drum rum oder nehme die nächste Straße. Wie ist es in der Großstadt Berlin, wenn ihr anfängt ein Gerüst zu bauen? Mit was für
Andreas Krebs: ...
Max: Herausforderungen seid ihr da konfrontiert.
Andreas Krebs: Großartig insgesamt, aber manchmal auch echt grauenhaft, muss ich sagen. Also das ist so zweigeteilt. Also die Berliner Gebäudekultur ist eine ganz tolle Herausforderung. Wir haben hier viele historische Gebäude. Jedes Haus hat seine Geschichte. Und für mich gehört es immer dazu, dass ich auch ein Stück weit die Geschichte des Hauses miterlebe, weil das macht ja meinen Beruf aus. Auf der anderen Seite ist es natürlich so, wir müssen ja irgendwie erst mal zu der Baustelle hinkommen und ich sag mal so, wenn du mir sagst, du bist eine halbe Stunde unterwegs, dann bist du 60 oder 70 Kilometer gefahren und ich sag dir, ich bin zehn gefahren. Ja, das heißt, die Logistik in Berlin ist eine Herausforderung für sich, aber na gut, das gehört dazu und da musst du natürlich musst du ein Händchen haben, du musst wissen.
Max: wird damit eingerechnet.
Andreas Krebs: Und dann musst du halt entscheiden, mit welchem Auto kannst du welche Baustelle anfahren? Wie kannst du die Logistik lösen? Und es ist ein Teil des Prozesses. Und das ist eben das, was mir Spaß macht. Es ist nicht Karo einfach und Maschine an, Maschine aus, sondern jeden Tag so das spezielle Problem lösen. Jeden Tag so bisschen die kleine Herausforderung. Es wird nie langweilig dadurch.
Max: Was war denn bisher so euer spannendstes Projekt? Kannst du überhaupt ein konkretes nennen? Man sieht ja bei euch auf der Website einige coole Fotos und würde ich auch jemals empfehlen, da mal sich durchzuklicken, der jetzt mit dem Gerüstbau an sich vielleicht noch wenig Berührungspunkte hatte, weil das sieht schon cool aus.
Andreas Krebs: Also, tschüss!
Andreas Krebs: Also man sagt so in der Ausbildung, zu jedem guten Gerüstbauer gehört mindestens eine Kirche. Und sowas hatten wir natürlich auch. Wir hatten auch schon einen schönen Kirchturm. Aber wir haben auch den Funkturm berüstet und sind hochaktiv hier in Berlin, im letzten, im vorletzten Jahr leider das Aquarium geplatzt ist und haben da auch Haveril-Hilfe geleistet. Auch das gehört dazu. Als Gerüstbauer bist du auch manchmal Feuerwehr. Und wir waren, sag ich mal, somit die ersten vor Ort, der Absicherungsmaßnahmen zu treffen, was uns persönlich auch wichtig war. Also wenn ein Kunde von uns Hilfe braucht, dann gehört das in guten Ton, dann ist man erstmal da. Aber das war zum Beispiel auch eine ganz spannende Geschichte, was mir jetzt zu keiner mehr nachmachen wird. Wir hatten ein Gerüst in diesem Aquarium stehen. Die Leute, der Betreiber hat da das Wasser rausgelassen und wir haben dann von oben in dieses Aquarium ein Hängegerüst reingehangen.
Max: Mhm.
Max: Ach was, wie macht man sowas? Das ja dann schon, das stelle ich mir anspruchsvoll vor. Dieses Aquarium, was hatte das für ein Durchmesser? waren 10 Meter, so ungefähr. Und da habt ihr von oben ein Gerüst reingelassen.
Andreas Krebs: Das war's
Andreas Krebs: Ne, Momos. Na, das kommt so hin, so die 10 Meter. Und dann hatten wir oben Anhängepunkte, wo wir uns anhängen durften. Und dann muss man den Kräfteverlauf natürlich bisschen berücksichtigen, dass man die Kräfte ableiten kann. Und dann sind wir 14 Meter nach unten. Wohl bemerkt das außen drum dieses teure Plexiglas. Wir haben uns damals gesagt, das Ding hat einen Wert von 16 Millionen. Ich musste dann auch erst mal mit meiner Betriebshaftlichversicherung sprechen.
Max: Aha.
Max: Mhm.
Andreas Krebs: Aber wir haben es nicht kaputt gemacht. Also das ist deutlich nach uns erst. Und ja, also das waren wir nicht.
Max: Ich Okay, aber habt dieses Gerüst aufgebaut mit welchem Zweck, das Aquarium reinigen zu können von innen oder was war da das Ziel?
Andreas Krebs: Unten mussten die Bulbenkultur überarbeiten. Praktisch die Landschaft, die da unten drin waren, das waren Nachbildungen von Felsen etc. Und das musste alles gereinigt werden, überarbeitet werden. Und wenn das Wasser raus ist, kommt da keiner runter. Und das Wasser drin ist, kann da unten keiner arbeiten.
Max: okay.
Max: Okay, man kann schon sagen, das Beispiel zeigt es glaube ich ganz gut, ihr seid als Gerüstbauer dafür verantwortlich, dass andere Leute überhaupt ihren Job machen können.
Andreas Krebs: Also ich bin fest der Überzeugung, jeder Mensch in seinem Leben braucht einmal einen Gerüst.
Max: Ja, wahrscheinlich, ne?
Andreas Krebs: Ja das ist eben so, wenn du irgendwo ran willst, Flügel haben wir keine. Früher oder später braucht jeder Eingerüst.
Max: Mhm.
Max: Okay, was würdest du sagen, was macht denn den Gerüstbau für dich aus, wenn du es mal nochmal auf den Punkt bringen müsstest? Was ist diese Leidenschaft dahinter?
Andreas Krebs: hart aber herzlich. Das waren so mit die ersten Worte, die ich im Gerüstbau kennengelernt habe. Ja, also wir müssen niemanden gefallen. Wir dürfen wir tragen unser Herz auf der Zunge. Wir dürfen jemanden sagen, der wir nicht mögen. Und das ist es so. Dieses mitunter vielleicht ruppige und grobe Auftreten, aber wiederum am Ende doch vielleicht die sensible Art ehrlich zu sein.
Max: Und dann ja doch auch die Vielfalt, die du angesprochen hast, dass man an Orte kommt, an die eigentlich ja sonst niemand hinkommt. Sei es auf dem Kirchturm oben, aber nicht drinnen, sondern außen am Kirchturm. Oder ihr seid ja auch in der Veranstaltungstechnik aktiv, habe ich gesehen, was Bühnenbau anbelangt. Auch das ist doch cool, wenn man sieht, was man selbst dafür eine Bühne gebaut hat.
Andreas Krebs: Also wir kommen natürlich an Orte, wo andere nur träumen dürfen. Also ich hatte die Siegessäule im Arm und ich hatte auch das Vergnügen, mal auf der Gedächtniskirche ganz oben auf der Spitze zu sitzen. Und das sind halt Momente, die halt nur den wenigsten Menschen halt eingeräumt werden. Das nächste ist Veranstaltungstechnik. Ja, ganz spannendes Thema, ganz aufregend, weil der Zeitplan und die ganzen Organisationen, dass das ist schon anstrengend, aber wenn man dann so eine Vorstellung sieht und die Künstler sind dann auf der Bühne und das funktioniert alles, das geht dann schon den Rücken runter, dass man dann weiß, und das habe ich mitgebaut.
Max: Das ist cool. Das ist sehr, sehr cool und da kann man stolz drauf sein, so etwas, was man da geleistet hat. Da sind wir wieder bei der sinnhaftigen Tätigkeit.
Andreas Krebs: Bin ich jeden Tag.
Andreas Krebs: Also wie gesagt, also ich gehe super gerne zur Arbeit. Ich mag diese Herausforderung und muss natürlich aber auch sagen, dass ich hier ein tolles Team habe, die mich dabei unterstützen.
Max: Wie wir gelernt haben, Gerüstbau ist Teamarbeit. Ohne Team funktioniert da nichts. Andreas, wir gehen schon auf die Ziele geradezu. Ich würde mit dir gerne noch ein paar persönliche Fragen besprechen, einen kleinen Schlussblock machen. Wir haben eine Frage, die stellen wir jedem Gast bei uns im Podcast. Gibt es irgendjemanden, mit dem du gerne mal tauschen würdest? Mal für einen Tag, für eine Woche?
Andreas Krebs: Das ist so.
Max: probieren oder das machen, was der oder diejenige macht. Kann beruflich sein, kann privat sein, ganz egal. Fehlt dir irgendjemand ein?
Andreas Krebs: Ich soll meinen Platz hergeben, mein Gott.
Max: Nur mal temporär tauschen.
Andreas Krebs: Bundeskanzler, das wäre mal was. Da ich alles auf den Kopf stellen.
Max: Auch in der... Okay, ja, auch in der jetzigen Phase, wo der Bundeskanzler weiß, ist vermutlich nur noch zwei Monate im Amt. Ja, kann auch spannend sein. Okay, ja, wer weiß, du sitzt ja in Berlin an der Quelle, Andreas. Da gibt es sich ja vielleicht mal was. Vielleicht aber ist du am Kanzleramt, bist du immer nah dran.
Andreas Krebs: Jo Jo
Andreas Krebs: Ja, ich arbeite drin. Eine größte Powerpartei.
Max: Okay, Andreas, die nächste Frage. Was war für dich, wenn wir uns mal auf die berufliche Ebene packen, was war für dich die beste Entscheidung, die du getroffen hast?
Andreas Krebs: hier anzufangen. Ja, ich habe damals schon bisschen gezweifelt, du gibst ja letztendlich, gibst ja einen Job auf und dann habe ich schon überlegt, bist du dem gewachsen und dann hatte ich im Vorfeld mit meinem Vorgänger, mit dem vorigen Geschäftsführer, der hat das 27 Jahre gemacht und der sagte dann zu mir, Andreas, du musst dir bewusst sein, du hast eine enorme soziale Verantwortung. Zu jedem Mitarbeiter gehört eine Familie.
Max: Da im Udule.
Andreas Krebs: Und die Leute, vertrauen dir, die kaufen sich Autos, kaufen sich Häuser und die vertrauen dir, dass das nicht nur heute, sondern auch morgen noch rund und vernünftig läuft. Und das hat schon Respekt eingeflößt, da muss ich schon sagen, aber ich habe es noch nicht einen Tag bereut.
Max: Ja, es ist eine Verantwortung, die man dann einfach trägt und die man dann auch gerne trägt, wenn das Team das eben auch zurückspiegelt bzw. wenn man eben sieht, welchem Team man da arbeiten kann. Kann ich mir zumindest gut vorstellen.
Andreas Krebs: Ja, das gehört dazu. Wenn die Leute nicht funktionieren würden, dann wird das Ganze alleine kann ich hier auch nichts bewirken. Im Gegenteil, die Leute sind ja die, die Arbeit machen.
Max: Andreas, nächste Frage. Was bedeutet für dich Handwerk?
Andreas Krebs: Öhm... Ja, also ich sag mal, ja, wir brauchen Verträge, aber ich bin der Meinung, dass man ein Problem geschildert bekommt, dass man den Kunden ordentlich und vernünftig berät und hinterher eine vernünftige Arbeit abliefert und das alles in eine Handschlagsmentalität und nicht, ich mal, so anfängt Verkäufertum den Leuten noch irgendwas zu verkaufen, was sie gar nicht brauchen. Das ist für mich dann kein Handwerk mehr.
Max: Okay, vielen lieben Dank. Ich habe jetzt zum Abschluss noch vier Begriffe mit der Bitte, ganz kurz darauf zu antworten. Erster Begriff, was ist für dich Heimat?
Andreas Krebs: Heimat? Die Ostsee. Ich komme ursprünglich von der Ostsee und das wird immer meine Heimat bleiben. Also ich sage mal, ich bin hier nur zu Besuch bis zur Rente. Vielleicht auch darüber hinaus, aber Heimat ist für mich Ostsee.
Max: Hast du irgendein Vorbild?
Andreas Krebs: Einmal ist es der Uwe Tisch, bei dem ich sehr lange Jahre als Bauleiter tätig war und zum anderen der Christoph Bügler, meinen Statikdozent, bei dem ich halt viel für eine Theorie lernen durfte.
Max: die auch beide für deinen beruflichen Weg mitprägend waren.
Andreas Krebs: Ja, extrem prägend.
Max: Nächste Frage, nächster Begriff. Was bedeutet für dich Glück?
Andreas Krebs: Glück ist beeinflussbar. ich bin der Mensch, jeder Mensch hat Glück. Man muss es nur lernen, auch zu sehen und zu verstehen. Ja, also man kann viel rein interpretieren, aber ich denke, dass man Glück einfach wahrnehmen muss und auch, dass man mit Sachen zufrieden sein muss und nicht immer nur noch eine Stufe, noch eine Stufe. Glück muss gesehen werden und jeder Mensch hat Glück. Aber ich habe am meisten, glaube ich.
Max: Man erarbeitet sich dann das Glück auch. Letzter Begriff. Hast du irgendein Motto?
Andreas Krebs: Ja, wie gesagt, es ist auch beeinflussbar.
Andreas Krebs: Immer positiv denken.
Max: Andreas, in diesem Sinne, dann wünsche ich dir, dass du weiter immer positiv denkst. Ich bedanke mich bei dir ganz herzlich für deinen Besuch. Der erste Gerüstbauer hier bei uns bei Handwerk erleben. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dir über dein Handwerk, über deinen Betrieb zu sprechen. wenn ich in Berlin mal ein Gerüst sehe, dann freue ich mich, wenn da ein Module-Shield dran hängt. weiß ich, da wurde mit Leidenschaft dran gearbeitet. Vielen lieben Dank, Andreas, und alles Gute.
Andreas Krebs: Komm uns gerne besuchen, du kriegst auch einen Kaffee.
Max: Das ich gerne, mache ich gerne. Bis bald Andreas, ciao!
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