#111 Illja Gottschling, woher kommt deine Begeisterung für Bauaufzüge?

Shownotes

In dieser Folge von Handwerk erleben sprechen Jan Peter Kruse und Max Herrmannsdörfer mit Illja Gottschling, Gründer der MTG-Süß GmbH. Als Spezialist für Bauaufzüge kümmert sich sein Unternehmen um die Montage, Wartung und Reparatur von Aufzügen, die auf Baustellen dringend gebraucht werden. Von kurzfristigen Notfalleinsätzen bis hin zu spektakulären Projekten – Illja gibt spannende Einblicke in einen Beruf, der oft im Hintergrund bleibt, aber unverzichtbar für verschiedene Handwerksbranchen ist.

Höre rein und erfahre, warum Bauaufzüge mehr sind als ein Randthema, welche Herausforderungen die Arbeit in schwindelerregender Höhe mit sich bringt und wie Leidenschaft und Durchhaltevermögen ein Unternehmen erfolgreich gemacht haben.

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Peter: heute blicken wir in eine Branche, die ja oft unter dem Radar läuft, aber für viele Gewerke unverzichtbar ist. Es geht Bauaufzüge, Transportbühnen, Gerüste und Co. Und damit herzlich willkommen bei Handwerkerleben, dem Talk für Macher. Mein Name ist Jan-Peter Kruse und mit dabei ist mein Kollege Max Hermannsdorfer, hallo Max. Und unser Gast ist heute Ilja Gottschling. Er ist Spezialist eben für Bauaufzüge, er ist Sachverständiger und Gründer

Max Herrmannsdörfer: Hallo Peter.

Peter: der MTG SüßgmbH. Herzlich Willkommen, Illja.

Illja Gottschling: Hallo

Max Herrmannsdörfer: Grüß dich!

Peter: Wir steigen sofort gleich ein. Was macht ihr denn bei MTG Süß GmbH genau?

Illja Gottschling: Also wir, die MTG Süß GmbH, sind ein Dienstleistungsunternehmen für Baustellenaufzüge. Und wir decken alles ab, was man für den Baustellenaufzug benötigt. Das heißt, wir reparieren, wir prüfen, wir montieren Baustellenaufzüge. Wir vermieten aber auch Aufzüge, also immer Baustellenaufzüge oder auch wir verkaufen Ersatzteile. Also alles, was man sich so vorstellen kann, was mit dem Baustellenaufzug diesen kleinen Mikrokosmos zu tun hat, machen wir.

Peter: ihr seid sowas wie Handwerk, aber ihr seid kein Handwerk.

Illja Gottschling: Genau, wir sind so was wie Handwerker, aber sind keine Handwerker. Wir arbeiten mit vielen Handwerkern zusammen und wir arbeiten auch noch tatsächlich mit unseren Händen.

Max Herrmannsdörfer: Nicht offiziell.

Peter: Aber ihr arbeitet mit vielen Handwerkern zusammen, ja offiziell.

Peter: Also ihr seid Dienstleister für verschiedene Handwerksbranchen, man sagen. welche geht es da?

Illja Gottschling: Genau. Der Hauptkundenanteil ist der Gerüstbauer. Gerüstbauer sind unsere Hauptkunden. Und dann alles quasi, was mit dem Hochbau zu tun hat. Auch Gleitschalungstechnik und alles, dazu kommt, was man im Hochbau braucht, sind unsere Kunden.

Peter: Genau, der Bau darf ja nicht in Stocken kommen. Das heißt, ihr habt bestimmt ein paar Services, die ganz besonders häufig nachgefragt werden, wahrscheinlich alle die, die ganz, ganz, ganz, ganz, ganz dringend sind.

Illja Gottschling: Genau.

Illja Gottschling: Genau, also bei uns ist es auch so, wir haben uns quasi innerhalb der Branche nochmal spezialisiert und zwar haben wir ja die Situation, ja aufgrund der Ballungsgebiete, wir haben, also Düsseldorf, Frankfurt, Köln und so weiter, gibt es halt wenig, sehr wenig Platz, dass man überhaupt noch irgendwo was aufstellen kann. Aber ich sag mal, die neuen Gebäude haben ja alle Aufzugsschächte, wo ja dann irgendwann mal ein Aufzug reinkommt und wir haben uns darauf spezialisiert, dass wir also diese Baustellenaufzüge auch in diesen Aufzugsschacht, also temporär installieren können. und der dann nach der Bauphase ausgebaut wird, bis der reguläre Aufzug kommt.

Peter: Gut, es lässt sich aber gut planen in dem Sinne, weil ich ja gerade über das Dringende gesprochen habe. gerade vorgestellt, euch holt man oft, wenn irgendwas hängt, aber das ist ja eine gute Planung, die vorher möglich ist.

Illja Gottschling: Ja Genau Ne, das wird nämlich meistens gar nicht geplant. Das heißt leider ist es eben halt so, dass der Bauaufzug, also auch noch auf den Baustellen so ein Randobjekt ist und den Leuten fehlt oder den Logistiker fällt einfach viel zu spät ein. Ach, wir brauchen ja irgendwas, damit wir nach oben kommen. Und dann kommen wir, aber dann hätte es ja schon gestern passiert sein müssen. Also wir kommen dann, wenn es brennt, wenn es nicht mehr anders geht, dann werden wir zur Rate gezogen und gesagt, okay, wie können wir da? Nein.

Peter: Ich mir das echt anders vorgestellt. Ich habe echt gedacht, das ist ja langfristig voll. Ah, okay.

Illja Gottschling: Nein, leider nicht. Nein, also langfristig auch. was ist langfristig? Also ich habe vorhin noch mit einem Kunden telefoniert. der soll am dritten, dritten sollen wir da irgendwas bauen. Und ich habe heute dann mal die Bilder bekommen und denke, ja, okay, da gibt es aber noch einiges zu regeln. Bis zum dritten ist auch nicht mehr lang.

Max Herrmannsdörfer: Schuss!

Peter: Okay, so, dann machen wir mal was anderes, wenn der Bauaufzug noch nicht da ist. Nee, das kann nicht sein, oder?

Illja Gottschling: Genau. Doch, doch. Also wir müssen ja ganz klar unterscheiden. Also es gibt natürlich die großen Bauaufzüge, also diese geschlossenen Kabinen und es gibt die sogenannten Transportbühnen. Das ist so unser Hauptgeschäft eben halt, wo wir mit arbeiten und das ist eben halt ein schnelles Mietgeschäft, wie man so sagt. Leider ist es innerhalb der Branche, durch das man meint, dass man sich dann mal eben abholen kann, wie beispielsweise Bagger bei irgendeinem Vermieter, dass das mit so einem Bauaufzug oder so einer Transportbühne auch so funktioniert. Aber da gehört dann doch schon Planung und so weiter dahinter und das vergessen eben halt unsere Kunden häufig oder realisieren das nicht, was da eigentlich hinter steckt, was da für ein Aufwand hinter steckt, das Ganze zu planen, auch zu organisieren. großes Thema ist natürlich die Arbeitssicherheit. ein großes Thema. muss ja alles sicher sein. Ja, und da haperts manchmal leider.

Max Herrmannsdörfer: Könnt ihr solche kurzfristigen Aufträge dann aber meistens irgendwie umsetzen oder wie geht ihr mit solchen kurzfristigen Geschichten dann

Illja Gottschling: Ja, wir arbeiten ja überwiegend mit Stammkunden, muss man ja sagen. Wir haben viele Stammkunden, mit denen wir zusammenarbeiten. Und klar, wenn ich weiß, da brennt es, dann müssen wir auch mal durchziehen. Da hat auch ein Tag manchmal auch mehr als zehn Stunden. Das ist dann immer auch ein bisschen die Problematik, weil wir haben ein sehr großes Einzugsgebiet, sag ich mal. Wir sitzen ja in NRW, unsere Hauptzentrale ist in Puppertal. Dann haben wir beispielsweise unsere Werkstatt in Leichlingen. Das ist zwischen Leverkusen, Düsseldorf, Köln. Das ist schon mal top.

Max Herrmannsdörfer: Okay.

Illja Gottschling: Aber wir haben natürlich auch Kunden in Saarbrücken, in Frankfurt. Und dann hat man ja auch schon Anfahrten und so weiter und so fort. Also wir versuchen alles Mögliche zu realisieren. Wir sind ein kleines Team. sind zehn Mann insgesamt und betreuen also 600 Maschinen in ganz Deutschland, also im Service, also nur die wir warten, reparieren. Das heißt, auch da sind wir gut ausgelastet. Aber wir versuchen schon viel, viel möglich zu machen. wir sind jetzt nicht so sagen, okay, wir kommen sechs Wochen. Das machen wir nicht. Wir sind da schon flexibel.

Max Herrmannsdörfer: Wir werden in die Praxis gleich noch bisschen genauer reinschauen und wie ihr dann in diesem 10-Mann-Team zusammenarbeitet mit den Handwerksbetrieben. Wir gehen mal ein paar Schritte zurück. Du hast den Betrieb gegründet. Das ist schon ein paar Jahre her. Das war 2007, richtig?

Illja Gottschling: Mhm.

Illja Gottschling: Mhm.

Illja Gottschling: Genau, genau. Genau, also die ursprüngliche, das ursprüngliche Unternehmen, also das war damals die MTG stand für Montage Team Gottschling. Hab ich 2007 gegründet. Das war also ich war ein Einmann Betrieb und hab dann irgendwann meinen zweiten Mann gekriegt. Der kam dann 2009 dazu. Also waren wir dann das Team und haben dann ausschließlich auch Baustellenaufzüge für Vermieter montiert. Also wir sind durch ganz Deutschland gefahren. Also es waren wirklich wilde, wilde Zeiten. Früher ging auch noch mehr als heute.

Max Herrmannsdörfer: Aha.

Illja Gottschling: und haben dann die verrücktesten Sachen gemacht. haben beispielsweise an Festzelten, da war so eine Skisprung-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen, haben wir da für Skatering an Festzelten irgendwelche Aufzüge montiert. bei den Olympischen Spielen 2012 waren wir London, haben Aufzüge bestellt für Behindertentransport. Also wir haben schon viele, viele verrückte Sachen gemacht. Auch Sachen, die ich heute nicht mehr machen würde, war auch dabei. 24 Stunden alle drei Stunden raus irgendwelche Gleitschalungsprojekte zu begleiten. Das war schon wirklich wild. Und dann ist das ganze Ebenheit gewachsen, wo ich damals angefangen habe, gab es, sage ich mal, in NRW vielleicht, weiß ich nicht, 40 Baustellenaufzüge dieser Art. Mittlerweile sind wir bei 400, 400, 500 Stück, die wir in NRW haben. Das heißt, die Branche war noch jungfräulich, sage ich mal, und es gab niemanden, der sich darum gekümmert hat. Und ich bin da... reingerutscht durch meinen Vater. Mein Vater war Spediteur bei den großen Vermieter. Und da hat man mich gefragt, ob ich mich mit dem Thema so befassen möchte. Ich war damals arbeitslos gewesen, hatte die erste Firmenpleite quasi hinter mir. Also hatte, komm ursprünglich aus der IT. Und hab gesagt, ja, für Geld, arbeiten und Geld verdienen, machen wir das. Und so hab ich dann angefangen. Ich hatte damals, ich glaub, ein 86er Scirocco. Der hatte auch nur einen Spiegel auf der linken Seite. hatte einen Werkzeugkoffer vom Legal für 59 Euro und dann habe angefangen. Das war so meine Entstehungsgeschichte. Das ist dann mit den Jahren alles gewachsen. Seit 2018, seit wir die GmbH gegründet haben, ist es also dauerhaft, also steil nach oben. Wir können uns vor Arbeit gar nicht retten. Das ist unglaublich, was da an Bedarf ist. Ich war jetzt vor kurzem in Bayern gewesen, habe da Gerüstbauer geschult und die fragen mich alle, Es gibt keinen Service. Die Leute kaufen Maschinen, investieren in diese Maschinen und warten dann drei Wochen, bis irgendwer kommt und so Maschine repariert. Das ist natürlich brutal. Das ist wirklich wahnsinnig. Wahnsinn, was da abgeht, dass die Leute da keinen finden, der diese Maschinen repariert. Das ist schon krass.

Max Herrmannsdörfer: Mhm.

Max Herrmannsdörfer: Krass.

Max Herrmannsdörfer: Dann war das früher aber ja noch noch viel heftiger, wenn du sagst, da gab es in NRW um die 40 Aufzüge insgesamt und mittlerweile hat sich es verzehnfacht. Aber trotzdem haben doch die Leute auch früher schon gebaut und auch hochgebaut. Wie kamen denn dann die Teile früher nach oben?

Illja Gottschling: Genau.

Illja Gottschling: Also, viel hat man dann mit Seilwinden gemacht. Man hat viel mit Seilwinden gearbeitet, wo dann die ersten Bauaufzüge kommen. Das waren dann reine Materialaufzüge. Ging das dann los? Dass man sich damit abgekämpft hat. Aber man hatte auch damals schon das Problem, auch wenn man jetzt eine geringere Anzahl von Maschinen hat, gab es ja immer noch noch weniger Personal als heute. Also man hat einfach Wochen auf den Service gewartet. Das muss man sich mal vorstellen. es ist wie, ich heute jetzt sage, okay, ich hätte jetzt gern Fliesenleger, warte ich auch acht Wochen oder so.

Max Herrmannsdörfer: Mhm.

Illja Gottschling: damit er sich mal bewegen kann und sagt, okay, ich kann dir das machen. Und das haben wir eben halt sehr häufig gehabt. Und wir haben hier insbesondere, muss man sagen, in NRW den Vorteil, wir sitzen genau zentral und bei uns in der Regel wartet kein Kunde länger als 24 Stunden auf Service. Also aktuell begleiten wir zum Beispiel das Projekt. Es gibt am Kölner Dom, hier stehen mehrere Bauaufzüge am Dom selber und da haben wir gerade eine große Wartung. Und das ziehen wir halt so durch. angeguckt, geplant, gemacht, fertig. Da versuchen wir durchzusetzen. Genau, genau, genau.

Max Herrmannsdörfer: Ja, habe ich gesehen, dass ihr gerade am Kölner Dom seid, oder euer Team. Was macht ihr da konkret? Also ihr wartet da den Aufzug, der da ist, oder ihr stellt den Aufzug, oder? Erklär's gern mal.

Illja Gottschling: Genau. Nein, also der Aufzug steht da seit über 20 Jahren. Also das ist ein permanent installierter Baustellenaufzug. nein. Also ich habe jetzt, ich weiß, dass da mit Besucher auch hochgefahren werden. Da oben ist eine Aufsichtsplattform oder so ein Gang. Ich habe das gestern gesehen, wo wir hochgefahren sind. Und natürlich am Dom wird ja immer gebaut. Also da wird immer restauriert. Die haben ja auch eigene Handwerke, eigenes

Max Herrmannsdörfer: Ist da eine Dauerbaustelle? Oder warum steht da die ganze Zeit ein Bauaufzug?

Peter: Ja.

Peter:

Illja Gottschling: Personal dafür, die machen nichts anderes und kümmern sich den Kölner Dom. Und dieser Aufzug ist im TÜV-Prüfung nicht bestanden, weil die Zahnstangen am Aufzug halt ablegereift waren. Und dann hat man jemanden gesucht, der das Ganze kurzfristig machen kann. Und dann kam der Geschäftsführer des Herstellers auf mich zu. Wir kennen uns sehr gut und sagte, ich da nicht Bock, was zu machen. Ich sag, klar, wir machen was Neues, machen wir. Und dann hing meine Jungs da gestern auf 60 Meter und waren da die Zahnstangen am Tauschen. Und es ist natürlich... eine richtig coole Baustelle, muss ich dazu sagen. Der Kölner Dom ist natürlich ein Prestigiobjekt, ist was Neues für uns, weil diese Art von Baustellenaufzügen hatten wir noch nicht in der Form, dass wir die warten und reparieren. Und leider war es einfach viel zu kalt. war so der Dottmann-Kohlen.

Max Herrmannsdörfer: Das ist dann der einzige Negativpunkt, wenn man in so einer Höhe arbeitet. Ich hoffe, es war nicht zu neblig, dass man auch bisschen was sehen konnte zumindest.

Illja Gottschling: Genau. ja, also ich hab tolle Aufnahmen gemacht. Also klare Sicht auf jeden Fall, aber eisklare Sicht. es war wirklich, es war wirklich richtig kalt. Aber ja, und ich hab das Gefühl, desto älter man wird, umso anfälliger wird man irgendwie für die Kälte. Vielleicht liegt es auch nur an mir. Ich kann das nicht so sagen. weiß nicht, aber es nervt total, die Kälte nervt.

Max Herrmannsdörfer: Ja.

Max Herrmannsdörfer: Okay, jetzt hast du gesagt, du bist damals mit einem Scirocco gestartet, mit einem Werkzeugkoffer und hast dich einfach aufgemacht, dieses Business zu gründen, in die Branche reinzugehen, die es ja davor mehr oder weniger nicht gab. Wie hast du dich da reingearbeitet über die letzten Jahrzehnte, Jahre?

Illja Gottschling: Ja, also ich habe für einen Vermieter quasi als Subunternehmer gearbeitet und da gab es eine leitende Person, die mich also schon an die Hand genommen hat und hat mir sehr viel beigebracht. das muss man sagen. Also da war jemand. Harry hieß der gute Mann damals und der Harry hat mir eben halt viel gezeigt. Also ich sag mal, der hat mir die Bauaufzugswelt damals so ein bisschen gezeigt. Und dann habe ich halt schnell gemerkt, dass dass es da wirklich Probleme gab, weil wir hatten dann Maschinen zum Beispiel auf dem Hof, ich konnte die ja noch gar nicht reparieren, ich gar keine Ahnung hatte. Und es kam einfach keiner, diese Dinger zu reparieren. Die hatten zwar so einen hofeigenen Techniker, der war aber auch irgendwie immer nur unterwegs. Und da hab gesagt, okay, das scheint irgendwas möglich zu sein. Und dann hab ich wirklich angefangen, also ganz klassisch fängt man an, man... liest sich sämtliche Betriebsanleitung, Montageanleitung, alles was es da so geht, fängt man sich durchzulesen und dann geht man mal auf so einen Elektrikerkurs, dann geht man mal zum TÜVT, macht da eine Schulung, dann habe ich eben halt, ich mal, über einen zweiten Bildungsweg mir dieses ganze Wissen angeeignet und es ging dann relativ schnell, dass ich das irgendwie so in mir verfestigt habe. Also ihr müsst euch vorstellen, 90 Prozent meiner Zeit geht wirklich für diese Arbeit, investiere ich für diese Arbeit. Ich sitze, also gestern Abend beispielsweise, sitze dann hier abends und denke, okay, heute Abend arbeite ich mal nicht und fünf Minuten später mache ich dann doch wieder irgendwas. Und ja, das ist mir wirklich so ins Blut übergegangen und seitdem befasse ich mich ausschließlich mit diesem Thema. Also ich versuche auch immer meinen Horizont zu erweitern, das ist ja auch wichtig. Also ich mache ja heute alles in diesem Bereich, was man sich vorstellen kann, obwohl ich nicht im Allen perfekt bin. Das möchte ich natürlich auch dazu sagen. Also ich bin kein perfekter Elektriker, ich bin eine Elektrofachkraft quasi. Ich bin auch kein perfekter Schlosser, sondern auch das habe ich dann so gelernt. haben Mitarbeiter von uns, der Baumaschinenmeister, von denen haben wir auch viel gelernt. dann, ja, dann arbeitet man sich so rein und ich sage, wenn man was lernen will, dann lernt man was, lernt man das. Ob man jetzt das klassisch in der Ausbildung lernt oder danach, alles ist möglich, man muss nur wollen.

Max Herrmannsdörfer: Mhm.

Max Herrmannsdörfer: Ja, aber diesen Beruf an sich, Bauaufzugstechniker, den gibt es so nicht zu lernen. Aber in gewisser Handwerks Background ist da sicher nicht schlecht. Kannst du mal sagen, wer arbeitet so bei euch? hast gerade schon gesagt Baumaschinentechniker, aber wer ist noch so?

Peter: Hm.

Illja Gottschling: Gibt es... Nein. Nein.

Illja Gottschling: Auf jeden Fall. Genau, ich habe unseren Dirk, der ist Baumaschinenmeister und Karakentenmechaniker. Also der passt schon mal fast perfekt. Aber dann, wenn ich jetzt mal davon ausgehe, mein erster Mitarbeiter, den ich hatte, der ist Glanter Maurer. Ja, dann haben wir, wir haben einen Maurer. Wir haben einen, der kommt, ich glaube, der hat mal lange im Dachdeckergewerbe. Dann habe ich eine Dame seit Kurzem, die kommt aus der Kabelindustrie, also Autoteile liefert. Zulieferer und so weiter und so fort. Also alle kommen irgendwie aus irgendeiner Branche. Einer davon, Jungs, hat früher auch im Hochbau gearbeitet. Der hat so Maske-Tabünen, ähnliche Situationen hat der mal montiert. Also es ist keiner da, der nichts mit dem Handwerk zu tun hat. Also alle haben irgendwie was mit dem Handwerk zu tun. Und man merkt das auch, wir hatten ja auch anderes Personal, die eben halt gar nicht aus dieser Branche kommen. Das liegt den Leuten auch nicht. man nichts. Man muss wetterresistent sein. Höher ist das größte Thema. Höhen-Tauglichkeit muss man haben und starke Nerven braucht man auch. Das ist nicht für jeden was. Das muss man ganz klar sagen.

Peter: 60 Meter hast du vorhin gesagt in Köln. Was war das höchste, wo du warst oder wo ihr insgesamt wart?

Illja Gottschling: Ich glaube, ich 248 Meter. Fortower in Frankfurt. Das ist Neubau, den sie da bauen aktuell. Da habe ich auf dem Gebäude mit einem Kran einen Aufzug draufgesetzt. Von da haben wir noch einen Aufzug draufgebaut.

Max Herrmannsdörfer:

Illja Gottschling: Ja, dann stehst du da wirklich, weiß ich nicht, so einen Meter am Rand und kannst so untergucken. Muss man... Jaja, das macht schon Spaß. Das ist schon cool. Aber dafür muss man gemacht sein. Also ich kann euch sagen, ich das erste Mal auf einem Bauaufzug war, da sind wir drei Meter hochgefahren und das Ding wackelt natürlich wie Sau. Da hab gesagt, fahr mich runter, das war's, das war meine Karriere, ist vorbei. Aber man gewöhnt sich halt da dran. Man gewöhnt sich halt da dran.

Max Herrmannsdörfer: Schass!

Peter: Schmeckt ihr das? Macht ihr das Spaß? ja schon,

Max Herrmannsdörfer: Aber kann so ein Bauaufzug dann mehrere hundert Meter tatsächlich zurücklegen?

Illja Gottschling: Also das ist genau also in dem Bereich, wo wir uns bewegen mit den Maschinen, mit denen wir arbeiten, ist so das Maximum 100 Meter. Dann gibt es auch noch ein Sondermodell, das kann 150 Meter, aber das ist einfach nicht mehr effektiv, weil du musst dir vorstellen, so eine Transportbühne darf maximal sieben Personen transportieren. Das ist ja offen, also das ist ja nicht geschlossen. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von 12 Meter die Minute. Wenn du jetzt 100 Meter hoch fährst mit sieben Mann, das ist eine über eine Arbeitsstunde, die du da verlierst. Das heißt, es ist ineffizient.

Max Herrmannsdörfer: Krass, ja.

Illja Gottschling: Ineffizient dafür gibt es dann die großen geschlossenen Bauaufzüge die gehen bis 400 500 Meter die fahren dann aber auch 60 Meter die Minute also die gehen das schon richtig ab wie eine Rakete und ich sag mal so die durchdurchschnittlichen Höhen sind so zwischen 30 und 40 Meter was wir so bauen das ist also Standard also viel höher sind ja unsere Gebäude auch nicht in Deutschland gibt den Boden ja gar nicht mehr

Peter: für euch ist Frankfurt ein gutes Ziel für solche Themen.

Illja Gottschling: Genau, genau, genau, genau. Aber sonst, also hier bei uns, weiß nicht, wir haben, ich, in Düsseldorf ein Gebäude, das ist so etwas über 100 Meter hoch. Aber da werden dann meistens dann schon die größeren Maschinen genommen. Die Kleidung sind natürlich in der Anschaffung oder in der Miete wesentlich teurer als die kleinen, aber die sind auch natürlich auch wesentlich effektiver. Da mit sieben Männerkinder hochgegurken und du hältst auch noch den Finger die ganze Zeit auf dem Knopf und dann kommst du oben an, denkst, scheiße, ich hab mein Werkzeug vergessen, jetzt fass ich wieder runter. Aber alle schon gehabt. Also da muss man dann auch ehrlich sein. das müssen wir, da bin ich dann aber auch so ehrlich, wenn ich auch beim Kunden bin auf der Baustelle, ich meine, wir müssen ja alle Geld verdienen, aber wenn der Kunde sagt, ich will hier einen Aufzug hinhängen, der ist 80 Meter, dann frage ich, okay, ist das denn effektiv? Und dann erkläre ich ihm halt die Situation, Fahrgeschwindigkeiten, Personenanzahl und so weiter und dann merkt er schnell so, okay, nee, das ist so nicht das Wahr. Dann lieber was Größeres nehmen oder ein bisschen schneller, flotter unterwegs, sicherer auf jeden Fall, die sind dann nochmal.

Max Herrmannsdörfer: Mhm.

Illja Gottschling: von der Sicherheit einen Ticken drauf, weil da kann halt keiner rausspringen, das ist halt im Schluss ein Aufzug. Ja, aber das ist so unser täglich Brot.

Peter: Du hast gerade paar Sachen schon angesprochen. Lass uns mal genauer die Installation schauen. einem Bauaufzug auf muss man denn da achten. Sicher hast du gerade ein bisschen schon gesagt.

Illja Gottschling: Mhm.

Illja Gottschling: Genau, also das ist jetzt natürlich immer so ein bisschen abhängig. Was haben wir für einen Aufzug? Bleiben wir mal in der Branche, wir hier unterwegs sind, die sogenannte Transportbühne. Das ist natürlich unabhängig jetzt, ob ich zwei Meter Aufzug aufbaue oder 20 oder 30 Meter. Also wenn ich keine ebene vernünftige Bodenfläche habe, wird das Ganze schon schwierig. Also das ist erstmal Grundvoraussetzung, dass wir vernünftige Ebenen haben, also vernünftiger Boden. Also da steht und fällt im wahrsten Sinne des Wortes alles mit. Und dann geht es natürlich auch da dran, wo machen wir diesen Aufzug fest?

Peter: Ja.

Illja Gottschling: Es ist so üblicherweise, dass diese Maschinen von einem Gerüst gestellt werden. Dann haben wir leider die Situation, dass viele Gerüstbauer, die dann auch diese Aufzüge montieren, an das Gerüst befestigen oder den Aufzug an das Gerüst dran machen, ohne dabei zu bedenken, was zieht denn so ein Aufzug. Da wirken schon Kräfte, die sind gar nicht so gering, je nachdem, wie man diesen Aufzug aufbaut. Jetzt haben wir ja aufgrund der Architektur, die wir mittlerweile in Deutschland haben, wir haben ja Fassaden, dann hast du da eine Glaswand. und dann sagt er, da will ich jetzt einen Aufzug dran haben. Dann stehst du schon vor einem gewaltigen Problem. das der, musst du die Fenster rausnehmen. sagen die Leute, das geht nicht. sag ich, ja, okay, aber irgendwo muss ich ja dran. Und das sind eben halt so die Herausforderungen, wir haben. Also wie gesagt, wichtigste ist natürlich immer der Boden. Wo kann man den Aufzug vernünftig verankern? Das kann man auch als staatlich rechnen. Da muss man auch auf jeden Fall rechnen. Und dann natürlich auch, wo will ich denn überall hin?

Max Herrmannsdörfer: Mhm.

Illja Gottschling: habe ich einen Ausstieg oder habe ich 10 oder habe ich 100 Ausstiege. Also auch das sind Sachen, natürlich dementsprechend geplant werden müssen und da müssen dann Maßnahmen ergriffen werden, dass das auch alles dann, dass man sichere Übergänge hat. Dann gibt es auch spezielle Türen für diese Aufzüge, die man dann installiert. Und ja, ist schon auf jeden Fall einiges steckt dahinter, was man da berücksichtigen muss. Und ihr werdet es kaum glauben, die häufigsten Probleme, die wir haben, oder meine Monteure, wenn die auf die Baustelle kommen, ist, die haben nicht mal zum Stromanschluss.

Max Herrmannsdörfer: was ja unabdingbar ist, damit so ein Ding funktioniert.

Illja Gottschling: Das predige ich. wir arbeiten mit einem Partner zusammen und ich predige das auf jeder Baustelle. Wir fahren dann gemeinsam auf eine Baustelle und gucken uns die Örtlichkeiten an und dann steht dann quasi von unserem Partner der Kunde und ich sage, denken Sie an einen Baustromverteiler. Und dann sagt mein Partner immer, ja, aber das ist ja klar. Ich sage, ja, das ist klar, aber das ist den Leuten nicht so bewusst. Und dann kommst du. Also sieben von zehn Baustellen haben keinen Strom. Also nicht den Strom. Ja, ja, das ist irre. Das ist Wahnsinn.

Max Herrmannsdörfer: Tatsächlich?

Illja Gottschling: Also wir haben schon auf unserer Internetseite kann man sich so Blätter runterladen, dann die Datenblätter der einzelnen Maschinen steht, wo wir sagen, das brauchen wir, gibt das bitte ein Elektriker, das muss er besorgen. Dann stehst du da vor einer Haushaltssteckdose, wo dann die Frau ihre Kaffeemaschine anschließt, also soll sie da irgendwelche Aufzüge anschließen. Also das ist ein Katastrophenzustand, kriegen wir auch nicht gebändigt. Also wir haben alles probiert, alles. Alles haben wir probiert, auch über Social Media, die Leute, nee, keine Chance. Strom ist das, was vergessen wird.

Max Herrmannsdörfer: Okay.

Max Herrmannsdörfer: Das gibt's ja nicht.

Illja Gottschling: Immer. Ja, das ist Wahnsinn. ist Wahnsinn. Über ordnungsgemäß Baustromverteiler fangen wir jetzt gar nicht an. Also die meinen ja, gesagt, irgendwo kommt eine Leitung raus, das kann man benutzen. Ja, und dann habe ich das natürlich auch, weil ich ja auf Social Media aktiv bin. Und dann fängst natürlich auf Diskussionen und dann siehst du die Leute, die diskutieren und sagen nein, du brauchst nur eine Steckdose und so weiter. Katastrophe. Katastrophe. Ja, und das größte, danach das zweiter häufiges Thema ist natürlich der Platz, den wir benötigen. Also ein bisschen Platz braucht so ein Aufzug.

Max Herrmannsdörfer: Mhm.

Illja Gottschling: einen kleinen 500 Kilo Aufzug, der braucht so zweimal zweieinhalb Meter und meistens diesen kriegst du schon dann schon nicht zur Verfügung gestellt. Also das sind so Probleme, haben wir so in der Städte, ist das schon große Probleme, wir haben. Was wir auch gerne häufig sehen ist, stellt euch vor, so ein Aufzug fährt nach oben und unten hast du quasi nur noch so einen Fuß, der ist gar nicht so groß. Dann bist du in der Düsseldorfer Innenstadt und Parkplätze sind da sehr rar. Dann stellen sich da die Autos rein und der von oben fährt runter. Doch! Also wir hatten schon sämtliche Lieferanten gehabt, irgendwelche hochwertigen Fahrzeuge, die danach halt nicht mehr hochwertig waren. Aber dann ist Auto kaputt und auch so kaputt. Und das ist eben halt dann, da werden keine Absperrungen hergestellt, es wird nichts gesichert. Und das sind so die Probleme, wo wir mit tagtäglich kämpfen. Und wir predigen, predigen, predigen und wir machen und tun und es ist...

Max Herrmannsdörfer: nee.

Illja Gottschling: Leider!

Max Herrmannsdörfer: Pedo, hast ja ganz am Anfang gesagt, ne? Broschi, die unter dem Radar läuft. Das ist tatsächlich so, oder?

Peter: Ja, ich bin ganz fasziniert.

Illja Gottschling: Ja, es ist so. ist so. Ja, also jetzt soll jetzt auch nicht kein Gemecker sein oder so, weil ich erzähle eben halt die Probleme, die wir haben. eine Reparatur an der Maschine ist immer relativ einfach. hast einen Defekt oder du hast einen technischen Fehler. Du musst den suchen und musst das Problem beheben. So dann ist das Thema erledigt. Da steht der Aufzug schon oder ist bei uns an der Werkstatt oder sonst wo. Ja, aber die Problematik ist eben halt bei der Installation. Also die häufigsten Probleme haben wir bei der Installation der Anlage, weil eben halt

Max Herrmannsdörfer: Jaja, ist schon gut so.

Peter: Ja klar.

Max Herrmannsdörfer: steht der Aufzug aber ja schon. Oder so.

Illja Gottschling: so viele Dinge da drum gehören und die Leute sich da keinen Kopf drauf machen. Die mieten sich bei irgendeinem so einen Aufzug und sagen, ach guck mal, ich hab jetzt so einen Aufzug gemietet, den stellen wir jetzt da hin und fangen dann an und irgendeiner baut den auf. Ach, dann rufen wir mal den Gottschling an, der kann das schon. Und dann stehst du da. Ja, ich hatte das letzte Woche, ich war in München gewesen, da gibt's den Funkturm. Den Funkturm, ich weiß nicht, ich ja den Funkturm, da war ich letzte Woche gewesen, da sollte jetzt eine Baumaßnahme stattfinden. Und vor einem Jahr hat uns unser Kunde

Max Herrmannsdörfer: Ja.

Illja Gottschling: informiert, dass da was kommt. Ich habe vier Bilder bekommen und da machen wir irgendwas. Dann ist das Ding bei mir durchgegangen. Also ich habe da gar nicht mehr dran gedacht und irgendwann rief mich der andere Kollege von der Firma an sagte, ja pass auf, die Baumaßnahme findet dann und dann statt. Was stellen wir denn jetzt dahin? Ich hatte das gar nicht mehr auf dem Schirm. Dann bin ich nach München gefahren, habe mir die Situation angeguckt und dann steht es auf einmal vor gewaltigem Problem, dass das so gar nicht geht. Ja, weil das war so ein Telefongespräch. Und alles, was ich nicht schriftlich kriege, geht bei mir durch. Deswegen darf ich auch keine Termine mehr machen. Das macht alles bei uns das Büro. ich darf... Das gesprochene Wort zählt nicht, sondern nur das geschriebenes Wort. Man hat so viele Sachen im Kopf. Ja, und dann standen wir da und das war also wirklich eine riesen Herausforderung, eine Lösung zu finden. Dann haben wir die Lösung gefunden. Also ich bin da noch in Augsburg zu einem Kollegen, haben geplant, gemacht, hab mich mit meinem Mitarbeitern zusammengesetzt. Also wir haben eine Lösung ausgearbeitet und einen Tag später ruft mich abends der Kunde an und sagt... Ja nee, hat sich erledigt. Die machen das anders. Und dann denkst ey, ich hab da jetzt aber schon 20 Stunden reingesteckt in Zeit und Energie und Mühe und dann fliegt das Ding auch noch raus. Ärgerlich, gehört aber auch zum Geschäft dazu leider. Gehört leider dazu.

Max Herrmannsdörfer: Ja. Okay. Aber ihr konntet dann in München noch die richtige Lösung finden für euren Auftrag.

Illja Gottschling: Genau, also wir haben die Lösung gefunden, tatsächlich. Also, haben wir alles statisch berechnet und so weiter. Und dann sagt der Kunde, nö, der macht das anders. Das ist natürlich Risiko. Ja, ärgerlich, aber das bleibt leider nicht aus. Du hast auch häufig bei großen, die Aufzugsvermieter, das sind ja auch nur eine Handvoll Firmen, die das machen, die das also professionell machen. Und dann hast du so Gerüstbaubetriebe, die ihre eigenen Aufzüge haben. Und dann hast du die großen Firmen, ich würde jetzt gar keinen Namen nennen, die fragen halt die Maschinen an und dann erarbeitest du Konzepte und das hatte ich jetzt schon ein, zwei mal. Du erarbeitest Konzepte, wo du richtig Zeit und Nerven investierst und dann nehmen die deinen Konzept, das Konzept gehen zu deinem Wettbewerb und sagen, guck mal das Konzept ist schon fertig, jetzt kannst du ja 20 Prozent billiger machen. Was sind so Sachen, wo ich sage, das ist nicht fair, das ist nicht fair und das sind auch Themen, die ich dann offen anspreche und sage Leute, so funktioniert das nicht.

Max Herrmannsdörfer: nee.

Illja Gottschling: Deswegen geben wir keine Konzepte mehr raus. Ich sage dem Kunden, es geht oder es geht nicht. Wenn er sagt, okay, wie geht es, dann sage ich, dann hätten wir gerne einen Auftrag, dann machen wir das. Aber es ist wirklich fies. Und dieses Problem hat nicht nur ich, sondern auch unsere Branchenkollegen, die in der gleichen Branche unterwegs sind. Bei uns gibt es da jetzt nicht so eine nackte Konkurrenz oder so. Man kennt sich, wir kennen uns eigentlich alle innerhalb der Branche. Wir sind alle gut miteinander.

Peter: Hmm.

Illja Gottschling: Der Markt ist groß genug für alle, sag ich mal. Da haben wir nicht diesen Wettbewerbskampf. Und dann ruft dich der eine und an und ich hab grad ein Projekt vor der Nase. Was? Da fällt ja alles aus Gesicht raus. Fies. Fiese Geschichte. Fiese, fiese, fiese Sache, ja.

Peter: Wer darf eigentlich alles Bauaufzüge installieren? habt ihr da eine Zertifizierung oder kann das jeder machen? Wer darf sie auch bedienen?

Max Herrmannsdörfer: ...und glaub ich.

Illja Gottschling: Genau, also Baustellenaufzüge sind grundsätzlich mit der Beliebung, das sind einweisungsbedürftige Anlagen und die Einweisung muss durch eine befägte Person, nach TBRS 1116 ist es mittlerweile, immer qualifiziert sein, also der Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass die Person qualifiziert ist. Es gibt Anlaufstellen, die Herstellerschulen, Mitarbeiter. Bezüglich der Installation muss auch durch eine befägte Person, das ist leider der Begriff, montiert werden. Jetzt ist natürlich die Frage, wer ist denn befähigt? Und da geht es dann rechtlich, ist das alles sehr Grauzone, sag ich mal. Und wir haben ein Schulungskonzept entwickelt für unsere Kunden, wo wir unsere Kunden oder auch Gerüstbauer schulen, mit dem besten Wissen und Gewissen, dass es danach ja nicht perfekt können, aber wissen wir erstmal, worum es wirklich geht und da auch ein gewisses Gefahrenbewusstsein schaffen. Und dann ist es natürlich die Aufgabe des Unternehmers, Mitarbeiter dementsprechend. die Befähigung auszusprechen und die Bestellung auszusprechen und sagen, du bist jetzt bei Auftrag auf Baustellenaufzüge zu montieren oder zu übergeben, was auch immer. Aber dieses leihenhafte so jeder, das wird gerne so genannt. Es wird auch gerne leider in der Gerüstbranche so gemacht. Also die haben ein paar in der Ausbildung, da ist ein bisschen Aufzug mit drinne und da wird es schon falsch beigebracht. Also da sind eben halt die Regularien und die Vorgaben. die sind schon total überholt. ich arbeite gerade eine Schulung für die BGBAU aus und befasse mich seit ein paar Tagen mit denen, was die so im Internet veröffentlichen. Und dann ist man schon so leicht schockiert und denkt, okay, das ist von 2002. Da hat sich schon ein bisschen was getan innerhalb der Branche. Aber diese Informationen sind immer noch frei zugleich im Internet. Und wenn jetzt so eine Firma sich so einen Aufzug kauft und denkt, okay, ich will es richtig machen und nimmt die Information aus von der BGBAU, dann macht das schon falsch.

Max Herrmannsdörfer: Mhm.

Illja Gottschling: Das ist gefährlich. Ich sagen, das geht nicht. Und da müssen wir was tun. Und ich bin da jetzt mit der BGBAU dran, dass wir die da so bisschen mal schulen, weil wir auch massive Probleme haben mit falsch aufgebauten Maschinen. Also 2023 haben wir 634 Maschinen geprüft bundesweit. Davon sind 70 Prozent aufgrund erheblicher Aufbaumängel durchgefallen. Also mit Prüfung meinen wir, dass die CYS, also der TÜV, dabei ist. Das machen wir nicht wir, sondern wir begleiten den TÜV an dieser Stelle. Das waren 70 Prozent, waren erhebliche Aufbaumängel. heißt, falsche Verankerungen, falsche Sicherheitsabstände. Also alles, was der Hersteller vorgibt, wie es gebaut werden muss, oder die Norm, in dem Fall die EN 16719. Da wird einfach alles falsch gemacht.

Peter: kommen da nicht zum Einsatz oder werden die dann tatsächlich eingesetzt?

Illja Gottschling: Ja die werden, genau. Weil das Dofe ist an diesen Maschinen. Eine Maschine, also alles wo eine Person mitfahren muss, ist eine sogenannte überwachungsbelüftige Anlage. Das heißt die muss einmal im Jahr von der ZYS, also in dem Fall sagen wir mal TÜV, D-Kram, wie sie alle heißen, geprüft werden. Und die Prüfung ist dann so wie der Aufzug grad steht. Habe ich den Aufzug gerade im Lager stehen, prüft der Prüfer natürlich nur das Grundgerät. Und da ist ja meistens nichts. Aber wenn die Sicherheitsschalter geprüft, dann wird dann eine

Peter: Mhm.

Illja Gottschling: Bremstest gemacht. Wenn der Aufzug aufgebaut ist, dann muss der im aufgebauten Zustand geprüft werden. Das heißt dann kommt der TÜV-Prüfer gemeinsam mit uns und sagt, okay jetzt prüfen wir den ganzen Aufbau und da fallen halt diese Mängel auf. Dann ist die Anlage aber ja schon in Betrieb.

Max Herrmannsdörfer: Das heißt, eine TÜV-Plakette ist nicht immer ein Zeichen dafür, dass der Aufzug einwandfrei funktioniert, weil der kann auch falsch aufgebaut sein.

Peter: Okay.

Illja Gottschling: Nein. Nein. Genau. haben Kunden, nur ihre Maschinen in unaufgebautem Zustand prüfen. Und die wissen auch ganz genau warum. Und wir haben so bisschen den Ruf weg, dass wir so, man sagt ja, Firma MTG, so die Aufzugspolizei, wir sind sehr streng. Also wenn wir, genau, genau. Also wir sind sehr, sehr streng, weil wir hatten jetzt schon ein paar Fälle gehabt, wo es schwere Umfälle gab, wo wir gesagt haben, das geht auf keinen Fall und

Max Herrmannsdörfer: Wissenlich!

Max Herrmannsdörfer: Jetzt kommt der Gottschling hier und macht mir den Aufzug dicht. Mhm.

Illja Gottschling: Meine Mitarbeiter sind dazu aufgefordert, wirklich sehr sensibel an das Thema dranzugehen. Da fahren Menschen mit und es passieren Umfälle. Das ist gar nicht so wenig, wie man da meint. Dadurch, dass wir dann auch so laut im Internet sind und in unseren Worten sprechen, also wir sagen so wie es ist, wenn wir sagen, kommen auf der Baustelle und sagen, das ist scheiße, dann sagen wir, das ist scheiße und wir sagen nicht, das könnte eventuell vielleicht scheiße sein, sondern wir sagen so wie es ist. wir sagen dann immer, wir sind eben halt Handwerkerslang. Mein Dirk, mein Baumaschinenmeister, ist dann auch recht schroff in seiner Art und Weise. Und da vergessen die Leute, dass man denen eigentlich nichts Böses will. Sondern wir haben das Motto, jeder geht abends sicher von der Baustelle. Und damit meinen wir nicht nur uns, sondern auch die Leute, die mit diesem Aufzug eben mal zu tun haben. Und du kommst dann aber schon an Grenzen. Nicht, dass du sagst, okay, du hast jetzt den Ärger mit deinem Kunden, weil das hast du ja auch, weil du bist ja da in einem Konflikt mit dem Kunden, sondern auch mit den Aufzugsherstellern. Den gefällt nämlich auch nicht, was wir machen. Also ich hatte von gewissen Herstellern schon die obersten da, die mir da Druck machen, warum ich denn solche negativen Dinge zeige. Also gerade im Internet, wo ich sag, ja ich möchte auf Missstände aufmerksam machen. Ja, aber das kann man ja auch anders machen. Ich sag nein, also wenn ich eine Banane in die Kamera halte, ist eine Banane eine Banane. Also mein Dozent hat immer gesagt, ich weiß nicht, ob ich das sagen darf, du kannst aufs Scheiße keine Butter machen. Ja, das ist so.

Peter: Ja, was passiert da? Welche Art von Unfälle gibt es da? Oder was ist das, wo du Sorge hast? Und was du siehst auch?

Illja Gottschling: Ja, ich muss das jetzt so bisschen verallgemeinern. ist eben halt angefangen mit Unfällen, dass ein Auto drunter steht. Es ist ja ein Unfall. Ja, also im besten Fall nur Blechschaden. Im schlimmsten Fall steht da oben im Aufzug eine Person drinnen und dann kann noch viel Schlimmeres passieren. Es gibt tödliche Unfälle, Absturzunfälle. Personen fallen aus den Aufzügen raus. Dann Maschinen. Wenn man es ganz schlecht macht, können abstürzen. Da muss unglaublich viel schief laufen, damit so eine Maschine abstürzt. Aber es ist halt möglich. Wenn ich einen Aufzug beispielsweise einem Gerüst befestige und den Gerüst mit irgendwelchen kleinen Ringölzchen festmache und da hängen 1400 Kilo, da dran ziehen, dann gibt das ganze Material dementsprechend nach. Und es können eben auch Unfälle passieren. Und die letzten Unfälle, sagen wir mal von 2023 bis 2025, halt auch Unfälle mit vielen Toten. Ja und das möchten wir nicht, ganz klar.

Peter: Was war dann da die Ursache, wenn du sagst mit vielen Toten? kann es gerade nicht vorstellen. nicht richtig installiert dann.

Illja Gottschling: Also, ja, es gibt also den nicht richtig installiert. Wie gesagt, ich muss das sehr allgemein halten, weil die Branche sehr klein ist und man mir sowieso versucht. es. Genau, also es gibt, ich kann sagen, es gibt, es gab einen schweren Umfall, wo die Ursache bei sich nicht. Aber es ist, ich glaube, in der Schweiz war das jetzt gewesen. Letztes Jahr ist eine 60 Meter Aufzug abgestürzt, samt Gerüst eingekracht bei großen Medien in der Schweiz.

Peter: Ja, Versuch ist allgemein einfach, aber für uns ist es nicht richtig vorstellbar. Also was passiert da?

Illja Gottschling: Und die Ursache ist nicht klar, aber man geht davon aus, dass irgendwelche Fassadenbauer zu viele Befestigungen gelöst haben vom Gerüst. Und ich glaube, so wie ich es gesehen habe, meine Vermutung ist, unten drunter stand eine Art Baumaschine. Ich weiß nicht, ob es ein Manitou war oder so. Ich glaube, der ist einfach gegen das Gerüst gekommen. Und dann ist die ganze Geschichte in sich zusammengekracht. Es wurde dahingestellt, dass der Aufzug umgekippt sei. Der Aufzug ist nicht umgekippt, sondern wie ein Kartenhaus ineinandergekracht. Wäre der Aufzug von 60 m gekippt, er wie ein Turm gekippt. Aber er in sich zusammengekracht. Und das ... muss ganz viel passieren, das passiert. Aber es passiert leider. Das ist eben das, was viele Gewerke auf der Baustelle ... Der eine will seine Fassade zu Ende bringen, der andere muss seinen Gerüst fertig machen. Keiner spricht mit dem anderen, einfach wird gemacht, dann passiert das. Wir haben innerhalb der Gerüstbaubranche das größte Problem, die kommen auf eine Baustelle und dann sind dann erst 70 Prozent der Anker gelöst, weil der Fassadenbauer da irgendwas machen muss und dann werden einfach irgendwelche Anker gelöst. Deswegen ist ja auch häufiger mal gerade so Hamburger Bereiche und so, dass da so Gerüste umkippen, weil da kommt Wind und irgendwann gibt das ganze Material nach. Da kann der Gerüstbauer so gut bauen, wie er will. Wenn der Fassadenbauer jetzt in dem Fall einfach

Max Herrmannsdörfer: Mhm.

Illja Gottschling: die die Anker löst, dann ist vorbei. Und wenn du dann noch da so einen Aufzug dran hängen kannst, der noch zwei Tonnen heben kann, dann möchte man sich nicht ausmalen, was da passieren kann. So das ist Kommunikation und ja, das ist eben halt die Leute machen sich einfach keinen Kopf. Wenn ich meine Schulung gehe, habe ich ein so ein Parade Video, sage ich mal. Es gibt ein Video, was ich immer wieder zeige, da ist dann auch wieder unser Dirk auf einer Baustelle, das war damals in Duisburg.

Max Herrmannsdörfer: Da halte man sich auch an der Kommunikation untereinander.

Illja Gottschling: Der sollte eine Anlage UVV prüfen. Neben der TÜV prüfen brauchen wir noch eine UVV. Und in diesem Video zeigt er einfach mal, was alles falsch ist. wirklich, er steht oben auf diesem Aufzug und er wackelt und das ganze Gerüst wackelt mit. Und er ist eine Person mit 100 Kilo. Der Aufzug kann aber 850 Kilo. Also man stelle sich vor, ja, und er zeigt dann so die Dinge auf, die falsch sind. Und dann habe ich mir irgendwann die Frage gestellt, ja, der Aufzug ist sehr falsch montiert. hat man alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Aber da fahren ja auch, der Aufzug war ja im Betrieb, da fahren ja auch Leute mit. Warum machen sich die Leute, die mit diesem Aufzug mitfahren, denn keine Gedanken? Also wenn du da siehst, da sind schon irgendwelche Klemmen ab oder so. Also man sieht ja auch Leie und sagt, das kann ja nicht richtig sein. Und dann habe ich mir die Frage gestellt, die Nutzer der Maschinen, warum melden die das nicht an? Warum gehen die nicht zum Vorgesetzten sagen, ey, hier stimmt irgendwas nicht, das könnte gefährlich sein. Könnte ja, muss ja nicht. Ja, kann ich euch genau sagen. weil dann wird ja der Aufzug gesperrt und die müssen die Treppe laufen. Also gehen die Leute das Risiko eher, nehmen das Risiko in Kauf, weil sie damit sie nicht laufen müssen und fahren mit einer unsicheren Maschine. Die Betriebsanleitung der jeweiligen Anlagen schreibt ganz klar vor, du musst eine tägliche Kontrolle machen. ist wie bei deinem Gerüst. Bevor ich das Gerüst besteige, muss ich auf augenscheinliche Mängel überprüfen. Beim Aufzug musst du das auch machen. Du musst eine Leerfahrt machen, Du fährst erst mal von außen. Wenn irgendwas passiert, dann stehst du zumindest nicht da drinnen. Das macht...

Max Herrmannsdörfer: Mhm.

Illja Gottschling: einfach kein Mensch ist. Macht einfach kein Mensch.

Max Herrmannsdörfer: Ist da die Bequemlichkeit tatsächlich so hoch?

Illja Gottschling: Ja, die Bequemigkeit und Druck. Zeit ist Druck, ja. Also es gab Ende letzten Jahres auch einen Unfall, da ist einer aus der Bühne gefallen. Er wollte schnell Stell machen, hat Rohrmaterial hochgefahren. Das Rohrmaterial hat sich verselbstständigt, das ist irgendwie aus dem Aufzug raus. Er wollte es irgendwie hinsetzen, ist hinterher. Gott sei Dank nicht gestorben, aber schwerste Verletzung. Aber in seinem Arbeitsauftrag stand eben halt was ganz anderes drin. Und er sollte das Rohrmaterial wohl mit dem Kran hochziehen und nicht mit dem Aufzug.

Max Herrmannsdörfer: Ja? Okay.

Illja Gottschling: Das heißt, werden eben halt... Das sind eben halt... Also so eine Maschine... Das ist eine Maschine, die sind super sicher konzipiert, aber der Faktor Mensch ist immer das Problem. Ein Flugzeug stürzt ja nicht einfach so an, sondern es ist meistens irgendwelche Leute, die irgendwas falsch gemacht haben, dass dann so was passiert. Jetzt kann man einen Aufzug nicht mit einem Flugzeug vergleichen, auf gar keinen Fall. ich dramatisier das jetzt auch alles ein bisschen. Das hört sich jetzt so wow wow voll gefährlich an. Nein, wenn man so eine Maschine ordnungsgemäß montiert und auch für den... Zweckeinsatz für das gedacht ist, sind die Dinger schon super sicher. Aber du hast eben halt auch so Ausreißer. Und wir versuchen mit unseren bescheidenen Mitteln, die wir haben, Ganze irgendwie den Leuten bewusst zu machen und da so ein bisschen zu sensibilisieren, was wirklich eine Mammutaufgabe ist. Es ist wirklich eine Mammutaufgabe. Das ist schwierig, ganz schwierig.

Max Herrmannsdörfer: Aber es ist unfassbar wichtig, dass es dann Leute gibt, die auch Schulen in dem Bereich, gerade wenn das so ein Thema ist, was oft stiefmütterlich behandelt wird oder gar nicht bedacht wird und dann kurzfristig erst angegriffen wird. Also ich glaube, dass da in dem Bereich einfach viel Aufklärung herrschen muss. Ich habe aber auch das Gefühl, sei es im Gerüstbau oder im Dachdeckerhandwerk, dass da immer immer größeres Verständnis auch für Arbeitssicherheit

Illja Gottschling: Genau. Genau.

Illja Gottschling: Gute Arbeit!

Max Herrmannsdörfer: kommt und dass das eben nicht mehr so als unnötiges Beifrg abgetan wird, dass da die Betriebe mittlerweile einen Fokus drauf legen, weil es einfach wichtig ist, weil es aber auch einfach gegenüber Kunden, gegenüber anderen Mitarbeitern, gegenüber Bewerbern, dass man sich da einfach als sicherer Arbeitgeber auch darstellen muss. Ist das nur ein Gefühl von mir oder ist es so, dass da mehr passiert, was Arbeitssicherheit anbelangt?

Illja Gottschling: Nein, wenn ich jetzt mal 20 Jahre zurückdenke, da hat sich gewaltig was getan. Wir sind bei weitem noch nicht so weit vorne wie in England. Ich war letztes Jahr in England, hab mir da die Baustellenleben mal angeguckt, also insbesondere Baustellenaufzüge, kein Vergleich zu hier. Also da sind die noch mal besser, sag ich ganz klar, sicherer unterwegs. Sicherheitsbewusstsein, auch Gefahrenbewusstsein, die Sicherheitsstandards sind da wesentlich höher.

Max Herrmannsdörfer: Ja, ja, ja.

Max Herrmannsdörfer: Was das Bewusstsein dafür anbelangt oder?

Illja Gottschling: Rechtenzentrum von Frankfurt, auch, ich glaube, ein brittisches Unternehmen, da waren wir tätig. Also da ist ganz anderer Wind als bei uns. Und es gibt einmal, ich sag mal, es gibt Arbeitssicherheit, die macht Sinn und es gibt Arbeitssicherheit, die macht keinen Sinn. Und Arbeitssicherheit, die keinen Sinn macht, ich rege mich gerne über das Thema auf, du darfst in deiner Werkstatt nicht fegen, wegen dem Staub. Ja, das ist eine Vorgabe wohl von den BG, das ist Sache, da hört es dann bei mir auf. Wo ich sag jetzt,

Max Herrmannsdörfer: Okay.

Max Herrmannsdörfer: Okay.

Peter: Okay.

Max Herrmannsdörfer: Ja, gut.

Illja Gottschling: Klar, wenn ich jetzt mit Feinstauben arbeite, gar kein Thema. Aber wenn ich jetzt eben mein Dreck zusammenkehre, dann bräuchte ich jetzt nicht eine Kehrmaschine. Ja, also das ist dann so, wo ich sage, da muss man auch als Arbeitgeber oder auch als Vorgesetzter sagen, ey, so lasst man die Kirche im Dorf. Aber natürlich so arbeiten auf Höhen und so weiter und so fort, da muss was passieren. Ich kann euch eine Geschichte erzählen, die ist wirklich nicht gelogen. Wir haben, ich glaube 2010, auch auf dem Kölner Dom, da gibt es das sogenannte 4711 Haus. Und da haben wir damals einen Aufzug installiert. Und wir hatten also ziemlich lange Rohrverbindungen, wo wir da drüber mussten, wo wir verankern mussten. Und ein Mitarbeiter damals, der ist da drüber balanciert auf 14 Meter. Und ich stehe da und du denkst dir, mein Gott, was macht der da? Und dann bildest du mich und ich sag, was machst du da? Ja, ich war jetzt zu faul. Ich sag, wenn du da runterfällst, dann stirbst du. Ich sagte, hä? Nein. Ich sagte, ich roll mich ab. Ich so, bitte, was machst du? Und das hat er mir auf Rumänisch gesagt. Also spreche fließend Rumänisch, aber das Abrollen, das Wort kannte ich nicht. Und dann erklär mir das nochmal. Dann sagt er ja, wenn ich stürze, dann roll ich mich ab, mach einen Purzelbaum und nehm dann die Energie raus und renn weiter und dann passiert nichts. Und ich hab gedacht, der nimmt mich jetzt auf den Arm. Und dann sagt er ja, aber guckst du kein Fernsehen, siehst du das nicht in den Filmen? Und dann denk ich, mein Gott, was machst du hier? Da war eben halt, natürlich Osteuropäisch damals, war ja auch ganz andere, die haben ganz andere Sicherheitsverständnis wie wir.

Max Herrmannsdörfer: Ja.

Illja Gottschling: Und die waren wirklich der Meinung, dass dann, wenn die das... Ich hab gedacht, okay.

Max Herrmannsdörfer: Aber das ist ja gar kein Sicherheitsbeständnis, ne?

Max Herrmannsdörfer: Das ist wie so Sturz aus 15 Metern oder so, easy.

Illja Gottschling: Genau, dann hab ich dann eben halt präventiv versucht, eben halt mit irgendwelchen, es gibt so afrikanische Stämme, die springen dann aus irgendwelchen Türmen runter mit so Hampfseilen oder so, Dann hab ich dann solche Videos rausgesucht, hab denen das gezeigt, hab gesagt, guck mal, das passiert, wenn da raus 5, 6, 4 Meter und so weiter. Also da ein Gefahrenbewusstsein zu schaffen, das war damals eine riesige Aufgabe. Und diese Problematiken haben wir zum Teil heute noch. Also ich hatte, das ist, ich letztes Jahr kam Mitarbeiterbüro, so ein Hörnchen. Ich habe mir den Kopf gestoßen irgendwo an einem Rohr. Ich sage, hat es einen Helm an der Baustelle? Nein. sage, dann brauchen wir jetzt nicht weiter reden. gibt Helmpflicht auf der Baustelle. Das hat schon Sinn. Diese Thematiken hast du auf der Baustelle. Es gibt Firmen, sind da wirklich sehr, streng. Es gibt Firmen, die sind da sehr locker unterwegs. Aber Höhe ist halt gar nicht zu unterschätzen. Das ist so brandgefährlich. ist eine Sekunde vorbei.

Max Herrmannsdörfer: Ne.

Illja Gottschling: Das ist schwierig, wir haben hier schon aufgeholt in Deutschland. Also wir sind schon gut unterwegs. Gerade im Gerüstbau hat sich sehr, sehr viel getan, was Arbeitssicherheitsangehörige, also Absturz und so weiter und so fort. Und die BG ist ja extrem hinterher. Das muss man sagen. Die BG ist da wirklich extrem hinterher. Und die machen auch viele und auch die ganzen Innungen und Verbände, was es da alles gibt. Also die tun alle was. da muss ich sagen, top, top, top. Aber nach Luft nach oben ist natürlich immer.

Peter: Hmm.

Max Herrmannsdörfer: Ja Ja jetzt haben wir über viele Seiten des Gerüstbaus, des Aufzugs gesprochen, zum Teil ein paar negative Sachen beleuchtet. Was ist denn für dich so das Schöne an dieser Branche? Warum machst du das seit mittlerweile 18 Jahren?

Illja Gottschling: Also an der Branche, also ich liebe einfach meine Abwechslung. Ich liebe das, was ich mache, weil guck mal, ich bin gestern Techniker. Heute Morgen bin ich Kundenberater. Jetzt bin ich dann in dem Fall jetzt gerade Podcaster. Nachher bin ich dann auch irgendwie Social Media und danach fahre ich dann auch noch irgendwas reparieren. Das ist so abwechslungsreich. Ich habe ganz Deutschland gesehen. Wir waren im Aus, wir waren in Litauen, waren in Tschechien, wir waren in England, wir waren überall gewesen. Es ging immer um den Bauaufzug in irgendeiner Art und Weise, sei es eine Reparatur, eine Wartung. Es ist halt ein richtig spannendes Thema, weil jede Baustelle ist anders. Mein Tag ist immer anders. Ich fahre um die 100.000 Kilometer im Jahr, was natürlich schon brutal viel ist, muss ich sagen. Aber auch mein Aufgabenfeld ist ja so breit gefächert. Wir sind ja auch noch Hersteller von einem System, wir entwickelt haben. Das kommt ja auch noch dazu. Auch das dreht sich den Baustellenaufzug. bei uns wird es einfach nicht langweilig. Und das liebe ich an dieser ganzen... Ich liebe das einfach. Ich liebe das einfach. wie gesagt, ich mag das Produkt. Ich kann dir so einen Aufzug im Schlaf auseinanderbauen. Also komplett und wieder zusammenbauen. Das gar kein Problem. ja, Also meine Frau sagt immer... Das darf man so eigentlich gar nicht sagen. Und meine Frau sagt immer, für dich steht an erster Stelle die Arbeit. Und dann kommen deine Kinder und dann kommen ich und dann kommt irgendwann alles andere. Ja, das ist jetzt ein bisschen zugespitzt, aber da ist schon was wahres dran. Ich bin auch nicht krank. Ich war das letzte Mal wirklich krank geschrieben 2009. Da ich mal so einen gelben Schein. Und dann war ich, letztes Jahr, ich hatte eine kleine OP. Dann hab ich dann zwei Tage und dann hab ich gedacht, wie viel arbeiten. Ich liebe es einfach, ich liebe es

Max Herrmannsdörfer: Okay.

Illja Gottschling: Ich könnte mir nichts anderes vorstellen. Ich kann sagen, wäre ich Angestellter in einem Konzern, da würde ich vielleicht privat wesentlich entspannter sein. Ich hätte Urlaub bezahlt, ich könnte mal krank werden. Man hat keine Angst vor der Zukunft, weil man hat ja einen guten Job und so weiter und so fort. Aber für kein Gelderwerb würde ich was anderes machen. Für kein Gelderwerb, nichts. Also für mich ist klar, ich mache das bis ich irgendwann nicht mehr bin. Ja, genau. Aber mein Wunsch wäre es, dass wir es irgendwie schaffen, das so weit zu kriegen. Ich möchte die Branche insgesamt weiter nach vorne bringen. möchte eben auch, dass es vielleicht nicht mehr in meiner Zeit, aber dass es so weit kommt, dass man sagt, das wird ein Ausbildungsberuf. Der klassische Aufzugsbauer ist ja auch kein Ausbildungsberuf. Auch das ist kein Lehrberuf. Also, dass diese Berufe nachziehen. Und dass ich hoffe, natürlich auch mit meinen ganzen Social Media, mit meinen Schulungen und alles, ich so mache, auch die jungen Leute wieder dazu kriege, auf den Bau zu gehen. Das ist das, was uns händeringend fehlt. Wir brauchen alles. Wir brauchen alles. Und das ist branchenübergreifend. Jeder braucht Handwerker und keiner will es irgendwie mehr machen. Und würde ich mir sagen, das ist doch das Geilste, was es gibt. Ich habe meinen Sohn auf Klinien angefleht, machte und werde doch Gerüstbauer. Ich sagte, hier. Das hat er nicht gemacht. Das die Logistik. Egal.

Peter: Mh.

Max Herrmannsdörfer: Er kommt ja vielleicht irgendwann auf einen zweiten Weg.

Illja Gottschling: Ich habe noch kleinen, ich hoffe er kommt.

Peter: Haha. Ja, vielen Dank erst mal bis hierher. haben eine ganze Menge schon gelernt jetzt und erfahren dürfen. Wir haben zum Schluss immer noch so ein paar persönliche Fragen und da würde ich gerne die erste mal stellen. Ich weiß gar nicht, ob du da überhaupt jemanden hast, mit dem du da gerne mal tauschen würdest. Aber die Frage heißt, mit wem würdest du gerne mal tauschen? Ist ganz egal, ob das beruflich ist oder ob das Sport ist, Kunst, Kultur oder was dir so gerade

Illja Gottschling: Ja.

Peter: Kopfkopfkommner, aber du hast gerade so begeistert von deiner Aufgabe erzählt. Aber vielleicht gibt es doch jemanden, wo du sagst, ja, das interessiert mich schon. Mit dem würde ich ja mal einen Tag oder eine Woche.

Illja Gottschling: Ja.

Illja Gottschling: Ja, so mit so einem... einem... So einem... einem... einem... einem... So einem... einem... So So einem... So So So So einem... einem... einem... So So So So So So

Max Herrmannsdörfer: Okay, nächste Frage. Was war für dich die beste Entscheidung, die du hier getroffen hast?

Illja Gottschling: Die beste Entscheidung war tatsächlich meine Frau. Die beste Entscheidung war meine Frau. Die ist ja der eigentliche Chef hier im Laden. muss man ja dazu sagen. Sie supportet mich ja von A bis Z. Sie macht ja meine wahnsinnigen Ideen. Ich hab auch mal die Ideen, die Hose gehen. Das muss man auch sagen. ist ja nicht alles, was ich machen würde, super, sondern da kommt auch mal Mist raus. Aber sie steht da komplett hinter mir und unterstützt mich da und supportet das Ganze und hat das Ganze mit aufgebaut. Die beste Entscheidung war meine Frau.

Max Herrmannsdörfer: Anders gefragt, wir haben jetzt über viele Herausforderungen auch schon gesprochen, die diese Branche mitbringt. Was war für dich so die größte Herausforderung? Mal der größte Knackpunkt oder mal ein Auftrag, der schwierig zu bewältigen war? Größte Herausforderung, Ilya.

Illja Gottschling: Die größte Herausforderung von einem Projekt, wenn man davon ausgehen, war, dass der Teilchenbeschleuniger in Darmstadt Anfang letztes Jahres, den wir da gebaut haben, das war das komplizierteste, was wir jemals gemacht haben. Da ging es eben darum, zwei solche Aufzüge in so einem Schacht einzubauen. Da ging es um Millimeter. Meine Bauplanung war nicht gut, weil ich bin da halbherzig an die Sache gegangen, weil ich gedacht habe, die nehmen uns eh nicht, weil das eine riesige Bude. Und dann zehn Minuten. Bevor ich ins Bett gehen wollte, 22.50 Uhr, krieg ich einen E-Mail mit einem Auftrag. Ich hatte fünf Minuten vorher mit meiner Frau darüber gesprochen. Dann war ich auf einmal wach, die ganze Nacht nicht pennen. dachte, scheiße, du hast da irgendwas erzählt, gemessen, jetzt musst du das auch realisieren. Das war Komplizierteste, was ich gemacht hab.

Max Herrmannsdörfer: Was war das genau? Beim Teilchenbeschleuniger?

Illja Gottschling: Genau, Teilchenbeschleuniger in Darmstadt, da wird der neue Teilchenbeschleuniger gebaut. Und da sollten wir zwei solche Bausteineaufzüge in so einem Schacht einbringen. Riesen komplizierte Geschichte. wirklich, da habe ich eine Woche nicht schlafen können. Natürlich selbstverständlich ein bisschen gerichtet.

Peter: hingekriegt nachher.

Peter: Die nächste Frage geht ein bisschen das Handwerk. Du hast viel mit Handwerk zu tun. Wir haben gesagt, du bist handwerksähnlich oder handwerksnah unterwegs. Was bedeutet für dich Handwerk? Was ist für dich Handwerk?

Illja Gottschling: Handwerk ist für mich auf jeden Fall... Das ist auch irgendwie das eins der wenigen Dinge, wo ich sage, das ist richtiges Arbeiten. Für mich ist das so... Also alles, was nicht mit dem Handwerk zu tun hat, verbinde ich nicht mit Arbeit. Also ich weiß nicht. Für mich ist das, und das ist jetzt gar nicht negativ gemeint, sondern wirklich positiv. Ich bin nicht handwerklich der Begabteste. Aber ich habe zum Beispiel einen Mitarbeiter, der arm hier... Das ist der Non-Posultra-Handwerker, der kann alles. Dieser Mann ist einfach unglaublich, was er einfach wirklich kann. Vom Schweißen, der kann dir Fliesen legen, kann dir auch eine Küche einbauen, Laminat legen, der kann aber auch Tapizit... Dieser Mann kann einfach alles. Und ich finde das so faszinierend. Das ist so was von unglaublich. Und ich finde, jeder sollte irgendwie was Handwerkliches machen. Ich kann mir nicht vorstellen, zu sagen, ich mach nichts Handwerkliches. Deswegen, also, das hat schon... große Bedeutung, auch wenn ich jetzt selber nicht so, sag mir mal, ich soll einen Schrank zusammenbauen, dann bin ich weg, mach ich nicht. Aber auf jeden Fall, auf jeden Fall. Also ich zerlege den Aufzug, kein Problem, aber wenn ich einen Schrank aufbauen muss, nein, nein. Also das ist halt schon sehr, sehr hohen, wichtigen Stellen.

Max Herrmannsdörfer: Lieber Bauaufzüge!

Peter: Wir haben zusammen noch vier Begriffe, ganz kurze Begriffe mit der Bitte auch ganz kurz und kompakt darauf zu antworten. Der erste Begriff ist, was ist Heimat für dich?

Illja Gottschling: Heimat ist zu Hause sein. Ja, doch, was anderes kann ich nicht sagen.

Max Herrmannsdörfer: Nächster Begriff, hast du irgendein Vorbild?

Illja Gottschling: Aber es ist kalt vor.

Peter: Dann, was ist Glück für dich?

Illja Gottschling: abends gesund nach Hause zu kommen, schon Glück.

Peter: Aber auch mal in 200 Meter Höhe das mal zu erleben, wie es anfühlt.

Illja Gottschling: Ja, oder auf irgendwelche Berge gehe ich auch gerne privat. Also da bin ich auch glücklich, ja.

Max Herrmannsdörfer: Letzter Punkt. Hast du irgendein Motto, nach dem du lebst oder arbeitest?

Illja Gottschling: Es gibt ein Motto, was ich sehr gerne benutze, ist, wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen. Das ist so.

Peter: Das bedeutet in eurem Beruf immer weiterbilden, an der Technik dranbleiben.

Illja Gottschling: immer weiterbilden. An der Technik dranbleiben. Thema Digitalisierung und Handwerk, ganz großes Thema. Und da ich ja ursprünglich aus diesem Bereich komme, sind wir da ganz, also ich behaupte mal, innerhalb unseres Mikroskosmos sind wir schon sehr, weit vorne. Also bei uns gibt es kein Papier mehr oder so. Meine Mitarbeiter oder unsere Jungs sind alle voll digital ausgestattet. läuft bei uns alles digital. Und da bin ich also extrem hinterher, dass das immer so weitergeht.

Peter: Vielen Dank fürs Gespräch, war super spannend. Alles Gute für euch. Danke dir.

Illja Gottschling: Vielen Dank an euch und tschüss sagt man tschüss. Macht's gut.

Max Herrmannsdörfer: Danke dir, Ilja, mach's gut. Ciao.

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