#78 Till-David Peters, was macht den Beruf des Sattlers für dich aus?
Shownotes
Sich mit 19 Jahren selbstständig machen – in einem Handwerk, das eine Jahrhunderte lange Tradition hat. So lautet kurz und knapp die Geschichte von Till-David Peters.
Der heute 22-Jährige ist Fahrzeugsattler und hat in Lübeck seine eigene Sattlerei gegründet. Dort restauriert er z.B. Oldtimer, fertigt passende Motorradsitze oder veredelt Lenkräder. Berufsbegleitend besucht er gerade die Meisterschule in Lübeck.
Im Podcast Handwerk erleben spricht er mit Jan Peter Kruse und Max Herrmannsdörfer über seinen Weg ins Sattler-Handwerk, besondere Kundenaufträge und seine persönlichen Ziele.
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J. Peter Kruse: Sich mit 19 Jahren selbstständig machen in einem Handwerk, das eine Jahrhunderte lange Tradition hat. So lautet kurz und knapp die Geschichte unseres heutigen Gesprächspartners. Und damit herzlich willkommen bei Handwerkerleben, dem Talk für Macher. Mein Name ist Jan -Peter Kruse und mit dabei ist mein Kollege Max Hermannsdorfer. Hallo Max.
Max: Hallo Peter.
J. Peter Kruse: Und unser Gast ist heute Till David Peters. Er ist Fahrzeug -Sattler und hat sich vor etwa zwei Jahren selbstständig gemacht. Herzlich willkommen, Till.
Till-David Peters: Hallo Peter, hallo Max, freut mich hier zu sein.
J. Peter Kruse: Max, der Beruf des Sattlers ist vermutlich nicht der Beruf, an dem man jetzt als erstes denkt, wenn man an das Handwerk denkt. Trotzdem hat dieses Gewerke eine sehr lange Tradition. Wie lange geht das zurück?
Max: Ne.
Till-David Peters: Die geht sehr, sehr weit zurück. Mittlerweile wird ja Sattler aufgeteilt in Reitsport -Sattler, Kfz -Sattler und Feintechnersattler. Früher gab es alles in einen. Da waren Polzarer, Raumaustatter und Sattler ein Beruf. Die führen weit, weit, weit zurück.
J. Peter Kruse: Und du selbst, wie bist du auf dieses traditionelle Handwerk aufmerksam geworden?
Till-David Peters: Ach, das war eigentlich ein bisschen durch Zufall. Das heißt, mein Opa war Sattler, von denen habe ich allerdings nicht ganz so viel mitbekommen. Das kam eigentlich, weil ich ein Schulpraktikum gesucht hatte. Und das hatte ich bei der Polizei, das wurde nur damals abgesagt kurzfristig und dann brauchte ich kurzfristig ein neues Praktikum. Und mein Vater hatte gerade eine Motorrad -Sitzbank in einer Sattlerei abgegeben als Auftrag und meinte, ja, geh doch mal dahin, das könnte dich doch mal interessieren. Ich wusste schon, dass sein Vater auch Sattler war oder Polzerer war. Das heißt, ich kannte schon ein, zwei Geschichten, auch dass er da früher viel mitgeholfen hatte. Und dann dachte ich, ja, warum denn nicht? Geh ich mal dahin, versuche es mal. Schaden tut's ja nicht. Und dann bin ich für drei Wochen da in den Betrieb gegangen und dann kam eins zum anderen.
Max: Okay, ich würde jetzt aber mal schätzen, dass die meisten Jugendlichen mit 15, 16 den Beruf Sattler nicht kennen. Du hattest dann, ja kann ich sagen, das Glück, dass du rein familiär bedingt damit schon mal zumindest kleine Berührungspunkte hattest, dass dir zumindest der Beruf des Sattlers schon mal bekannt war.
Till-David Peters: Ja, es geht. Viel darüber nachgedacht habe ich nie. Mein Vater hat immer nur erzählt, dass sein Vater Polzerer war. Aber ich hatte nie irgendwie gedacht, dann probiere ich den Beruf auch mal aus. Oder hatte mir eigentlich überhaupt keine Gedanken gemacht. Das kam dann eigentlich alles so ein bisschen durch Zufall dadurch.
Max: Okay, der hat das Praktikum dann aber ja offensichtlich Spaß gemacht.
Till-David Peters: Das auf jeden Fall. Ich hab direkt gemerkt, dieser Beruf ist was, ich wollte immer ins Handwerk. Ich wusste nur, dass ich kein typischer Kfzler bin. Das heißt, ich hab mich nie gesehen, unterm Auto zu schrauben, irgendwas am Motor zu machen. Ich wollte immer was Feineres machen, wo man mehr Feingefühl braucht. Und da hab ich das eigentlich gemerkt, dass es der richtige Beruf eigentlich ist.
Max: Mhm.
Max: ... und deshalb dann auch deine Ausbildung. Du hast die Fachrichtung ... ... Fahrzeug -Sattler dann auch gelernt.
Till-David Peters: Genau, Fahrzeug -Sattler hatte ich gemacht oder habe ich gelernt. Einfach aus dem Grund, ich wusste anfangs noch nie mal, dass es einen Pferdesattler oder Reitsport -Sattler gibt. Oder wusste ich schon, aber da konnte ich nie was mit anfangen, weil ich nie was mit Pferden an Hut hatte. Dann mit Feinteschner, das wusste ich tatsächlich noch nicht, dass es Feinteschner -Sattler gibt. Und dann gab es eigentlich nur den einen Bereich für mich, wo ich dachte, ja, dann bleibt mir das übrig.
Max: Aber ist es denn so, wenn du sagst, ja klar Reitsport -Sattel oder Reitsattel, ist es denn so, wenn du sagst, hey ich bin Sattler, dass dann die meisten Leute dich fragen, machst du Reitsattel? Ist das das erste, was man damit verbindet? Schon.
Till-David Peters: Ja, also die meiste Antwort ist, also von meinen Bekannten, die meisten fragen, was ist ein Sattler? Was machst du? Und die nächste Frage ist dann, machst du das für Pferde oder für Handtaschen? Nein, ausgerechnet für den Bereich nicht. Alles, was mit Motorräder, Booten, Flugzeugen so zu tun hat, das dann hauptsächlich. Viele wissen es oder kennen es nicht.
Max: Okay. Ja. Wir gehen gleich auf die Bereiche, in denen du so tätig bist und was du so machst. Gehen wir gleich noch genauer ein. Wenn ich noch mal auf die Ausbildung zurückgehe. Jetzt ist es ja kein, ja, kein Beruf, wie der Peter am Anfang auch schon gesagt hat, der mir persönlich auch als erstes einfallen würde. Ich kenne jetzt auch die Zahlen nicht, wie viele Sattler es insgesamt in Deutschland gibt. Wie ist es in der Ausbildung? Du hattest ja sicher auch eine Berufsschule. War die bei dir? ums Eck in Lübeck oder musstest du ein Stückchen fahren?
Till-David Peters: Also ich komme ursprünglich aus Hamburg, da habe ich auch gelernt. Und das heißt, mein Ausbildungsbetrieb war in Hamburg, aber meine Berufsschule, die war in Rendsburg. Das heißt, für alle paar Monate oder für alle paar Monate musste ich dann immer für drei Wochen nach Rendsburg, hatte da auch eine Unterkunft und da war dann auch eine Schule. In der Schule selbst, da waren dann Polzerer, Raumaustatter und Sattler alle in einer Klasse, was dann erst zum Schluss so ein bisschen getrennt war. Aber man... hatte trotzdem quasi alle Unterrichtsstunden zusammen.
J. Peter Kruse: Aber zum Schluss war der, glaube ich, habe ich gehört nur zu fünft in der Klasse und davon sind, glaube ich, auch nicht mehr alle im Handwerk tätig. Wieso ist das so? Oder? Ja.
Till-David Peters: Genau.
Till-David Peters: Genau, also die Raumanstalter sind natürlich geblieben. Das heißt, da machen viele den Beruf weiter, nur von den Sattlern. Wir waren, glaube ich, anfangs zu siebt in der Klasse, dann haben welche zwischendurch aufgehört, sodass wir zum Schluss fünf übrig geblieben sind, die auch die Prüfung bestanden haben. Und von den fünf macht es keiner mehr. Der eine ist auf dem Bau gelandet, der andere arbeitet jetzt, macht einen Bürojob und der andere hat noch mal eine Ausbildung als ... Tüschler angefangen, das sind so die Infos, die ich noch von den anderen Schülern kenne. Warum die nicht drin bleiben wollten, ist schwierig zu sagen. Der eine hatte Lust, noch mal eine andere Ausbildung zu machen, der meinte, das ist nur übergangsweise. Und die anderen, ja, bin ich der Meinung, wollten auch erstmal arbeiten oder irgendeinen Beruf lernen. Und dann kamen Sattler zufällig in Frage.
J. Peter Kruse: Aber für dich ging es auf jeden Fall weiter, und zwar in die Selbstständigkeit rein. Du hast damit 19 Jahren dein eigenes Unternehmen gegründet und wie kam es denn dazu?
Till-David Peters: Ja, das war ungefähr mit 19, das war auch eigentlich eher zufällig. Also eigentlich war das gar nicht geplant. Ich dachte, okay, irgendwann später so mit 30, 35, vielleicht 40 könnte man sich mal selbstständig machen in den Beruf. Und durch Zufall kam ich dann nach Lübeck, hab hier eine Halle, oder hab hier die Halle kennengelernt, in der ich jetzt auch sitze, mit knapp 60 bis 80 Oldtimer drin. Und die meinten, die brauchen einen Sattler hier drin. Und es gibt zwar Sattler in Lübeck, aber die sind alle ausgebucht. ob ich nicht mal Lust hätte, für die was zu machen. Und dann kam eins zum anderen. Und dann war ich innerhalb von zwei Monaten eigentlich schon hier in Lübeck, wohne jetzt auch hier, bin hier eingezogen mit meiner, oder bin jetzt auch mit meiner Firma hier sesshaft. Also das ging alles recht zügig. Es war an sich gar nicht so schnell geplant. Eigentlich wollte ich mir auch ein bisschen mehr Zeit dafür lassen.
J. Peter Kruse: Das klingt aber total schön mit den Oldtimer, da ist ja eine schöne Stimmung drin in dieser Halle. Hat dich das gleich auch beeindruckt, oder?
Till-David Peters: Das auf jeden Fall. Genau, die meisten Kunden kommen rein und sagen, wow, das sind Autos, die habe ich früher gefahren als Alltagsfahrzeug. Die alten Käfer oder Golf, die kennt man ja von früher noch. Alltagsfahrzeug, heute werden die ja gehandelt ohne Ende.
J. Peter Kruse: Du hast dein Unternehmen gegründet, bist du da irgendwie systematisch vorgegangen, hast du einen Businessplan gemacht, hast du einfach gesagt, ich lege jetzt einfach mal los und erster Auftrag. Ich bin ja schon im guten Umfeld, das wird schon. Wie hast du das gemacht?
Till-David Peters: Ja, ich hätte wahrscheinlich einen Businessplan oder eigentlich war es geplant, einen Businessplan zu machen, aber irgendwie kam ich nie dazu, dass das alles sehr recht schnell ging. Das heißt, je nachdem von zwei Monaten, glaube ich, hier drin war, hatte ich, glaube ich, auch gar keine Zeit, so einen Businessplan zu machen. Ich habe ein kleines Startkapital gehabt. Damit habe ich mir die ersten Nähmaschinen gekauft, das erste Material, die ersten Tische, zuschneidende Tische und alles, was ich hier benötige, auch Werkzeug. Und dann habe ich eigentlich losgelegt. Das heißt, alles gekauft, dann angefangen und dann gemerkt, es klappt, es läuft. Und dann kam eins zu anderem, d. h. ein Businessplan oder große Überlegungen vor, habe ich mir nicht gemacht. Das war alles so recht spontan gehalten.
Max: Das heißt, du hast dir dann von deiner Erstausstattung, da hast du die ersten Aufträge quasi abgehandelt, hast dadurch dein Einkommen erzielt und dir dann weitere Materialien und so weiter zugelegt. Und so bist du gewachsen.
Till-David Peters: Genau, anfangs hatte ich wirklich nur das Nötigste, was ich hatte, was ich benötige. Das heißt, eine Nähmaschine ohne Nähmaschine komme ich nicht aus. Das brauche ich. Das ist auch eine sehr neue und moderne Nähmaschine. Da muss ich dann ein bisschen tiefer in die Tasche greifen, aber habe ich gern getan. Die brauche ich tagtäglich. Und dann hatte ich anfangs nur einen Tisch, zwei Tische, die ich hatte zum Zuschneiden und Arbeiten. Wurde ein bisschen eng vom Platz her. Dann kamen irgendwann die nächsten Regale dazu. Und mittlerweile sieht man ja so hinter mir so ein bisschen, das sind einige Materialien, die sich jetzt so über die Zeit angesammelt haben. ... und die auch eigentlich fast jederzeit ... ... fast immer gebraucht werden.
Max: Ja, das sieht interessant aus. Das können jetzt unsere Zuhörerinnen und Zuhörer leider nicht sehen. Beschreib doch mal, was liegt denn da alles hinter dir? Beschreib's mal so für die Leute, die es gerade nicht sehen können.
Till-David Peters: Okay, also hinter mir liegt gerade sehr viel an, ich würde es jetzt nicht Restmaterial nennen, weil das eigentlich Material ist, was ich jederzeit brauche. Das sind von Leder zu Kunstleder zu Schaumstoffen zu Automobilstoffen, alles Mögliche, was ich so im Alltag benötige. Und da bestellt man natürlich nicht immer eine kleine Menge, sondern bestellt man immer eine bisschen größere Menge, dass man immer was auf Lage hat und immer Parat hat, falls man einen Auftrag spontan reinkommt. Das heißt, hinter mir ist eine Wand, die ist circa drei Meter hoch und alle ... 50 -60 cm ist ein neues Regal drin und alle Regale sind mittlerweile proppefoll, sodass der Platz vom Material ja gar nicht mehr reicht.
Max: Okay, dann umso wichtiger, dass du Aufträge abarbeitest, dass Kundenaufträge reinkommen, damit das Material natürlich auch verbraucht wird. Was sind denn so Aufträge, die du machst? Mit was für Materialien beziehungsweise mit was für Aufträgen kommen die Kunden zu dir?
Till-David Peters: Mit allen möglichen. Das heißt, hauptsächlich ist ja wirklich Automobil der Bereich, wo ich viel mache. Das heißt, Seitenwand getauscht oder Teil -Restauration, Komplett -Restauration von Oldtimer als auch von neueren Modellen, das spielt keine Rolle. Was aber auch sehr häufig ist, dass Motorradfahrer zu mir kommen, die sagen, sie sitzen einfach unbequem. Da müssen sie ein bisschen höher sitzen, ein bisschen tiefer sitzen, doch nochmal in Gelkissen rein oder ein bisschen härter oder ein bisschen weicherer Schaumstoff einsetzen. Dadurch kommt natürlich dann ein neuer Bezug zustande. der dann gemacht werden muss, weil die Form verwendet wird. Was auch häufig kommt, sind im Automobilbereich auch Lenkräder. Aber es kommen alle möglichen Aufträge. Das heißt, es kommt teilweise ein Türknopf, der mit Leder bezogen werden soll. Oder ich muss mal kurz ins Regal schauen, was ich hier noch hab. Motorer Taschen, die auch erneuert werden sollen. Gürtel sollen gemacht werden. Jetzt sollen irgendwelche ... Eigentlich muss alles immer viel gemacht werden. Das heißt, überall wo man eigentlich Leder sieht oder Leder, Kunstleder oder Stoffe, eigentlich kommen alle Anfragen rein.
Max: Ich bin ein bisschen schlau.
Max: Okay, kannst du dann sagen, wie so ein Arbeitstag bei dir aussieht oder ist da jeder Tag tatsächlich irgendwie verschieden?
Till-David Peters: Ja, teilweise. Also, ich hab meine festen Zeiten immer von 7 .30 Uhr bis 17 Uhr hab ich immer auf. Da bin ich dann auch jederzeit eigentlich hier vor Ort, sodass Laufkundschaft jederzeit kommen kann. Und ja, gleich sieht er jetzt nicht jeden Tag aus. Das heißt, jeden Tag hab ich unterschiedliche Aufträge. Mal hat man ein bisschen mehr Puffer, mal ist der Tag total stressig, weil ein Auftrag morgens reinkommt und dann wieder nachmittags fertig werden muss. Das heißt, eigentlich ist er recht umfangsreich. Und dann kommt natürlich nach der Arbeit ... ist quasi vor der Arbeit, weil nachdem ich hier gearbeitet habe, muss ich natürlich noch alles mögliche am Rechner machen. Das heißt, Buchhaltung kommt natürlich noch mit dazu.
J. Peter Kruse: Gibt es irgendwas, was du ganz besonders gerne fertigst, irgendwas, woran du immer besonders gerne arbeitest?
Till-David Peters: Ja, am meisten Spaß bringen mir tatsächlich Lenkräder. Die finde ich, die bringen immer Spaß dran zu arbeiten, weil jedes Lenkrad doch immer wieder ein bisschen anders ist. Jeder Kunde hat eine andere Vorstellung. Welche Aufträge ich auch immer gut finde, ist Teilreparierung. Das heißt, wenn die Einstiegswange vom Auto kaputt ist, dann muss die ja oft getauscht werden. Und das ist einfach doch nochmal interessant, weil da alle möglichen an Autos kommen. Das heißt, sowohl die alten Autos, sowohl als die neuesten Autos, die gerade seit einem Jahr jetzt auf dem Markt sind. Tesla kommt jetzt mittlerweile auch rein, wo die Seitenwanne kaputt ist, wo dann was gemacht werden muss. Und das ist natürlich ein Auto, was gerade erst frisch rausgekommen ist. Das heißt, das ist nochmal interessant, da dran zu schrauben oder da was dran zu machen, weil da die Technik einfach nochmal ganz anders und ganz neu ist.
J. Peter Kruse: Wenn du jetzt ein bisschen zurückblickst auf alles, was du schon gemacht hast, gab es da irgendwie so ein Highlight, irgendeinen besonderen Oldtimer oder irgendwas, woran du gearbeitet hast, wo du dich gerne dran zurückrennst.
Till-David Peters: Ja, das war noch bei meinem ehemaligen Chef. Da hatte er einen Auftrag, einen alten Bentley zu restaurieren. Und da durfte ich quasi die Vorarbeit machen. Nicht die komplette Arbeit, aber die Vorarbeit. Aber die hat auch schon tierisch Spaß gemacht, weil das einfach so ein altes Auto war. Da war die Karosse noch aus Holz und die Verkleidung musste da noch abgemacht werden. Das hat einfach Spaß gemacht.
J. Peter Kruse: hast du gesagt, arbeitest du an den ganzen Dingen, an deinen Aufträgen? Dann ach, geht's ab und zu an den Rechner, hoffentlich nicht jeden Tag. Aber du machst ja noch weiter, du bildest dich auch noch weiter, du besuchst die Meisterschule.
Till-David Peters: Genau, momentan mache ich den Meister mit Abendschule. Das ist dann immer zweimal die Woche. Das ist jetzt Teil drei und vier. Das geht dieses Jahr. Dieses Jahr ist er dann zu Ende. Ist natürlich auch nochmal Arbeit, was mit dazu kommt. Aber der Meister war für mich schon immer... Das heißt, mein Beruf ist nicht meisterpflichtig, um sich selbstständig zu machen. Da hatte ich Glück drin. Ansonsten wäre es auch kein Problem gewesen, weil Meister stand für mich immer fest. Seitdem ich in Handwerk bin, dachte ich immer, irgendwann mache ich auf jeden Fall den Meister. Eigentlich wollte ich den auch noch gar nicht so früh machen, nur eines abends saß ich zu Hause, hatte nichts zu tun und da dachte ich, okay, was kann ich denn machen? Da dachte ich, okay, ich schieb jetzt seit einem Jahr den Meister vor mir hin. Ich könnte mich ja mal so langsam anmelden. Und dann hatte ich mich angemeldet und ratzfatz einen Monat später oder eine Woche später kam dann schon die Anmeldebestätigung und da dachte ich, oh, okay, so schnell wollte ich eigentlich noch gar nicht anfangen. Ich dachte, das dauert dann noch mal ein Jahr, bis ich angenommen werde, aber das ging dann recht zügig.
J. Peter Kruse: Wo machst du den Meister jetzt? Genau.
Till-David Peters: Der Teil 3 und 4 wird hier in Lübeck gemacht mit der Amtsschule. Und für Teil 1 und 2 muss ich dann irgendwann nach Bayern runter. Der ist dann für, ich glaube, vier Monate nachher muss ich da dann Vollzeit sein.
J. Peter Kruse: Wie lange brauchst du dann jetzt noch?
Till-David Peters: Für Teil 3 und 4 habe ich mich noch nicht angemeldet, weil ich erstmal den Teil 1 und 2 machen wollte. Teil 3 und 4 werde ich mich jetzt wahrscheinlich nächstes Jahr anmelden und dann muss ich gucken, da ist die Vorlaufzeit wohl ein bisschen länger, weil es nur eine Sattler Meisterschule gibt und da ist die Anfrage wohl ein bisschen größer.
J. Peter Kruse: Meine Frage ging ein bisschen dahin, wie alt wirst du sein, wenn du den Meistertitel hast? Wahrscheinlich.
Till-David Peters: Wahrscheinlich. Also ich hoffe, dass ich mit 24, 25 den Meister haben werde. Hoffe ich doch.
J. Peter Kruse: ist doch ein Bot.
Max: Du sagst, du brauchst den Meistertitel nicht, um selbstständig sein zu können in dem Handwerk. Ich denke aber, du wirst den Meistertitel brauchen, falls du mal ausbilden möchtest. Jetzt weiß ich nicht, ob das überhaupt ein Thema ist. Ich meine, du hast ja selbst die Ausbildung vor noch nicht gar nicht so langer Zeit erst absolviert. Wann Selbstständigkeit jetzt meistert, ich weiß nicht, wie weit diese Gedanken bei dir schon sind, aber hast du dir das Thema Ausbildung im Kopf?
Till-David Peters: Ja, hätte ich schon, also jetzt noch nicht. Wie gesagt, dafür brauche ich auch erst mal den Meister und danach würde ich dann auch erst mal so weiterarbeiten, wie es ist. Vielleicht noch nicht direkt ein Azubi dazu holen, sondern vielleicht erst mal einen Festangestellten, sodass man sich erst mal ein bisschen vergrößern kann, weil für einen Auszubildenden braucht man natürlich auch ein bisschen Zeit, denen das alles zu zeigen und da ist es noch mal leichter, wenn man nochmal jemand anderes hat, der da vielleicht nochmal eine andere Sicht drauf hat, anders erklären kann und nebenbei auch nochmal arbeiten kann. Aber auf jeden Fall... Ein Auszubildender wäre nochmal ganz interessant.
Max: Okay, aber schon generell auch der Plan, dich in Lübeck noch ein bisschen zu vergrößern.
Till-David Peters: Ja, das auf jeden Fall. Also ich werde auf jeden Fall beruflich hier in Lübeck bleiben. Das ja.
Max: Gibt es da für Möglichkeiten bei euch in der Halle? Ein paar Oldtimer weniger, das will keiner. Aber hättest du noch Kapazitäten?
Till-David Peters: Doch, ja, das schon. Also man könnte sich hier vergrößern. Das wär kein Problem, ja.
J. Peter Kruse: Tilde, erstmal danke, dass du hierher bist. Wir haben jetzt noch ein paar andere Fragen, eher persönlichere Fragen. Die erste Frage ist, wenn du mal überlegst, gibt es irgendjemanden, mit dem du gerne mal tauschen würdest? Das kann beruflich sein, das kann aus dem Sport sein, Kultur, was auch immer. Gibt es da jemand? Mal einen Tag oder eine Woche, also nicht ewig. Einfach, um die Rolle mal einzunehmen.
Till-David Peters: Ja, vom Prinzip her eigentlich mit jedem, der auch einen Handwerksberuf macht. Das heißt, ich finde auch Goldschmied total interessant. Tischler finde ich auch total interessant. Da würde ich auch gerne mal eine Woche drin arbeiten. Und da gibt es unzählige Berufe, wo ich gerne mal für eine Woche arbeiten würde oder für längere Zeit eigentlich mal arbeiten würde. Das finde ich immer tierisch interessant. Es kommen ja auch viele Kunden immer zu mir, die erzählen dann auch, welchen Handwerksbetrieb die machen oder welchen Handwerksberuf sie machen. Und da erzählen wir dann auch lange und tauschen uns da gegenseitig aus. Das heißt, da würde ich schon gerne mal mit jemanden tauschen. Ansonsten, ja, gibt es viele Bereiche, mit denen man mal tauschen würde. Das heißt, ich würde auch gerne mal mit jemanden in der Politik tauschen, um zu wissen, wie das da alles so läuft, weil das interessiert mich auch noch mal sehr. Und wenn ich mal nicht arbeiten wollen würde, dann würde ich mit meinen Eltern tauschen, diesen Rentner. Ist ja auch mal ganz nett, für eine Woche das zu sein. Schade ja nicht.
Max: Das sind sehr viele schöne, spannende Ansätze. Um auf das Thema Handwerk nochmal zurückzugehen, du hast es so ein paar Berufe genannt und dir war immer klar, du möchtest mal ins Handwerk, waren da die Berufe Tischler, Goldschmied, waren das auch mal Optionen für dich, wo du dich mal darüber informiert hast, nachgedacht hast?
Till-David Peters: Ja, nachgedacht schon. Aber das ging dann recht schnell doch zum Beruf Sattler, da ich da auch das Praktikum dann gemacht hatte. Das heißt, die anderen Berufe fand ich zwar interessant, aber die hatte ich dann so ein bisschen im Hinterkopf einig gelassen und schon ein bisschen verworfen. Ansonsten wäre es einer von denen wahrscheinlich geworden, wenn es Sattler nicht gewesen wäre.
Max: Okay, ja das war jetzt eine Entscheidung, die du damals getroffen hast. Mich würde interessieren, was würdest du als die beste Entscheidung preisgeben oder die beste Entscheidung für dich selbst empfinden?
Till-David Peters: Jetzt auch beruflich hier mit Lübeck.
Max: Wie du möchtest, wenn du sagst, es war für dich die beste Entscheidung, dann kannst du natürlich das nennen.
Till-David Peters: In letzter Zeit war das die beste Entscheidung, die ich machen konnte, weil das erfüllt mich hier gerade. Jetzt habe ich hier noch mit Meißen angefangen, das bringt mir auch tierisch Spaß. Ich habe noch einen Fußballverein hier gefunden, das heißt, beschäftigt werde ich auch. Nein, das auf jeden Fall, ja.
Max: Das klingt jetzt alles so, als würde es komplett glatt am Schnürchen laufen. Doch so eine Selbständigkeit, die bringt doch auch immer irgendwelche Herausforderungen mit sich, oder? Wie war es für dich, dich selbstständig zu machen, da was zu gründen, gerade wenn es dann auch so eine spontane Aktion war, sag ich mal.
Till-David Peters: Ja, die spontane Aktion, die lief so ein bisschen wie mein Vater auch. Das heißt, der war vorher auch knapp 25, 30 Jahre selbstständig als Fotograf. Das heißt, der konnte mir schon sehr gut helfen, was ich beachten muss, auch mit Steuern und mit Buchhaltung, was ich da alles machen muss. Das heißt, das war schon eine sehr große Unterstützung. Und klar, in jedem Handwerk läuft nie alles glatt. Das heißt, es läuft immer irgendwas mal schief oder ein Kunde ist unzufrieden oder man muss noch was nacharbeiten. Das ist, glaube ich, in allen Berufen so. Ist dann immer ärgerlich, aber kann man nichts machen, muss man machen. Es geht trotzdem weiter. Das heißt viel auf denjenigen.
J. Peter Kruse: Wie ist der? Entschuldige, sag nochmal.
Till-David Peters: Fehler passieren jeden.
J. Peter Kruse: Du bist ja einfach reingesprungen in deine Aufgabe und hast es einfach ausprobiert. Wenn jetzt jemand zuhört und sagt, ja, ich will das eigentlich auch, welchen Tipp würdest du ihm mitgeben? Sagen, achte da drauf. Das solltest du unbedingt dran denken. Hast du so einen Tipp?
Till-David Peters: Ja, ich würde es alles vorher genauer planen. Das heißt, ich hatte es ja nicht wirklich groß geplant, hier mit Lübeck selbstständig machen. Aber demnächst würde ich schon raten, das alles doch ein bisschen durchzudenken, zu überlegen, okay, da steckt man viel Zeit, Geld und Arbeit rein. Ob man das wirklich möchte, das ist noch mal eine große Überlegung. Und Marketing ist natürlich auch noch mal eine große Sache. Das heißt, ich bin in einem Nischenberuf, ich musste wenig Werbung bis jetzt machen. Aber ein Tischler oder Elektriker, das ist natürlich ein Beruf. der viel, viel größer verbreitet ist als ein Sattler. Das heißt, da muss man dann schon mehr Werbung machen. Das würde ich auch schon nochmal den anderen raten.
J. Peter Kruse: Du profitierst im Marketing natürlich von den Empfehlungen um dich herum, oder? An dem Ort, wo du bist gerade.
Till-David Peters: Mh. Genau, das heißt, meine Werbung ist hauptsächlich oder bei mir läuft es hauptsächlich durch Mundpropaganda. Ich mache wenig Werbung, das heißt, ich habe eine Internetseite. Ich mache sehr, sehr wenig Instagram momentan noch, was eigentlich mehr werden muss, aber ansonsten mache ich eigentlich kaum Werbung.
J. Peter Kruse: Du hast gesagt, irgendwie wolltest du schon immer ins Handwerk gehen. Was würdest du sagen, was bedeutet für dich Handwerk?
Till-David Peters: Handwerk finde ich einfach super. Das heißt, was gibt es denn besseres als morgens anfangen zu arbeiten und abends zu sehen, was man überhaupt gemacht hat. Das heißt, man fertigt jeden Tag was Neues an, man sieht jeden Tag andere Sachen, man hat mit jedem Tag andere Kunden, mit denen man Kontakt hat, lernt neue Leute kennen und ein Handwerk bringt einen weiter. Das heißt, da kann man, Handwerk hat man nie ausgelernt, da kommen immer wieder neuere Sachen dazu. Man muss sich immer weiter entwickeln und weiter lernen. Also, eigentlich ist Handwerk... Das Beste, was man machen kann.
J. Peter Kruse: Du strahlst auch. Wir sehen es dir an, dass du irgendwie die richtige Entscheidung getroffen hast. Zum Schluss kommen jetzt noch vier ganz kurze Fragen, die du bitte auch ganz kurz und kompakt beantwortest. Die erste Frage ist, was ist Heimat für dich?
Till-David Peters: Ich habe es nicht.
Max: Absolut.
Till-David Peters: Heimat ist da, wo man sich wohlfühlt. Das heißt, wo Familie ist und wo Freunde sind.
Max: Hast du irgendein Vorbild?
Till-David Peters: Schwierig, so ein Vorbild direkt nicht. Aber... Ich würde schon gerne in die Fußstaffung von meinem Vater drehen.
J. Peter Kruse: Nächste Frage. Was ist glückwürdig?
Till-David Peters: Glück! Eine gute Frage. Also ich bin zwar sehr oft und sehr viel glücklich. Ich glaube, das liegt auch mit der Umgebung zusammen. Mit wem man zu tun hat, was man macht und ja, auch was man aus seinem Leben macht dann.
Max: Letzte Frage. Till, hast du irgendein Motto?
Till-David Peters: Da muss ich mal kurz überlegen. Also ich sag mir selbst immer, alles mit Humor nehmen, alles gelassen sehen, was auch immer sehr gut bei mir hilft, alles locker und nicht so ernst zu sehen. Und dadurch bin ich auch eigentlich immer recht schnell und oft gut gelaunt. Und das ist so das Motto, wo ich dran festhalte.
J. Peter Kruse: Vielen, vielen Dank für das Gespräch. Wir sind schon am Ende, wir sind durch. Also vielen, vielen Dank für das Gespräch und danke, dass du uns ja dein Gewerk ein bisschen erklärt hast. Das hören wir ja nicht so oft. Sattler ist ein seltenes Gewerk. Wir haben heute wieder viel gelernt und wir wünschen dir natürlich, dass du ja weiterhin viele Lenkräder hast, welche vom Bentley natürlich. Also alles Gute für deinen Betrieb. Danke dir.
Till-David Peters: Vielen, vielen Dank. Hat mich gefreut, hier zu sein, Max und Peter. Ich hoffe, man sieht sich noch mal.
Max: Danke dir, bis bald, ciao!
J. Peter Kruse: Danke, tschüss, ciao! Bleibt dran!
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