#66 Udo Herrmann, mehr persönlicher Freiraum und mehr Umsatz durch optimierte Prozesse – wie ist das möglich?

Shownotes

Mehr persönlicher Freiraum, eine höhere Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit und mehr Umsatz. Das hat Udo Herrmann durch Prozessoptimierung in seinem Unternehmen geschafft 🚀

Er ist Schreinermeister, Unternehmer, Redner und Coach fürs Handwerk. Außerdem hat er die Bücher „Von Nichts kommt Niemand“ und „Endlich alles im Lot“ geschrieben, welches Ende Februar in der zweiten Auflage bei Holzmann Medien, der Muttergesellschaft des Handwerker Radios, erscheint.

Bei Handwerk erleben spricht er mit Jan Peter Kruse u.a. über die kurzfristige Übernahme des Familienunternehmens, die Entwicklung eines Erfolgskonzepts für seinen Betrieb und über die Auswahl der „richtigen“ Kunden.

Diese Folge Handwerk erleben wird unterstützt von Zukunft Handwerk, dem Kongress für das gesamte Handwerk vom 28. Februar – 01. März 2024 in München. Handwerk. Netzwerk. Meisterwerk. Tickets gibts ab sofort hier!

Transkript anzeigen

J. Peter Kruse (00:21.278)

Keine Zeit im Beruf, keine Zeit für die Familie, keine Zeit für Freunde oder nicht mal Zeit für sich selbst. Gleichzeitig verändert sich außen herum die ganze Welt. Alles ist in Bewegung. Die Rahmenbedingungen verschieben sich teilweise enorm. Fachkräftemangel, fehlende Nachfolge im Betrieb, künstliche Intelligenz, Energie- und Wirtschaftskrisen, Kriege und dann auch nochmal keine Zeit. Keine Zeit hat das zu tun, aber...

irgendwie geht es dann immer weiter. Und wer es richtig angeht, kann sogar gestärkt aus solchen unsicheren Zeiten hervorgehen. Dieser Meinung ist zumindest mein heutiger Gast. Und damit herzlich willkommen bei Handwerker Leben. Mein Name ist Jan-Peter Kruse und mein Gast heute ist Udo Herrmann, Schreinermeister und Unternehmer, Redner, Coach und Buchautor aus Birgstadt am Main. Hallo Udo.

Udo Herrmann (01:09.71)

Hallo Peter, guten Morgen.

J. Peter Kruse (01:11.966)

Guten Morgen, ja, Budo, alles verändert sich. Ich habe das gerade ganz schön dramatisch dargestellt, aber warum steckt da jetzt auch eine Chance drin?

Udo Herrmann (01:19.95)

In jeder Veränderung steckt ja auch eine Chance, um wieder mal hinzuschauen, sich zu sammeln. Zu schauen, ist das alles noch so richtig, was ich für mich mache? Führt es noch zu meinen privaten Zielen? Führt es zu meinen beruflichen Zielen? Wie verändert sich vielleicht das Kaufverhalten meiner Kunden? Was entstehen für neue Märkte? So wie wir alle Probleme haben, auch in Handwerksbetrieben und in der Gastronomie und die Landwirte auch, so haben natürlich auch Kunden neue Probleme.

Probleme sollen natürlich auch gelöst werden und da kann man sich mit dem Betrieb natürlich danach ausrichten.

J. Peter Kruse (01:54.75)

Also Probleme als Auslöser etwas besser zu machen. Du selbst standest auch schon mal vor solchen Herausforderungen. Du hast dann für dich selbst, war wohl sehr viel an Aufgaben, hast dir selbst diesen Freiraum geschaffen. Vielleicht, bevor wir darauf eingehen, zwei, drei Worte zu deinem Werdegang. Du hast ja deine Ausbildung im Handwerk gemacht, im Schreinerhandwerk. Du bist Bau- und Möbeltischler. Und mit 23 Jahren bist du schon Meister dann auch geworden, hast die Meisterprüfung abgelegt.

im Schreiner Handwerk und hast dann im Familienbetrieb gearbeitet, zusammen mit deinem Vater. Und wie lange hast du das dann parallel mit ihm gemacht?

Udo Herrmann (02:26.734)

Genau, ja.

Udo Herrmann (02:32.942)

Da müsste ich jetzt nachrechnen, aber das waren so etwa zehn Jahre, wo ich mit meinem Vater gemeinsam gearbeitet habe. Damals noch im Wohnhaus vom Vater. Er hat sich da im Keller eine Werkstatt eingerichtet. Irgendwann war die Doppelgarage noch das Lager und im Speicher war dann der Musterraum untergebracht. Das ist aus allen Nähten geplatzt. Und ich war ja sehr früh Meister. Das heißt, ich hatte schon entsprechende Qualifizierung. Und dann haben wir uns überlegt, OK, wir machen das Unternehmen größer und wir bauen neu. Und dann haben.

wir eine Betriebsstätte errichtet mit 600 Quadratmeter, zusätzlich noch mein Wohnhaus und eine Ausstellung, ja und haben uns da rasant vergrößert, was rückblickend auch sehr mutig war als Zwei-Mann-Betrieb.

J. Peter Kruse (03:15.326)

Was war euer Schwerpunkt? Was ist euer Schwerpunkt? Euer Betrieb heute heißt ja Hermann Parkett-Möbel-Räume. Ist das auch das Programm sozusagen?

Udo Herrmann (03:22.478)

Genau. Früher waren wir spezialisiert auf Holzfußböden. Also mein Vater hat ausschließlich Holzfußböden gemacht, Parkett und Massivholzstilen. Und als ich dann aus der Meisterschule zurückkam, wollte ich auch Möbel bauen. War da ganz verliebt in den Möbelbau und ganze Räume auszustatten. Und dann haben wir eben diese Schiene noch mit aufgebaut, sprich Möbelbau und Innenausbau ganz individuell.

J. Peter Kruse (03:49.15)

Also alles lief prima, soweit so gut. Und dann kam aber der Punkt, den ich gerade angekündigt habe, plötzlich standst du dann vor der Nachfolgefrage.

Udo Herrmann (03:58.19)

Genau, und das kam über Nacht oder innerhalb von ein paar Stunden. Und zwar kam ich von der Baustelle zurück und wir wollten noch besprechen, was am nächsten Tag alles zu machen ist. Und ich kam heim und meine Eltern waren gar nicht da, die waren spazieren mittags um drei. Und da habe ich schon gemerkt, da stimmt was nicht. Und an diesem Tag hatte mein Vater die Diagnose bekommen Krebs und musste dann auch innerhalb von zehn Tagen operiert werden. Und man wusste überhaupt nicht, wie das ausgeht.

Und da stand gerade unser Betriebsgebäude, mein Wohnhaus, alles im Rohbau. Und da musste ich dann eine Entscheidung treffen, was machen wir. Wir hatten natürlich dann auch sehr hohe Bankbelastungen in der Phase. Und ich musste dann die Entscheidung treffen, mache ich weiter, traue ich mir das überhaupt zu? Und ja, das war schon so eine Kehrtwende in meinem Leben, kann man schon sagen.

J. Peter Kruse (04:48.734)

Wie hast du diese Entscheidung dann getroffen?

Udo Herrmann (04:52.142)

Ja, es ging damals um etwa eine Million D-Ma auch, die ich dann mit übernehmen durfte. Und ich stand da im Rohbau und habe aus dem Fenster geschaut, aus dem Schlafzimmer. Also war noch eine Fensteröffnung, der Rahmen war noch gar nicht eingebaut. Und habe so über das Gelände geschaut und ich habe schon drei Jahre ganz intensive Arbeit da in diese Halle investiert. Wir haben ganz viel selber gemacht in Eigenleistung. Und da habe ich dann die Entscheidung getroffen, OK.

Ich übernehme alle Bank ich übernehme das Unternehmen mit aller Konsequenz, ich übernehme den Rohbau und so bin ich dann in meine Selbstständigkeit gestartet.

J. Peter Kruse (05:31.646)

Du bist ja Buchautor und du bist Autor des Buches Endlich alles im Lot und das erscheint jetzt in Kürze in der zweiten Auflage. Da hast du einen Satz drin, der heißt, das Wirrwarr im Kopf zu sortieren oder Wirrwarr im Kopf sortieren. In so einem Augenblick, wenn alles so über einen hereinbricht und ich habe vorhin auch mal die Gesamtsituation geschildert, die wir generell in der Welt haben, ja wie sortiert man denn?

So eine Situation, wenn so etwas über einen hereinbricht, wie mit deiner heutigen Erfahrung, mit deinem Blick von heute, wie ist das zu sortieren? Was kann man tun?

Udo Herrmann (06:05.294)

Also wenn bei mir das Wirrwarr im Kopf zu groß wird, dann setze ich mich hin und lege das schriftlich nieder. Und mittlerweile habe ich so einen Prozess entwickelt, also ein Schema entwickelt, wie ich was aufstreibe, meine Vorteile in der Situation, was vielleicht nachteilig entstehen könnte in der Situation, und schreibe mir das so auf und treffe dann anhand von dem Geschriebenen eine Entscheidung, geht da ganz verschiedene Punkte anhand von einer Checkliste durch. Und so ist ja auch dieses Buch entstanden, endlich alles im Lot.

So alles, was ich bei mir im Unternehmen an Herausforderungen hatte, die ich dann irgendwie für mich gelöst habe oder für mein Team gelöst habe oder für Kunden gelöst habe, da habe ich dann Lightfaden und Checklisten entwickelt und diese Lightfaden und Checklisten sind alle in das Buch gewandert. Und dazu noch eben die Erklärung, was war die Herausforderung, wie habe ich sie gelöst, wie kann es auch für einen Kollegen interessant sein zu lösen.

J. Peter Kruse (06:56.894)

Und die Idee dazu, das alles aufzuschreiben, kam aus dieser Situation damals.

Udo Herrmann (07:01.998)

Ja, also wir haben sehr schnell gemerkt, ich hatte damals noch einen Auszubildenden. Der Vater war ein Jahr komplett im Krankenstand, er lebt übrigens immer noch, also seit 25 Jahren ohne Magen. Also eine Riesenleistung auch. Mein Vater ist ein unglaublich ehrgeiziger Mensch. Und ich bin total dankbar, dass es das so überstanden hat. Aber mir war schnell klar, mit einem Auszubildenden und der Bankverbindlichkeit, ich muss wachsen mit dem Unternehmen und wir dürfen uns.

keine Fehler erlauben, wir dürfen uns keine Zahlungsausfälle erlauben, wir dürfen nicht auf die Baustelle fahren und haben dann irgendwas vergessen und fahren wieder zurück. Alles solche Dinge und dafür habe ich dann eben Checklisten entwickelt. Und die haben uns auch sehr geholfen, sehr effizient zu arbeiten.

J. Peter Kruse (07:46.27)

Das heißt, du hast die Prozesse analysiert, ein nach dem anderen, und hast sie versucht zu verbessern und hast es dann eben aufgeschrieben.

Udo Herrmann (07:50.67)

Ja.

Genau, so kann man das sagen. Also ich habe gemerkt, die Ladezeiten, die dauern sehr lang. Ich habe dann auch analysiert, warum dauern denn eigentlich die Ladezeiten zu lang. Und ich bin dann darauf gekommen, wenn ein Mitarbeiter damals was vergessen hatte und kam zurück, dann hat er natürlich einen Anpfiff gekriegt, weil ich habe gemerkt, Menschen müssen mehr Geld verdienen und der Monat ist gleich wieder rum. Dann muss ich wieder meine Überweisung machen an die Bank. Das heißt, ich war in der Situation auch sehr angespannt, bestimmt auch kein guter Chef in dieser Phase rückblickend.

Und dann hat er seinen Anpfiff gekriegt und dann war er natürlich unsicher beim nächsten Mal und hat dann wortwörtlich stundenlang überlegt, ob alles im Auto ist. Und so sind die Ladezeiten immer länger geworden. Also der Auslöser war ich mit einer falschen Führung und da habe ich dann eben eine Checkliste entwickelt. Was muss alles ins Fahrzeug rein? Habe mich dann mit dem Mitarbeiter zusammengesetzt und wir haben alles aufgeschrieben. Zum Beispiel, wenn wir einen Unterboden sanieren, da hat man nicht alles im Fahrzeug drin, sondern da muss zugeladen werden. Eine Fräsmaschine und.

vielleicht eine Staubabsaugung, ein Zyklonabscheider, Staubschutzwände und so weiter. Und das haben wir dann Schritt für Schritt aufgeschrieben. Und immer, wenn da noch eine Situation kam, also das ist dann immer weniger geworden, dass wir wieder was vergessen hatten. Dann haben wir uns wieder zusammengesetzt und haben gesagt, was war denn das? Fehlt das noch auf der Liste? Wo liegt da der Fehler? Haben dann eben das genau analysiert, haben die Liste wieder ergänzt. Und so haben wir das geschafft, dass man innerhalb von wenigen Monaten überhaupt keine Rückfahrten mehr hatte, weil wirklich alles in den Fahrzeugen war.

Später haben wir dann auch erkannt, dass gar nicht mehr der Geselle das Auto laden muss, sondern dass auch ein Praktikant da ist oder auch schon der Lehrling im ersten Lehrjahr fähig ist, das Auto komplett zu rüsten. Das heißt, ich konnte dann mit dem Geselle oder mit dem Monteur schon mal alles mit der Baustelle vorbesprechen und in der Zeit konnte der Auszubildende das Auto vollständig laden, eben anhand dieser Checkliste.

J. Peter Kruse (09:42.814)

Jetzt haben wir schon das erste Beispiel sozusagen, dass das in diesem Handbuch dann drin steht, das ihr geschaffen habt. Wenn du jetzt da draufschaust und sagst, die vielleicht drei Prozesse haben uns die größten Fortschritte gebracht, so klassische Quick Wins oder also schnelle Fortschritte gebracht oder vielleicht auch die größten Fortschritte gebracht. Welche sind das?

Udo Herrmann (10:03.534)

Also zum einen diese Ladechecklisten, das war auch der Start von dem ganzen Checklisten-Thema. Was heute so das unentbehrliche Werkzeug ist, ist die Terminbestätigung Baustellenbeginn. Das heißt, wir schicken dem Kunde, bevor wir auf die Baustelle kommen und beginnen mit der Montage vor dem ersten Tag noch mal eine Checkliste, was alles für uns herzurichten ist. Also dass wir einen Parkplatz haben vor der Tür, dass eine Toilette zugewiesen wird für die Mitarbeiter.

Vielleicht auch die Sicherung, also wenn wir jetzt mit einer großen Fräsmaschine kommen, dass der Elektriker uns eine Kraftstromsteckdose installiert, dass der Kunde seine Bilder abhängt im Treppenhaus zum Beispiel, dass da nichts mehr runterfallen kann, solche Sachen. Also das ist sehr sehr erfolgreich, die können wir uns gar nicht mehr wegdenken. Und was uns wirtschaftlich auch viel gebracht hat, ist die Checkliste zusätzliche Arbeiten. Da haben wir erkannt, dass oft mal so Kleinigkeiten mitgemacht werden oder

der Kunde sieht, wie toll sein Boden wird und sagt dann zu dem Mitarbeiter, dann schleifen wir noch die Treppen mit ab und dann bekommt er die Rechnung und fällt rückwärts um und sagt, wenn ich gewusst hätte, dass das so teuer ist, die zwei Stufen zu schleifen, hätte ich euch nie den Auftrag erteilt. Dann setzt man sich zusammen, weil man will ja auch, dass der Kunde noch zufrieden ist, was in der Situation schon schwierig ist und dann einigt man sich auf einen Kompromiss. Das heißt, der Kunde übernimmt die Hälfte, wir übernehmen die Hälfte und diese Hälfte übernehmen hat schon dazu geführt.

dass der Ertrag von der Baustelle futsch war. Und da haben wir gesagt, das kann nicht sein, wir wollen den Kunden rechtzeitig informieren, was die Kosten sind. Und so haben wir eine Checkliste zusätzlich Leistungen, die direkt auf der Baustelle ausgefüllt wird, von Kunden unterschrieben wird. Oder wenn der Kunde nicht da ist, machen wir heute ein Foto und schicken es dem Kunde per Mail oder per WhatsApp. Und dann haben wir aber, bevor wir die Arbeit ausführen, einen schriftlichen Auftrag.

J. Peter Kruse (11:50.398)

Der Kunde ist ja der König, da kommen wir heute noch ein, zwei Mal drauf zu auf das Thema. Also Kunde, ja ja, genau deswegen... Wir wartet das manchmal nicht.

Udo Herrmann (11:54.542)

Ja, solange er sich wie ein König verhält, ist er bei uns der König. Genau. Es gibt auch Kunden. Das ist eine weitere Checkliste, die ich auch jedem empfehlen kann. Oder das ist was, was ich auch sehr häufig in meinen Trainings und Seminaren mit den Handwerkskollegen mache, den Kunden vorqualifizieren. Das heißt, erst einmal festlegen, was ist denn überhaupt unser Zielkunde? Wie gewinnen wir den? Aber auch dann, wie gehen wir mit Kunden, um die eben nicht dazu passen?

Und da kann man sich sehr viel Stress und Ärger sparen, wenn man sehr rechtzeitig erkennt, dass der Kunde nicht zu einem passt.

J. Peter Kruse (12:29.982)

Das müssen wir jetzt mal kurz vertiefen. Also es gibt falsche Kunden. Also es gibt Kunden, die du nicht haben möchtest.

Udo Herrmann (12:34.894)

Ja, falsche Kundenschaden.

J. Peter Kruse (12:37.15)

Und wie machst du das? Also sagst du einfach, ne für sie arbeite ich nicht oder sagst du bitte ich arbeite für sie nur, wenn das und das gegeben ist.

Udo Herrmann (12:44.174)

Nein, das ist dann meistens die Entscheidung, dass wir gar nicht für den Kunden arbeiten. Also wenn wir diese Entscheidung treffen, das heißt, ich habe für mich mit meinem Mitarbeiter definiert, was für uns ein absoluter Topkunde ist, was ein Standardkunde, sage ich jetzt mal, ist und was ein Kunde ist, der nicht zu unseren Werten passt und nicht zu unserer Arbeit passt. Und das ist ja auch, also nicht nur jetzt als Vorteil für uns gesprochen, sondern ich bin der Meinung,

Man tut auch für den Kunden nichts Gutes, wenn man merkt, man passt überhaupt nichts zusammen und wählt sich dann gemeinsam durch ein Projekt durch. Da hat der Kunde keine Freude und wir auch nicht. Und wir wollen eben begeisterte Kunden. Und das setzt voraus, dass wir auch gucken, ob dann eine partnerschaftliche Zusammenarbeit überhaupt möglich ist. Also, ja, wenn du ein Beispiel dafür möchtest, ich habe jetzt mit dem Telefonat geführt. Da ging es um einen hochwertigen Innenausbau mit Holzfußböden, Möbeln.

J. Peter Kruse (13:26.75)

Aber vielleicht hast du ja, sag du erst noch.

Genau, das wollte ich danach fragen.

Udo Herrmann (13:37.262)

mit Türen und so weiter. Und dann habe ich mit dem Kunden eine Weile gesprochen und dann sagt er, ja, ich habe mir von 30 Bauunternehmen jetzt für den Rohbau Angebote eingeholt. So und das ist dann schon so ein Punkt, da darf man sich die Frage stellen, holt er sich für mein Gewerk dann auch die 30 Angebote ein, mache ich dann 2-3 Stunden intensive Beratung und ich werde nur zum Preisvergleich benötigt und da muss man halt dann ein entsprechendes Gespräch führen.

J. Peter Kruse (14:03.774)

Aber wer entscheidet schlussendlich darüber, welcher Kunde zu euch passt oder nicht? Machst du das allein oder machen das auch deine Mitarbeiter?

Udo Herrmann (14:09.934)

Ich nehme da häufig auch meinen Meister dazu. Wenn ich ein schlechtes Gefühl habe, dann sage ich, wie sieht es bei dir aus? Auch das analysieren wir strategisch, weil wir halt formuliert haben, was für unseren A-Kunde ist und was eben ein C-Kunde. Das heißt, auch da können wir uns sehr schnell dran entlang hangeln. Und manchmal hat er eine andere Wahrnehmung als ich. Dann ist er auch für das Projekt zuständig. Wenn wir dann zusagen, ja, das machen wir dann schon im Team.

J. Peter Kruse (14:34.174)

Wie werde ich denn erkundet bei euch?

Udo Herrmann (14:37.23)

A, Kunde bist du, wenn stets ein wertschätzender Umgang da ist und zwar nicht nur wertschätzend zu mir als Chef oder zu meiner Frau, die das Büro bei uns macht, sondern auch zu allen Mitarbeitern auf der Baustelle. Da haben wir zum Teil auch schon schlechte Erfahrungen gemacht, wo die Kunden einfach nicht wertschätzend zu unseren Mitarbeitern waren. Dann natürlich, wie ist das Auftragspotenzial, in welchem Kreis bewegt, in welcher Einkommensschicht bewegt, dass sich also auch das Wirtschaftliche ist ein Thema.

Aber auch dann zahlt er seine Rechnungen pünktlich. Wie offen ist er auch für Kritik? Also wie gehen wir da um, wenn wenn irgendwas miteinander passiert? Sind wir da stets fair noch miteinander? Also alles solche Dinge. Ich habe mir das einfach damals immer mir so einen Kunden vorgestellt, mit dem ich irgendeine Erfahrung hatte und habe mir das dann so von der Seele geschrieben. Also das ist jetzt nicht eine Checkliste, wo da nur so Schlagwörter draufstehen, sondern ich habe einen Text formuliert, wie für mich ein absoluter.

J. Peter Kruse (15:29.982)

Mmh.

Udo Herrmann (15:33.454)

mit dem man eine ganz tolle freundschaftliche Zusammenarbeit hat.

J. Peter Kruse (15:38.302)

Was wären das noch mal Kriterien für einen Kunden, wo du sagst, nein, lieber nicht? Also das eine war das Preisvergleich, was gibt es denn noch so Werte oder Kriterien?

Udo Herrmann (15:44.206)

Ja, so extremer Preisvergleich oder wenn er uns anlügt oder wenn er Leute gegeneinander ausspielt oder wenn nur der Preis im Vordergrund steht, wenn er schlecht über uns spricht, aber das nicht mit uns kommuniziert, solche Dinge.

J. Peter Kruse (15:57.758)

Wie bringst du dann dem Kunden das bei, dass es jetzt vielleicht keine Fortsetzung gibt oder überhaupt gar keinen Anfang gibt?

Udo Herrmann (16:04.91)

dass wir festgestellt haben, zum Beispiel im Beratungsgespräch oder im Telefonat, dass wir nicht zusammenpassen und deswegen möchten wir den Auftrag nicht ausführen. Also wir sagen auch, das ist vielleicht wichtig an der Stelle nicht, wir können den Auftrag nicht ausführen, sondern wir möchten den nicht ausführen.

J. Peter Kruse (16:14.974)

in.

J. Peter Kruse (16:21.278)

Am Ende geht es natürlich auch darum, eine gute Rendite zu erzielen. Ich vermute mal, dass es ja dann auch dahinter ein Treiber neben dem ganzen Ärger, den man vermeidet bei dem einen oder anderen, ist es eben auch Unwi zu vermeiden.

Udo Herrmann (16:37.582)

Ja, also ein Kunde, mit dem die Zusammenarbeit keine Freude macht, das sind auch meistens die Baustellen, die wirtschaftlich schlecht laufen. Und im Umkehrschluss, den Kunden, mit dem man sich total gut versteht und wo alles reibungslos läuft, der auch daran interessiert ist, dass die Baus optimal sind, also der auch mithilft, dass das Projekt sauber läuft, das sind dann meistens auch die Baustellen, die ganz wirtschaftlich laufen.

J. Peter Kruse (17:02.302)

Also der Kunde ist nicht immer König. Das habe ich jetzt gerade gelernt. Aber die Kunden, die er betreut, die sind natürlich König.

Udo Herrmann (17:09.55)

Ja und man muss natürlich auch Zeit haben für diese absoluten Top-Kunden und die Zeit hat man nicht, wenn man sich mit Leuten beschäftigt, die nur Energie und Zeit rauben.

J. Peter Kruse (17:21.405)

Das heißt, Fokus, Konzentration auf bestimmte Aufgaben, ist das auch für dich ein Credo insgesamt?

Udo Herrmann (17:28.718)

Auf jeden Fall. Und da sind wir auch wieder dabei, weil dieser ganze Prozess, den ich jetzt so auch beschreibe, der ist ja nicht, wenn er dann irgendwann mal auf dem Papier steht, abgeschlossen, sondern er muss ja im Unternehmen gelebt werden. Und auch was du beschreibst mit den ganzen Veränderungen, die um uns herum passieren, führt natürlich auch dazu, dass der Prozess immer wieder angepasst werden muss. Also wir sind gerade dabei, genau zu hinterleuchten. Passt es alles noch, was wir aktuell tun? Also wir spüren natürlich auch, dass uns die Neubauten fehlen hier in der Region.

Während Corona ist uns der Messebau weggebrochen. Wir spüren, dass die kleinen Ladengeschäfte, also das ist so eine Zielgruppe von uns, Inhabergeführte Ladengeschäfte im Landkreis Miltonberg oder Oberenburger Schaffenburg sind wir häufig tätig, sodass da die Inve aktuell nicht hoch ist, dass eine Unsicherheit da ist. Das führt natürlich dazu, dass wir auch uns immer wieder hinterfragen müssen, was ist denn jetzt genau unsere Zielgruppe, was macht uns Freude? Wo schaffen wir für den Kunden den größten Mehrwert? Wo sind wir wirklich gut und effizient?

Also wie gesagt, in dem Prozess sind wir aktuell auch wieder.

J. Peter Kruse (18:31.166)

Das heißt, auch in schwierigen Zeiten ist es natürlich für einen Unternehmer wichtig, dass er eine gute Rendite hat und dass er da alle Chancen nutzt. Da berätst du ja auch Hand Was sind dann da so die zwei, drei wesentlichen Faktoren, um die Rendite zu optimieren? Das war wirklich ein gutes Ergebnis nachher.

Udo Herrmann (18:51.598)

In meinen Trainings bei den Handwerksbetrieben ist das Thema häufig die Zeit- und Ertragsfresser zu eliminieren. Das heißt, die muss man erst einmal kennen. Zum Beispiel Rückfragen in so einem Punkt Suchzeiten, unnötige Wege, Fehler, die zu Reklamationen führen. Aber ich gehe noch einen Schritt weiter und sage auch, eine fehlende Dokumentation kann problematisch sein, wenn keine förmlichen Abnahmen gemacht werden zum Beispiel, ist ein Thema. Dann die falschen Kunden habe ich mir noch notiert.

eine schlechte Kommunikation mit Kunden oder auch innerhalb vom Team. Also das sind alles so Reibungspunkte, die letztendlich dazu führen, dass der Gewinn schmähler wird oder eben der ertragen.

J. Peter Kruse (19:29.886)

Ich meine, mich zu erinnern, dass du auch mal gesagt hast, man sollte aufs Konto verzichten. Das wäre auch eine Maßnahme, die ziemlich schnell greift.

Udo Herrmann (19:38.414)

Ja, auf jeden Fall. Also Skonto ist ein ganz, ganz teurer Nachlass, den man dem Kunden begibt. Und ja, der führt oft dazu, dass das viel zu wenig hängt bei Aufträgen. Also, und da gehört es natürlich dazu, okay, wie verzichte ich auf Skonto? Oder wie mache ich Skonto nur in Ausnahmefällen? Und da gibt es natürlich auch ganz viele Überlegungen, wie wir an das Thema rangehen. Weil eine Preisverhandlung findet ja bei jeder Auftragsvergabe statt.

J. Peter Kruse (20:04.35)

Was ist mit dem Thema Vorkasse?

Udo Herrmann (20:07.79)

Wir berechnen 50 Prozent Anzahlung, also Vorkasse, bei Auftragserteilung.

J. Peter Kruse (20:14.526)

Und das geht und funktioniert.

Udo Herrmann (20:16.686)

Das geht reibungslos. Wir haben das ganz selten, dass da vom Kunde noch mal eine Frage kommt. Dann macht man vielleicht eine andere Lösung. Guter Tipp vielleicht für die Kollegen an der Stelle, die den Podcast hören. Man gibt dem Kunden dann doch ins Konto. Also wenn man jetzt darauf angewiesen ist, dass man Liquidität im Unternehmen hat und die Sicherheit, dass alles vorher bezahlt ist oder dass das macht, ja, alles schon vorher bezahlt ist und sagt dem Kunden, auf deine Höhe der Anzahlung bekommst du zwei Prozent Konto.

Also das ist jetzt so eine Ausnahme, die wir machen, weil ich habe es schon sehr oft gehört, auch jetzt von den Kollegen in den Trainings, dass dann der Kunde 90 Prozent anzahlt, 10 Prozent behält er sich noch als Sicherheit, dann kriegt er auf diese 90 Prozent, 2 Prozentskonto und dann hast du natürlich immer Liquidität in deinem Unternehmen.

J. Peter Kruse (21:06.398)

Wie sieht es aus mit Stundensätzen? Gibt es da Möglichkeiten, die zu verändern? In diesen Zeiten, in schwierigen Zeiten auch? Geht das?

Udo Herrmann (21:15.854)

Ja, Stundensätze werden ja permanent angepasst, auch natürlich durch Tariferhöhungen und Inflationsausgleich. Das muss ja auch alles irgendwo auf der Kundenseite oder von der Kundenseite erwirtschaftet werden. Das heißt, es geht natürlich über die Stundenlöhne, wobei ich gar keinen freund...

J. Peter Kruse (21:30.974)

Ich meine es natürlich von der Kundenseite her jetzt, dass du dir den Kunden, dass du da höhere Sätze berechnen kannst, dass du das am Markt durchsetzen kannst. Weil ich rede gerade über Renditeoptimierung und überlege natürlich, wie kann man die Rendite steigern.

Udo Herrmann (21:44.334)

Also die Rendite steigern wir natürlich, indem man auch die Stundensätze nach oben setzt. Aber ich versuche nicht über Stunden abzurechnen, sondern ich versuche die Leistung und das, was der Kunde von uns bekommt, möglichst gut zu beschreiben und dann bekommt es einen Preis. Und das sind natürlich die Stundensätze eine Kalkulationsbasis, aber der Kundenauftrag wird nicht nach Stunden abgerechnet, sondern nach der Leistung, also das, was der Kunde dann letztendlich auch sieht.

J. Peter Kruse (22:13.918)

Das heißt, es ist indirekt eingepreist sozusagen. Okay, wir bleiben mal nochmal beim König Kunde von vorhin. Ich würde gerne die Frage stellen, wer kommt eigentlich zuerst, der Kunde oder der Mitarbeiter?

Udo Herrmann (22:16.942)

Ja klar.

J. Peter Kruse (22:32.67)

Oder sind beide Könige?

Udo Herrmann (22:35.118)

Beide Könige, auf jeden Fall. Also wir können kein Geschäft machen ohne Kunden. Und ich würde mir auch schwer tun, ohne Mitarbeiter das Geschäft zu führen. Also das ist beides gleich wichtig.

J. Peter Kruse (22:49.854)

Ich stelle die Frage natürlich deswegen, weil dir Mitarbeiter wichtig sind, die Wertschätzung der Mitarbeiter, der Umgang mit den Mitarbeitern. Und wie schafft man es denn, dass man hoch motivierte Mitarbeiter hat, zufriedene Mitarbeiter hat?

Udo Herrmann (23:07.598)

viel sprechen, also eine gute Kommunikation ist das A und O im Unternehmen und dann natürlich auch Benefits, die man eben machen kann, die jetzt nicht nur mit dem Gehalt zusammenhängen, sondern eben auch, dass man sehr flexibel ist, wenn es um Urlaubsgestaltung geht oder um die Freizeitgestaltung geht zum Beispiel. Das ist vor allem für jungen Mitarbeitern total wichtig aktuell. Und dann gibt es natürlich noch ganz viele Benefits, die man eben schon mal gehört hat mit OBSCorp.

Gut, da lockt man jetzt keinen mehr hinter dem Ofen vor, aber das sind alles so, ich sage dazu Hygienefaktoren, die irgendwo mittlerweile auch dazugehören zu einem Unternehmen und zu einem guten Mita

J. Peter Kruse (23:47.518)

Aber das Mitarbeitergespräch als solches ist sicherlich ein Wesentliches. Wie oft führst du Gespräche mit Mitarbeitern?

Udo Herrmann (23:53.326)

Jährlich.

J. Peter Kruse (23:56.286)

Und ihr habt jetzt Ziele im Unternehmen? Wie werden die dann da einmal im Jahr besprochen? Oder habt ihr dann zwischendrin auch nochmal Überprüfungen?

Udo Herrmann (24:04.206)

Also wir haben ständig Gespräche, aber so dieses intensive Mitarbeitergespräch, Jahr das ist so einmal im Jahr, aber wir treffen uns natürlich, um Baustellen zu besprechen, wenn irgendwo was zu klären ist, wird es besprochen. Also das findet natürlich während dem Tagesgeschäft permanent auch statt. Nur das Mitarbeitergespräch, das ist so aufgebaut und das ist auch was, wo ich in den Trainings vermittel, dass auch der Mitarbeiter die Möglichkeit hat, sich optimal auf dieses Gespräch.

vorzubereiten, dass wir dann eben auch das Gespräch nutzen, um für den Mitarbeiter den Arbeitsplatz möglichst gut zu gestalten.

J. Peter Kruse (24:43.262)

Du hast ja generell als Ziel deiner Analyse gehabt. Damals hast du gesagt, dass du dich beschreibe jetzt alles im Unternehmen. Du wolltest selber auch mehr Freiheit haben. Du wolltest mehr Freiraum haben gleichzeitig. Du wolltest eine höhere Wirtschaftlichkeit haben. Dafür brauchst du aber auch entsprechende Mitarbeiter, sonst geht das ja nicht. Und die Mitarbeiter müssen ja dann alle sehr eigenverantwortlich arbeiten. Wie bekommst du das hin?

Udo Herrmann (25:02.286)

Genau.

Udo Herrmann (25:07.886)

Ja, eben durch die Prozesse, weil wir genau definiert haben, wie das Unternehmen laufen soll, wie wir uns das wünschen. Also Kundenumgang war ja ein Thema, wie wir uns die Kommunikation wünschen, wie wir uns die Ordnung auf dem Hof vorstellen, wie wir uns die Abwicklung im Büro vorstellen, wie die Fahrzeuge auszusehen haben und so weiter. Also das ist bei uns alles definiert. Dazu gibt es eben zum einen das Erfolgskonzept für Handwerker ist ja daraus entstanden, also quasi eine lose Platzsammlung mit allen Leitwesen und Checklisten, eben auch digital.

und aber auch ein Firmenhandbuch. Also in dem Firmenhandbuch ist dann nochmal genau geregelt, welche Verantwortung hat jeder an seinem Platz und wie soll es eben aussehen in dem kompletten Betrieb, also auch Kundenkommunikation und alles ist da festgelegt.

J. Peter Kruse (25:51.902)

Jetzt würde ein oder andere sagen, ja, puh, wenn ich jetzt mal eine Woche im Urlaub bin oder so, da bekomme ich immer wieder Anrufe von meinen Mitarbeitern, weil dies zu entscheiden ist oder jenes zu entscheiden ist. Das muss einfach ich entscheiden. Ist das so?

Udo Herrmann (26:04.014)

Nein, das ist nicht so. Das ist ein Zeichen, dass der Mitarbeiter Angst, das ist vielleicht ein bisschen zu weit gegriffen, aber Bedenken hat, Verantwortung zu übernehmen. Und da darf man dann natürlich in der Frage, warum übernimmt der Mitarbeiter nicht diese Verantwortung? Hat er nicht den Rahmen, in dem er sich bewegen kann? Also ist der Rahmen nicht abgesteckt von dem, was er entscheiden darf?

Oder hat er vielleicht auch damals einen Angriff bekommen, weil er eine Lösung gefunden hat, die der Chef oder die Führungskraft dann anders gemacht hätte, dann tut er sich rückversichern. Also ich habe die Erfahrung gemacht, auch in den Firmentrainings, dass die Mitarbeiter, also die meisten Mitarbeiter wirklich ganz viel können auf der Baustelle und könnten auch die Entscheidung selber treffen. Aber sie haben Angst, dass sie dann zurückkommen in die Firma und der Chef sagt, ja wieso hast du das so und so gemacht, das hättest du doch auch so und so lösen können. Und damit das nicht passiert.

kommt der Anruf. So, und da gibt es zum Beispiel eine Grundregel, auch das ein ganz wertvoller Tipp für die Handwerkskollegen. Bei uns gibt es die Grundregel, kein Anruf ohne Lösungsvorschlag. Das heißt, der Mitarbeiter darf jederzeit anrufen, darf um Rat fragen, wie das eine oder andere gelöst werden soll, aber er muss immer dabei einen Lösungsvorschlag schon präsentieren. Wenn er das nicht macht, legen wir auf. Also das ist auch überhaupt nicht böse gemeint, das weiß auch jeder Mitarbeiter, wenn da nichts kommt, wird aufgelegt.

J. Peter Kruse (27:27.006)

der wirklich? Also auch immer noch? Also das habt ihr ja schon eine Weile eingeführt, aber...

Udo Herrmann (27:27.982)

Machen wir wirklich. Auch immer noch, ich hatte mal die Situation, dass ich wegen den vielen Anrufen fast eine ganz wichtige Führungskraft verloren habe. Der hat gesagt, ich sitze da über der Ausschreibung, muss mich da konzentrieren und kaum habe ich das eine ausgefüllt, da klingelt schon das Telefon und dann kommst du mittags und sagst, ist die Ausschreibung fertig, die muss morgen raus und ich bin zu nichts gekommen, weil ständig jemand anruft von der Baustelle, ich habe die Nase voll.

Und dann haben wir überlegt, Mensch, wie können wir das lösen? Haben wir auch störungsfreie Zeiten angeführt, also wo da gar kein Anruf mehr aufschlägt. Das lässt sich ja heute auch alles gut einstellen und organisieren. Ja, und dadurch haben wir es wirklich geschafft. Also die Anrufe sind weniger geworden, sofort weniger geworden. Und irgendwann sind die gegen null gelaufen, weil die Mitarbeiter eben die Lösungen selber gefunden haben.

J. Peter Kruse (28:19.71)

Wie geht er mit Fehlern um? Es passieren ja Fehler, es passieren auch große Fehler, Gewä Wie geht er damit um? Wie geht er mit dem Mitarbeiter um, wenn es ihm passiert?

Udo Herrmann (28:29.23)

Also auch das war ein Riesen-Lernprozess. Da war ich in meiner Anfangsphase der Selbstständigkeit, das ist jetzt auch schon über 20 Jahre her, bestimmt ganz ein unbequemer Chef, weil ich da natürlich gleich gemerkt habe, wenn hier was in die Hose geht und wir müssen da dreimal hinfahren und es kostet uns ein paar tausend Euro, da läuft das Konto ins Minus. Also wir haben die Welt, kann man sich ja vorstellen, wenn man solche hohe Bank hat, was man da monatlich abliefern darf. Das heißt, ich war da auch zehn Jahre lang in einer total angespannten Situation.

Und dann haben wir uns aber auch überlegt, wie können wir das Thema strategisch angehen? Und wir haben da was entwickelt, das nennt sich eben die Fehleranalyse. Und da setzen sich die betreffenden Mitarbeiter zusammen. Also zuerst probieren wir natürlich den Fehler für den Kunden möglichst so schnell und gut zu lösen, wie es irgendwie geht. Also meistens ist da ja auch irgendwas mit dem Kunde, dass irgendeine Türe nicht passt oder eine Begleitung fehlt oder was auch immer. So das ist natürlich mal das Allererste.

erst einmal die Lösung zu suchen, dass das Problem aus der Welt geschafft ist. Und dann setzen wir uns nochmal in Ruhe zusammen und zwar nur die Mitarbeiter, die es betrifft. Das heißt, ich bin da gar nicht dabei und die Mitarbeiter haben dann so einen Vordruck. Bei wem ist der Fehler passiert? Wo genau ist der Fehler passiert? Wann ist er zuerst aufgetreten? Was haben wir getan, um den Fehler zu vermeiden oder abzuschwächen? Ist der Fehler bei einem Mitarbeiter schon häufiger passiert? Kommt der Fehler?

wahrscheinlich nochmal vor. Also das ist natürlich auch so ein Punkt. Wir im Handwerk bauen ja ganz viel Unikate und Prototypen. Da ist ja oft jeder Tag eine ganz neue Aufgabe. Und wenn ich jetzt weiß, das war so was Spezielles, dieses Projekt, es kommt so nie wieder. Dann brauchen wir auch nicht stundenlang zu diskutieren. Was machen wir, dass dieser Fehler nicht mehr passiert, weil das Projekt gar nicht mehr so kommt. Also da kann man dann möglichst schnell einen Haken dran machen. Aber bei Sachen, die man wiederholt macht, die zum Tagesgeschäft gehören.

Da ist es total wertvoll, sich dann hinzusetzen und zu sagen, okay, wie kann der Fehler gelöst werden oder gibt es da vielleicht auch, jetzt sind wir gleich bei dem Thema Weiterbildung, auch das Entw für einen Mitarbeiter, wenn es bei einem häufiger passiert, können den vielleicht die Mitarbeiter schulen oder muss der extern vielleicht mal geschult werden, solche Sachen. Und was auch ganz wichtig ist, die Mitarbeiter schreiben dann zusammen, wie viele Stunden hat uns diese Nachbesserung gekostet?

Udo Herrmann (30:51.566)

Das multiplizieren wir dann natürlich mit dem Stundensatz, dann steht dann schon mal eine Zahl und wir listen das ganze Material auf, wo gebraucht wird. So und dann wissen wir auch, dieser Fehler kostet uns so und so viel Geld. Und das machen die Mitarbeiter selbst und haben dann auch ein ganz anderes Bewusstsein für den Fehler.

J. Peter Kruse (31:07.902)

Wie wird das ins Team reingetragen, so dass die anderen eben auch wissen, da ist ein Fehler gewesen. Jetzt sagt man ja auch nicht so gerne, ich habe ja echt einen Bock geschossen oder ich habe einen Fehler gemacht. Aber die anderen sollten ja trotzdem wissen, dass sie nicht denselben Fehler machen. Wie wird das organisiert? Geht es dann über das Dokumentieren oder wird es richtig kommuniziert in der Runde oder so?

Udo Herrmann (31:28.206)

Ich würde weiter ausholen. Das Ganze funktioniert nur, wenn der Chef und die Führungskraft auch bereit sind, das mitzutragen und das als Vorbild vorzuleben und sagen, hier, der Mist, der da auf der Baustelle passiert ist, das geht auf meine Kappe. Ich habe die Türen falsch ausgemessen, also dass jetzt da die Begleitung nicht passt, ist so ein aktueller Fall, den wir auch gerade haben bei uns im Unternehmen. Da sage ich, da hätte ich hinfallen müssen, hätte sorgfältig amessen müssen, mein Fehler. Und wenn man als Chef und als Führungskraft nicht bereit ist, sowas zu machen,

dann wird auch das Team dazu nicht bereit sein. Also dann wird das Team nicht den Mut haben, eigene Fehler einzugestehen und dann ist natürlich auch die Wahrscheinlichkeit groß, dass Fehler vertuscht werden. Und Fehler, die gerade beim Kunden vor Ort vertuscht werden, ist das Schlimmste, was man in einer Kundenbeziehung machen kann. Also das ist so ein Vertrauensbruch. Also das sollte einfach nicht sein.

J. Peter Kruse (32:18.43)

Du hast gerade das Thema Weiterbildung auch angesprochen. Die Zeit jetzt, sagst du, ist besonders reif dafür, sich mit Weiterbildung zu beschäftigen. Ihr diskutiert das auch auf der Zukunftshandwerk. Da habt ihr eine Runde dazu. Wer ist alles dabei?

Udo Herrmann (32:29.646)

Genau.

Da ist dabei der Herr Mügg, der Leiter von der Wirtakademie. Die Frau Schumer ist dabei, die leitet die Akademie von Willa-Royen-Boch. Dann haben wir die Kathrin Post-Isenberg dabei, die macht die Moderation, ist Steinmetzmeisterin. Den Arim Sacher vom Holzmann Buchverlag haben wir dabei, weil natürlich Bücher auch eine große Rolle bei Weiterbildung spielen. Ja, und da beleuchten wir eben, was es so an Weit überhaupt gibt. Und die hört jetzt nicht mit der Lehre oder mit der Meisterschule auf, sondern das ja...

haben wir ja heute schon besprochen, ein permanenter Prozess, sich da auch weiterzuentwickeln. Und wir analysieren auch oder wir sagen auch, warum gerade jetzt der richtige Zeitpunkt ist für die Weiterbildung.

J. Peter Kruse (33:13.086)

Und warum ist das jetzt gerade der richtige Zeitpunkt?

Udo Herrmann (33:15.918)

weil wir in Zeiten der Veränderung sind, weil jetzt wieder die Zeit ist, hinzuschauen, wohin wollen wir uns entwickeln? Wie müssen wir uns entwickeln? Was für ein Druck kommt da auch vom Markt? Und weil auch in vielen Branchen mittlerweile eben diese Neubautätigkeit zurückgegangen ist. Das heißt, jetzt ist auch ein bisschen Zeit, um wieder das Thema Weiterbildung anzugehen. Es war ja jahrelang so, waren ja einige Branchen so überlastet, dass es fast nicht möglich war, neben dem Tagesgeschäft sich dann noch

auf Weiterbildung zu fahren.

J. Peter Kruse (33:47.934)

Du hast in deinem Buch in der zweiten Auflage ein Zitat drin von Sabine Askedom. Da heißt es nicht, die Großen werden die Kleinen fressen, nicht einmal die Schnellen, die Langsamen, sondern diejenigen werden in Zukunft Erfolg haben, die besonders gut mit Menschen kommunizieren können. Das hast du ausgewählt. Kannst du es nochmal ein bisschen erklären, warum du das ausgewählt hast?

Udo Herrmann (34:05.966)

Ja.

Udo Herrmann (34:10.766)

Ja, die Kommunikation ist überhaupt bei allem egal, ob jetzt ein Fehler passiert oder ob ein Beratungsgespräch erfolgt oder ob man ein Mitarbeitergespräch führt. Also die Kommunikation ist eben das A und O. Und ich glaube, in der Zeit, wo wir so unglaublich viele Kommunikationskanäle haben, wie jetzt über WhatsApp oder Dreamer oder per E-Mail und so weiter, ist es auch ganz wichtig,

sich zu überlegen, was sind denn überhaupt unsere richtigen Komm Also typisches Beispiel, mich schreiben heute ganz viele Kunden auch über WhatsApp an, weil sie eben meine Handynummer haben, da wird ein WhatsApp-Chap aufgemacht und dann kommen Baustellenbilder rein und irgendwann stehst du da und bist am Suchen. Hatten wir heute auch schon zum Thema Ertr weil du überhaupt nicht mehr weißt, über welchen Kanal ist denn jetzt was angekommen. Also man braucht da auch eine gewisse Hygiene in der Kommunikation, das heißt, es gehört mittlerweile auch dazu, wenn man eine Kundenberatung macht.

frühzeitig sich mit dem Kunden zu einigen, was ist denn für uns der richtige Kommunikationskanal, den dann auch gezielt nutzen und bei den Mitarbeitern natürlich auch. Wie findet eine Baus statt, was passiert, wenn irgendwas brennt oder ein Fehler passiert, in welchem Rahmen findet das Mitarbeitergespräch statt und solche Sachen. Also die sollte man schon sich überlegen.

J. Peter Kruse (35:16.318)

Mhm.

J. Peter Kruse (35:33.278)

Das sind jetzt schon einige Punkte auch gerade gewesen, die das Thema Digitalisierung im Betrieb betreffen. Damit hast du dich auch intensiv beschäftigt und hast ja auch eine sehr lange Checkliste entwickelt. Mit 114 Punkten habe ich gesehen. Und dazu kam es wohl, weil jemand dich gefragt hat, wie ist eigentlich der Digitalisierungsgrad bei dir im Betrieb? Und ich glaube, du kannst es nicht sagen, oder?

Udo Herrmann (35:52.942)

Genau.

Ja, also würde ich mir heute noch schwer tun, obwohl, ja, wie willst du das bestimmen? Ist dein Digitalisierungsgrad jetzt bei 52 Prozent oder ist er jetzt bei 76 oder 21? Also, da muss man ja erst einmal festmachen, in welchen Bereichen kann sich denn ein Handwerksbetrieb überhaupt digitalisieren? Und mich hat es wirklich genervt, weil jeder sagt, da, du musst digitaler werden und die Prozesse müssen digitales sein und wie hoch ist dein Digi

Udo Herrmann (36:25.87)

was sind denn das überhaupt alles für Bereiche, die digitalisiert werden können? Und dann habe ich mich eben mit dem Thema beschäftigt, dann habe ich mich hingesetzt und habe eben eine Liste geschrieben und noch mal was ergänzt und noch mal was ergänzt und noch mal was ergänzt und habe dann eben diese 114 Punkte herausgefiltert, wo ich sage, das sind Bereiche, wo man was Digitalen machen kann. Und für mich habe ich dann diese Liste so bewährt, also habe alle Punkte aufgeschrieben und habe mir dann überlegt, jawohl, hier habe ich noch gar nichts gemacht.

Ist das so, wie es jetzt ist, okay? Oder ist da dringender Handlungsbedarf? Also einfach, um zu erkennen, wo setze ich denn überhaupt meine Prioritäten? So, und dafür ist die Liste gedacht.

J. Peter Kruse (37:03.39)

Ich habe mir die angesehen. Ja, ich habe mir die angesehen, die 114 Punkte und die sprechen wir jetzt mal alle durch. Nein, die sprechen wir jetzt nicht alle durch, aber ich habe mir ein, zwei rausgezogen, wo ich einfach so zwei, drei Fragen dazu habe. Die sind echt spannend. Klar, hast du geschrieben, dass man eine Webseite haben sollte und Social Media einsetzen und ich glaube, das ist jetzt eine gewisse Anforderung, die eigentlich für jeden gilt. Aber dann habe ich ja schon gesehen, wir nutzen bei der Beratung Virtual Reality. Macht der das?

Udo Herrmann (37:08.59)

Ja.

Udo Herrmann (37:32.174)

Ja, schon seit Jahren. Ich glaube schon seit... Wir können zum Beispiel einen Holzfußboden in einen Raum virtuell verlegen. Wir können ein Raumfoto machen und können den Holzboden beim Kunden in den Raum virtuell reinlegen und den Raum drehen und die Verlegerichtung ändern.

J. Peter Kruse (37:32.254)

Oder ist es noch ein Ziel?

Wie macht ihr das?

J. Peter Kruse (37:46.462)

Also

J. Peter Kruse (37:54.59)

Und das macht er dann in einem virtuellen Call, zeigte ihm das oder machte... Das war die.

Udo Herrmann (37:58.286)

Auf das, ja, ja. Oder das geht auf dem iPad oder wenn man im Kundenbezweig gibt. Also das geht relativ einfach zu machen. Also das ist ja schon.

J. Peter Kruse (38:05.278)

Gut, die Systeme sind schon da, aber dass ihr das dann tatsächlich auch virtuell nutzt in einem Call, also dass das natürlich geht mit entsprechender Software, das ist schon klar.

Udo Herrmann (38:15.694)

Ja, und es geht ja, also das ist schon Standard jetzt mit dem iPad ein Foto zu machen und dann schnell den Holzfußboden rein und in den verschiedenen Mustern und Farben zu verlegen. Also das geht ja schon ewig. Für mich ist ja virtuell Reality mittlerweile, wenn man wirklich dann auch eine Brille hat. Das haben wir jetzt zum Beispiel nicht im Unternehmen, wo man dann wirklich sich in seinem eigenen Raum und so weiter bewegt. Also diesen Schritt haben wir noch nicht. Da würde ich jetzt sagen, der Digi

J. Peter Kruse (38:33.918)

Genau, da habe ich nämlich dran gedacht.

Udo Herrmann (38:44.686)

Hier an dem einen Punkt, der ist bei uns vielleicht bei 15 Prozent. Also da gibt es noch Luft nach oben.

J. Peter Kruse (38:49.31)

Okay, aber da ging meine Frage eigentlich hin. Genau da ging sie hin. Und es gibt schon Brille, aber demnach noch nicht. Dann hast du das Thema, das ist sicherlich auch ein spannendes Kundenbewertungen. Wie geht der damit um?

Udo Herrmann (39:02.51)

Ja, wir machen seit Jahren eine strategische Kundenbefragung, also mit der Rechnung. Und lassen uns dann eben vom Kunden in verschiedenen Punkten bewerten und werden das dann entsprechend aus. Aber das ist jetzt nicht so der Hauptpunkt Digitalisierung. Wir erfassen das in Listen und rechnen uns dann halt eben einen Notendurchschnitt aus.

J. Peter Kruse (39:07.998)

Ja.

J. Peter Kruse (39:25.534)

aber wird eben auch digital abgefragt erfasst. Genau, dann habt ihr für Arbeitsbekleidung einen internen Webshop.

Udo Herrmann (39:28.046)

Genau. Ja, klar.

Udo Herrmann (39:34.862)

Genau, den haben wir uns bauen lassen von einer Firma, die Arbeitskleidung macht und die konnte damals, da ist mittlerweile auch eine Umstellung gemacht worden, aber einen eigenen Shop einrichten, wo quasi die Mitarbeiter selbst ihre Hosen, T-Shirts, Polos, Jacken und so weiter bestellen, Schuhe bestellen konnten und der Chef hatte damit nichts zu tun.

sondern der hat dann eben nur die Freigabe erteilt. Ich konnte dann sagen, okay, jeder Mitarbeiter 500 Euro Budget für Jahreskleidung im Jahr. Und der Mitarbeiter hat dann bestellt, wie bei jedem Internet-Shop auch. Und dann kam eben die Arbeitskleidung mit dem Logo aufgenäht in unseren Farben und so weiter. Aber häufig ist das ja so, da kommt der Mitarbeiter zur Chefin und sagt, meine Schuhe sind wieder kaputt oder ich bräuchte mal wieder einen Pol und dann ja, welche Größe? Ja L und dann kommt es, ne, L ist zu klein. Ich bräuchte mittlerweile XL und so.

Und das ist halt alles, was total stressig ist, auch für Mitarbeiter im Büro oder für den Chef oder für die Chefin, wo es dann häufig landet, sondern wir haben auch da so ein automatisiertes System eingeführt.

J. Peter Kruse (40:37.726)

Dann hast du schon gesagt, ihr kommuniziert mit den Kunden über Messenger-Dienste, WhatsApp, was auch immer. Ihr habt aber gleichzeitig alle Mitarbeitenden mit Betriebs-Smartphones ausgestattet. Und dazu gibt es Vereinbarungen, auch wie sie sie verwenden dürfen. Das ist so.

Udo Herrmann (40:43.342)

Genau.

Udo Herrmann (40:53.39)

Genau. Ja, das ist so. Und zwar hat bei uns nicht nur jede Kolonne oder die Österreicher sagen, die Partien, die Monteure in jedem Fahrzeug das Handy, sondern bei uns bekommt der Lehrling, der bei uns anfängt, der bekommt am ersten Tag sein Firmenhandy mit Visitenkarte, wo die Handynummer drauf ist und so weiter. Weil ich bin der Meinung, nur mit einem betrieblich bezahlten Handy kann man auch Regeln aufstellen. Bei einem privaten Handy ist das ganz schwierig.

Wenn man dann auch in Richtung Datenschutz und so weiter denkt, wenn man dann über Baustellen kommuniziert, da haben eben Fotos von der Baustelle nichts auf dem privaten Handy verloren. Deswegen, was kommt eigentlich, wenn man die Kommunikation optimieren will mit dem Team und mit dem Kunden? Also ich möchte ja auch, wenn der Mitarbeiter losfährt und steht im Stau, nicht dass er hier bei mir ein Büro anruft und sagt, Udo, wir stehen im Stau, wir kommen jetzt später, ruf du mal den Kunden an, sondern ich möchte ja, dass der Mitarbeiter den Kunden selbst anruft.

Und dann können eben Betriebshändies her und auch nur so kann man alles sauber regeln, wie ist die Nutzung in Pausenzeiten und so weiter und so weiter.

J. Peter Kruse (41:56.798)

Eure Kalender werden auch ausnahmslos digital geführt und das klappt auch, dass sie immer up to date sind?

Udo Herrmann (42:05.166)

Also das mache ich wirklich schon. Jetzt muss ich überlegen, also 15 Jahre mindestens. Das war damals eine ganz schwierige Geschichte für mich, von meinem handschriftlichen Terminkalender loszukommen und wirklich rein digital zu machen. Das funktioniert aber nur, wenn man dann wirklich das System rein digital nutzt. Wenn da nicht eins, zwei Leute in der Firma sind, die dann noch handschriftlich irgendwo was im Kalender schreiben, weil das sehen ja natürlich die anderen nicht. Und das machen wir schon, wie gesagt.

bestimmt 15 Jahre, da hat jeder Mitarbeiter seine eigene Farbe und die wird im Kalender verplant und auch ich werde komplett verplant. Das heißt, ich blocke meine Freizeiten und meine privaten Termine und alles andere, was übrig ist im Kalender, wird von meiner Frau mittlerweile komplett verplant.

J. Peter Kruse (42:52.734)

jetzt die Frage in Richtung Kunde. Die Kunden dürfen auch selbst Termine einstellen, habt ihr auch entsprechend das Tool im Einsatz.

Udo Herrmann (42:59.598)

Nein, das machen wir noch nicht. Wir machen das quasi noch über Telefon und buchen dann die Termine ein. Also für die Ausstellung oder Ortstermine. Das lassen wir den Kunden noch nicht selbst machen.

J. Peter Kruse (43:09.822)

Okay, ja.

Udo Herrmann (43:11.342)

Aber da gibt es sehr, also da denkt man schon Richtung nach, auch das habe ich bei mir im Digi auch so für mich analysiert. Da denken wir schon drüber nach, aber dann in Verbindung, dass der Kunde auch gleich seine eigene Kundenakte anlegt. Also das finde ich spannend, diesen Prozess vom Büro wegzunehmen. Wir haben so eine Checkliste erster Kundenkontakt, wo wir wirklich ganz viel von Kunden schon erfragen, um eben dann auch die Beratungen optimal vorbereiten zu können. Und das kostet natürlich Zeit.

Und da kenne ich auch Lösungen. Also ich mache auch Vorträge mit einem Fliesenlegermeister aus Oldenburg, der hat zum Beispiel diesen Prozess so eingeführt, dass der Kunde seine kompletten Daten schon einpflegt und sich dann den Termin raussucht. Und das ist natürlich eine große Arbeitserleitung.

J. Peter Kruse (43:55.87)

Wir können jetzt noch eine ganze Weile darüber weitersprechen, also nur um so ein paar Punkte zu streifen. Lagerbestände werden digital erfasst und verwaltet. Fahrzeuge werden per GPS geortet und getrackt. Braucht ihr das häufiger mal oder ist das?

Udo Herrmann (44:08.398)

Also es machen einige Handwerksbetriebe, ich selber mache es nicht, also mir geht da die Überwachung schon einen Schritt zu weit. Aber du musst dir vorstellen, Peter, diese Liste, so habe ich ja alles bei mir mittlerweile gemacht. Zuerst mache ich diese Liste für mich und dann überlege ich mir, will ich das überhaupt für mich? Bei den Fahrzeugen habe ich zum Beispiel entschieden, ich brauche nicht jeden Mitarbeiter zu tracken, weil ich will auch nicht dieses Überwachungsgefühl nach außen tragen.

J. Peter Kruse (44:14.014)

Okay.

Udo Herrmann (44:35.406)

Ich habe aber in meiner Trainingstätigkeit schon viele Betriebe kennengelernt, wo das wirklich Sinn macht, weil die dann natürlich auch Serviceaufträge koordinieren können und kann sagen, der Fahrer ist eine halbe Stunde bei Ihnen oder es geht sogar automatisch, also gerade so Heiz und so weiter. Und ich habe die Liste ja so gemacht, dass sie für jeden Handwerksbetrieb taugt, das heißt, dass jeder für sich ein Bild bekommt, wie digital ist mein Betrieb. Ist dieser Punkt für mich digital genug?

Lass ich denn so wie er ist oder will ich da Schritte vorangehen? Also mir geht es darum, dass man einfach Klarheit bekommt. Und bei ganz vielen Punkten bei mir ist es so, dass ich sage, das ist total analog, aber genauso wie licht es auch bei dem Punkt.

J. Peter Kruse (45:19.39)

Also 114 Punkte, wir haben einige davon besprochen, die anderen dann in deinem Buch. Vielen Dank erst mal bis hierher. Wir haben jetzt noch so ein paar persönlichere Fragen. Zum Schluss ein bisschen über Werte. Eine Frage wollte ich dir stellen. Du duzt deine Mitarbeiter, die Duz-Kultur und die Seeds-Kultur, wie schätzt du die ein? Also ist es Standard zu duzen?

Udo Herrmann (45:23.15)

Vielen Dank.

J. Peter Kruse (45:47.71)

Ja, mit Kunden, die werdet ihr wahrscheinlich erstmal sitzen, aber vielleicht kommt's da auch irgendwann zum Du, wer weiß. Wie siehst du selber Dudes und Siehtskultur?

Udo Herrmann (45:56.43)

Also innerhalb von dem Team duzen wir nur. Da duzt auch der Lehrling den Meister. Also da muss ich sagen, da habe ich auch gar nicht die letzte Zeit groß drüber nachgedacht. Also im Team ist das ganz selbstverständlich. Auch bei meinen Seminaren und Vorträgen, wenn wir da unter Handwerkskollegen sind, das ist immer auf dem Du, wir einigen uns da immer auf dem Du. Aber wichtig ist natürlich, dass die Wertschätzung bleibt. Also das Du sollte nicht dazu führen.

dass der andere weniger wertgeschätzt wird. Aber ich, das ist auch gar nicht so der Fall. Bei einem Kundenkontakt bin ich ein bisschen vorsichtiger. Da ist es mir auch ganz lieb, wenn man beim Sieb bleibt, wenn der Auftrag dann abgeschlossen ist und gut gelaufen ist, dann kann man auch zum Du übergehen. Manchmal entstehen da sogar Freundschaften, dann wird automatisch ein Du draus. Aber ich glaube, das ist auch schon eine Form, um so den Respekt auszudrücken. Oder auch, wenn du...

J. Peter Kruse (46:31.582)

Ja eher nicht, ne?

Udo Herrmann (46:53.55)

Das ist zum Beispiel noch eine spannende Sache. Beim ersten Kundenkontakt fragen wir zum Beispiel den Kunden ab, wie möchten sie angesprochen werden? Also manche Kunden legen einfach Wert darauf, dass man Doktor sagt oder wenn einer ein Professor ist oder wir hatten bei uns auch schon eine königliche Hoheit und seine durchlaucht. Und wenn dann die Mitarbeiter auf die Baustelle kommen und sprechen die Frau mit ihrer königlichen Hoheit an, dann sagt die, das können sie alles weglassen, ich bin die Frau so und so. Aber allein dieses Signal zu senden, wir wissen, wer sie sind und wir gehen respektvoll mit ihnen um.

Das ist ein unglaublich tolles Signal zu dem Kunden. Also da ist mir die Sie anrede fast lieber.

J. Peter Kruse (47:26.462)

Mhm.

J. Peter Kruse (47:33.47)

Aber vielleicht jetzt doch nochmal direkt zu dir, zu Fragen, die dich persönlich betreffen. Wir haben immer eine Frage, die stellen wir unseren Gesprächspartnern in diesem Podcast. Und zwar, das ist eine, mit wem würdest du gerne mal tauschen, mal einen Tag oder eine Woche, wenn du einfach mal eine andere Aufgabe ausüben könntest. Das muss nicht beruflich sein. Das kann auch eine sportliche sein, eine kulturelle. Wir haben allerlei Ideen schon dazu gehabt, aber vielleicht ganz spontan nur sagst, das würde ich gerne mal einen Tag machen oder auch vielleicht mal eine Woche.

Udo Herrmann (48:02.094)

Ich glaube, ich würde mal mit Herrn Adolf Wirth tauschen, so einen Tag. Das wäre ganz spannend, dieses Lebenswerk zu betrachten aus seiner Sicht, das fände ich total spannend.

J. Peter Kruse (48:15.262)

Welche Frage würdest du ihm denn damals stellen wollen? Was wäre das, wo du sagst, das würdest du ihm dann fragen?

Udo Herrmann (48:21.006)

Was war auf diesem Weg vom Zwei-Mann-Betrieb bis zum weltweit tätigen Konzern die wichtigste Entscheidung?

Das fände ich spannend.

J. Peter Kruse (48:32.35)

Also falls du mal bei ihm bist, das interessiert mich auch. Das müssen wir danach dann nochmal klären. Wenn du jetzt so zurückblickst, was würdest du so deinem 16-jährigen Ich empfehlen? Würdest du es genauso machen? Würdest du es anders machen? Gibt es etwas, was du mitgeben würdest?

Udo Herrmann (48:34.926)

Haha

Udo Herrmann (48:50.894)

Also ich würde bei der Unte bessere Verträge machen. Das hatte ich kürzlich auch in einem Seminar, da haben wir dieses Thema Nachfolge so beleuchtet. Also was ein ganz schwieriges Thema ist, dauernde Lasten einzurichten. Das hat man früher sehr häufig gemacht. Ich glaube mittlerweile ist es ein bisschen weniger. Aber da sollte man genau hingucken. Das ist etwas, wo mich aktuell auch wieder sehr beschäftigt.

J. Peter Kruse (49:14.206)

Du hast ja irgendwann deinen unternehmerischen Weg als Handwerksunternehmer erweitert, sagen wir es mal so, erweitert und hast weitere Aktivitäten dazu genommen. Was war der Auslöser dafür und was reizt dich da dran? Also ich denke, ich rede jetzt davon, dass du auf Bühnen gehst, dass du dort Vorträge hältst, dass du Bücher schreibst, dass du coacht. Irgendwann musst du dir mal gesagt haben, ich will dann noch was anderes machen.

Udo Herrmann (49:20.558)

Mhm.

Udo Herrmann (49:41.326)

Ja, das hat sich wirklich so entwickelt aus den Verbesserungen, die im eigenen Unternehmen entstanden sind. Und dann haben mich eben viele Kollegen gefragt, wie machst du das? Wir haben auch eine Handwerkskooperation gegründet vor 20 Jahren. Die ist jetzt 20 Jahre alt geworden, besteht immer noch mit sieben verschiedenen Gewerken. Und dann haben wir natürlich da auch Erfahrungen ausgetauscht. Und irgendwie hat mir das immer mehr Spaß gemacht, auch junge Kollegen zu treffen, unterwegs zu sein. Ich reise wahnsinnig gern, ich treffe unheimlich gern.

Leute und bin da auch total offen für unterschiedliche Betriebe, gucke mir wahnsinnig gerne auch verschiedene Betriebe an und dann ist das einfach so entstanden und jetzt bin ich da sehr sehr häufig in dem Thema unterwegs und das ist wirklich ein Geschenk so tolle Unternehmer, Führungskräfte in Österreich und Deutschland aus den verschiedenen Branchen zu treffen, also das macht mir eine totale Freude.

J. Peter Kruse (50:28.638)

Also so bis zu Schritt für Schritt da reingekommen. Weil irgendwann muss man sich ja mal sagen, jetzt stelle ich mich einmal auf die Bühne. Wann war das das erste Mal, da hast du gesagt, jetzt stehe ich ja auf der Bühne?

Udo Herrmann (50:37.678)

Das erste Mal war auf dem, das hieß damals noch Bodenfachforum in Ulm, damals mit Stefan Heinze Bodenwanddecke, Zeitschrift von euch zusammen mit der Uzzin AG, also Bauchemie. Die haben da eine große Veranstaltung auf die Beine gestellt und ich hatte damals den Rumi gewonnen, also bester der Branche, Thema Marketing und so weiter. Das war 2007 und so ist eben auch der Stefan Heinze auf mich aufmerksam gewonnen und.

hat gesagt, kannst du da nicht mal was drüber erzählen? Wie habt ihr überhaupt diesen Preis bekommen? Was habt ihr denn gemacht? Also ging es damals schon um das Thema Digitalisierung, Homepage, mit Bildern verkaufen und so weiter. Und da war ich das erste Mal auf der Bühne und das war so ein prägendes Erlebnis. Ja, eine Zahl mit 300 Leute. Damals war noch ein Weltmeister Schiedsrichter nach mir auf der Bühne und so weiter. Also prägendes Erlebnis.

Und ich hätte dir gar nicht sagen können, ob am Ende meines Vortrages da noch jemand im Raum sitzt. Ich habe da überhaupt nichts wahrgenommen. Ich habe nicht wahrgenommen, ob die Leute weinen oder lachen. Irgendwann hat mir jemand eine gelbe Karte gezeigt, noch fünf Minuten auf der Bühne, dann eine rote. Da war ich zum Glück auch fertig und bin runter. Aber ich war so mit mir beschäftigt und konnte den Raum überhaupt nicht wahrnehmen. Und dann habe ich mich wirklich 15 Jahre da weiterentwickelt, viele Ausbildungen gemacht, Trainings gemacht.

in Sachen Bühnenpräsenz, Rhetorik, Kleidung auf der Bühne, Präsentationen und so weiter. Also habe da auch zehn Jahre in Pers investiert, sodass ich heute in einen Raum gehen kann und neben die Leute wahr und neben die Gefühle wahr und bin da empathisch auch mit den Leuten und spüre, wenn jemand vielleicht abwesend ist oder mit sich beschäftigt. Also das war eine harte Arbeit dahin zu kommen, aber ich glaube, ja, jetzt bin ich so ganz zufrieden mit mir, wie das gerade läuft.

J. Peter Kruse (52:22.334)

Aber du hast es ja auch einfach gemacht. Ich in vielen Gesprächen mit Hand verspüre ich, aber ich höre es auch ganz direkt, wir machen einfach. Also wir machen das einfach mal. Und du hast ja dann nicht gesagt, ja, das war jetzt super hier, irgendwie habe ich mich wohlgefühlt hier, oder es ist irgendwie, reizt mich das, sondern du hast ja dann gemacht und hast es weiter gemacht.

Udo Herrmann (52:39.566)

Ja, ich war mit mir nicht zufrieden und ich war total angefixt und habe gesagt, aber wenn ich das noch öfters machen möchte, dann muss es professioneller sein, dann muss es besser werden.

J. Peter Kruse (52:52.478)

Jetzt kommen noch mal vier kompakte Begriffe mit der WD, dass du ganz kurz und knapp auch darauf antwortest. Das erste ist, was ist Heimat für dich?

Udo Herrmann (53:00.494)

Heimat ist Kurfranken. Das ist hier unsere schöne Region am Main. Ich lebe ja am Main knie, so ein Bogen in meinem Viereck, in einer wahnsinnig tollen Region zwischen Spessart und Odenwald. Das ist hier Heimat.

J. Peter Kruse (53:15.006)

Und was macht die Heimat aus?

Udo Herrmann (53:17.806)

Hier ist es viel der Genuss. Wir haben hier eine Genussregion mit tollem Bier. Wir haben 16 Windsor in Bürgstadt in unserem Weinort. Wir haben eine unglaublich schöne Landschaft. Wir sind wir haben Berghänge. Wir haben den Main. Wir haben tolle Gastronomie. Wir haben tollen Einzelhandel. Wir sind sehr weltoffen. Durch den Wein gibt es auch viele Kult Kabarett und so weiter.

Ja, hier kommen Menschen aus aller Welt und ist eine Städte der Begegnung. Wir hatten das älteste Gasthaus in Deutschland. Auch das spricht der Bände über Geselligkeit. Ja, das macht Heimat aus.

J. Peter Kruse (53:52.19)

Mhm. Hast du ein Vorbild?

Udo Herrmann (53:56.398)

Ich habe viele Vorbilder. Das größte Vorbild ist meine Frau, weil meine Frau eine unglaubliche Ruhe aus Strahl total gelassen ist in jeder Situation, sich nicht aus der Fassung bringen lässt. Also da bewundere ich sie dafür und bin auch sehr dankbar, dass sie da an meiner Seite ist.

J. Peter Kruse (54:19.742)

Die nächste Frage ist, was ist Glück für dich?

Udo Herrmann (54:23.95)

Glück ist, das zu tun, was man tun möchte. Wenn man morgens aufsteht und brennt für irgendwas und zieht es nicht irgendwie als Job oder als Last, sondern man das machen kann, wo man auch andere Leute weiterbringt, wo man drin aufblüht, wo man gar nicht mehr auf die Uhr schaut, das ist Glück.

J. Peter Kruse (54:41.502)

Wir haben ja vorhin über Veränderungen gesprochen. Veränderungen, das hast du auch in einem Geleitwort in dem aktuellen Buch drin von Steve Kröger. Er sagt, Veränderung braucht Mut, Mut zum Risiko. Und das bedeutet ja auch dann, die Komfortzone zu verlassen. Das schafft doch auch eine gewisse Art von Glück, oder? Oder denk an die Bühne, die du gerade beschrieben hast. Da fühlt man sich doch dann, wenn es gut war, wohl. Und es ist auch ein Glücksgefühl, oder?

Udo Herrmann (55:05.454)

Ja, also mit dem Steve bin ich nach wie vor in Kontakt. Ich habe im Rahmen meiner Coaching Ausbildung mit ihm auch den Kili Mancharo bestiegen. Und damals war auch Steve noch sehr, sehr fokussiert auf die Ziele. Und wenn wir heute telefonieren, auch da gibt es eine Veränderung. Heute ist es eher so, den Weg auf dem Ziel auch nur zu genießen. Also gar nicht, dass man nur, wenn man dann kurz am Gipfel steht, diese paar Minuten, sagt, juhu, jetzt habe ich es geschafft, sondern dass man auch

in der Lage ist, den ganzen Weg bis dorthin mit seinem Team zu genießen. Und das kann man ganz toll auch auf Handwerksbetriebe übertragen. Ich weiß noch, als wir dann die letzte Tilgungsrate gemacht haben bei der Bank, da war erst einmal ein Riesenglücksgefühl so, endlich habe ich diese Last weg. Aber dann bin ich auch total in ein Loch gefallen. Und ich habe diesen Weg dorthin immer nur.

sehr verbissen gesehen und angespannt und konnte eigentlich die Erfolge, die wir mit Kunden hatten und tollen Projekten und tolle Mitarbeiter, die mir gewonnen haben, gar nicht zu genießen, weil ich so total auf dieses Ziel fixiert war. Also heute gucke ich eher, dass auch der Weg dahin schon eine Erfüllung ist.

J. Peter Kruse (56:07.198)

Mmh.

J. Peter Kruse (56:13.534)

Glück kann der Weg sein, also auf dem Weg zum Ziel, aber es kann schon auch so sein, dass man sich etwas anderes vornimmt, diese berühmte Komfortzone verlässt und es schafft. Das ist ja dann auch eine Form von Glück.

Udo Herrmann (56:26.062)

Genau. Also ich glaube, nach wie vor Ziele sind wichtig, um so auch mal seinen Fokus zu haben und in die richtige Richtung zu laufen. Aber gerade auch wieder, und jetzt schließt sich der Kreis im Rahmen der Veränderung, glaube ich, darf man auch den Mut haben, von dem ursprünglichen Ziel auch ein bisschen abzuweichen oder das zu verändern und alles nicht so verbissen zu sehen, weil ich glaube, sonst kann man in der aktuellen Zeit auch leicht unzufrieden werden und untergehen.

J. Peter Kruse (56:54.366)

Und die letzte Frage ist, hast du ein Motto, ein Lebensmotto oder ein Motto für deinen Betrieb, für deinen Beruf? Gibt es irgendwas, wonach du handelst?

Udo Herrmann (57:02.83)

Ja, ich habe ein Jahresmotto für mich jetzt, weil ich glaube gerade jetzt, wo alles im Umbruch ist und mit den Krisen, was dazu sehr gut passt und was mir auch sehr, sehr gut hilft, ich sage, es ist, wie es ist, aber es wird das, was ich daraus mache. Also zum einen, erst einmal sagt es, okay, ich akzeptiere die Situation, alles, was so von außen kommt, vieles davon kann ich nicht beeinflussen, aber dann überlege ich mir,

was ich in meiner Situation besser machen könnte, anders machen könnte und dann gehe ich diesen Weg. So, es ist wie es ist, aber es wird das, was ich daraus mache.

J. Peter Kruse (57:37.278)

geht schon bis in die Richtung des Macher, was wir vorhin angesprochen haben.

Udo Herrmann (57:41.454)

der Handwerker Sinnmacher.

J. Peter Kruse (57:43.166)

Genau, das ist jetzt meine Frage gewesen. Was ist Handwerk für dich?

Udo Herrmann (57:44.91)

Handwerker sind Macher. Also die Kollegen, die ich da treffe, wie gesagt, das ist so das größte Geschenk aktuell für mich, so viele Kollegen zu treffen überall. Also ich war im Januar jetzt in Linz und hatte da Führungskräfte. Ich habe in Mildenberg zwei Tage Leute trainiert. Ich war beim Holzbau in Biberach an der Rist bei den Holzbauern und da treffe ich so tolle Unternehmer, die mutig sind, die Hallen bauen, die schauen, wo kriege ich gute Mitarbeiter her, die sich vergrößern, die da voller Elan sind und

Alter, da bin ich voller Bewunderung.

J. Peter Kruse (58:16.83)

Aber trotzdem, ja Handwerker sind Macher, aber trotzdem den Freiraum nicht vergessen, auch sozusagen die Invalence-Leben. Ich möchte schließen mit dem Zitat aus deinem Buch, da hast du ein chinesisches Sprichwort aufgeführt. Die Arbeit läuft dir nicht davon, während du deinem Kind einen Regenbogen zeigst, aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist. Magst du das noch kommentieren?

Udo Herrmann (58:38.158)

Genau.

Udo Herrmann (58:41.934)

Ich habe ja selbst drei Kinder. Und mit meiner ältesten Tochter habe ich mit Sicherheit keine Regenbögen gemalt. Weil da war ich eben in der Situation, Geld zu verdienen. Und rückblickend ist das wirklich schade. Also das merkt man auch so, dass so diese ganze innige Beziehung da weniger ist, wie jetzt bei meinem Sohn, der ein paar Jahre jünger ist. Also da hatte ich schon den Laden ein bisschen mehr im Griff und schon auch Prozesse, die ohne mich gelaufen sind.

Und da ist die Bindung schon stärker. Und das ist natürlich was, das kann man nicht mehr wiederholen. Und da kann ich vielleicht auch meinen Handwerkskollegen so ein bisschen helfen, dass die Fehler, die ich gemacht habe, oder die ganze Arbeit, die ich in das Konzept gesteckt habe, da stecken ja mittlerweile 25 Jahre Erfahrung drin und ja, viel Arbeit auch von meiner Frau, dass die Kollegen dann nicht von Null anfangen, sondern schon ein ganzes Stück weiter können sich auch Zeit sparen. Und da wäre mein Wunsch...

Das ist natürlich total erfüllend. Wenn ich spüre, dass dadurch einige Unternehmer mehr Zeit für ihre Kinder haben, dann habe ich ganz viel erreicht in meinem Leben.

J. Peter Kruse (59:48.35)

Udo, vielen, vielen Dank für das Gespräch. Also einfach machen, beruflich, ebenso wie privat. Alles Gute für dich und vielen Dank. Bis demnächst mal wieder, ja, spätestens auf der Zukunft Handwerk. Wir sehen uns. Bis dann. Danke dir.

Udo Herrmann (59:58.478)

Genau. Herzlichen Dank, Peter, und wir sehen uns dann Ende des Monats, ist es schon, in München. Ich freue mich. Tschüss.

J. Peter Kruse (01:00:03.454)

Ja. Danke, tschüss.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.